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Lumbalpunktion

Die Lumbalpunktion ist eine Untersuchungsmethode, bei der eine Probe der Flüssigkeit entnommen wird, die das Rückenmark umspült. Durch eine Lumbalpunktion ist die Diagnose von Nerven- oder Hirnerkrankungen möglich.

Lumpalpunktion
© IStock - magicmine

Lumbalpunktion

Die Lumbalpunktion ist eine Untersuchungsmethode, bei der eine Probe der Flüssigkeit entnommen wird, die das Rückenmark umspült. Diese Rückenmarks-Flüssigkeit heißt medizinisch Liquor cerebrospinalis. Ärzte verwenden allerdings zumeist die Kurzform Liquor. Durch eine Lumbalpunktion ist die Diagnose von Nerven- oder Hirnerkrankungen möglich.

Was ist Liquor?

Als Liquor wird die Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit bezeichnet. Im Volksmund findet man auch häufig den Begriff „Nervenwasser“, der das gleiche meint. Im Wirbelkanal unserer Wirbelsäule liegt das empfindliche Rückenmark. Zusammen mit unserem Gehirn bildet es das zentrale Nervensystem (ZNS) unseres Körpers. Um sowohl die Nerven des Rückenmarks als auch das Gehirn vor negativen äußeren Einflüssen und Stößen zu schützen, umspült Liquor diese empfindlichen Bereiche unseres Körpers.

In seiner normalen Zusammensetzung ist Liquor so klar wie Wasser und ebenso farblos. Im Liquor finden sich sehr wenige Zellen. Wenn sich Zellen im Liquor befinden, dann handelt es sich in der Regel um Lymphozyten. Darüber hinaus weist Liquor einen Eiweißgehalt von 0,15 bis 0,45 Gramm pro Liter auf. Zum Vergleich: In unserem Blutserum befindet sich durchschnittlich 75 Gramm Eiweiß pro Liter. Auch der Zuckergehalt des Liquor ist niedriger als der des Blutserums. Er beträgt meist 50 bis maximal 75 Prozent des Wertes des Blutserums.

Unser Körper produziert kontinuierlich Liquor. Da unser System allerdings nur durchschnittlich 120 bis 200 Milliliter Liquor beherbergen kann, absorbiert der Körper überflüssigen Liquor über unser Lymphsystem. Würde unser Körper dies nicht tun und sollte das Zentrale Nervensystem stets Liquor über seine benötigten Kapazitäten hinweg aufnehmen, würde der Druck auf unser Gehirn ständig zunehmen. Die Folge wäre die Bildung eines Wasserkopfes. Dies verhindert ein ewiger Kreislauf, der aus Liquor-Produktion und Liquor-Abbau besteht.

Wann ist eine Lumbalpunktion sinnvoll?

Durch eine Lumbalpunktion lassen sich Entzündungen der Nerven oder des Gehirns diagnostizieren. Der bei einer Lumbalpunktion entnommene Liquor gibt Aufschluss zu folgenden Erkrankungen:

  • Erkrankungen des Gehirns, die durch Entzündungen hervorgerufen werden wie eine Gehirnhautentzündung (Meningitis) oder auch eine Gehirnentzündung (Enzephalitis). Solche Erkrankungen werden meist durch Bakterien oder Viren hervorgerufen, die sich bei einer Lumbalpunktion im Liquor nachweisen lassen.

 

  • Multiple Sklerose (MS): Hierbei handelt es sich um eine Entzündung der Nerven, die zur Beeinträchtigung des ganzen Körpers führen kann. Diffuse Scherzempfindungen, Seh- und Gefühlsstörungen sowie Lähmungserscheinungen können auf Multiple Sklerose hindeuten. Bei MS reagiert das körpereigene Immunsystem auf bestimmte Zellen und zerstört deren Nervenhülle. Durch eine Lumbalpunktion lassen sich im Liquor Hinweise auf diesen Vorgang finden.

 

  • Blutungen in den Zwischenraum von mittlerer Hirnhaut und der mit Liquor gefüllten Hirnoberfläche, medizinisch auch Subarachnoidalblutung (SAB) genannt: Durch diese Einblutung erhöht sich der Druck auf das Gehirn. Sie äußert sich durch extrem starke Kopfschmerzen im hinteren Kopfbereich. Betroffenen sprechen auch von einem „Vernichtungskopfschmerz“, den sie in solch einer Stärke noch nie empfunden haben. In 25 Prozent der Fälle ist eine SAB für einen Schlaganfall verantwortlich. Bei einer Lumbalpunktion lässt sich diese Blutung im Liquor nachweisen.

 

  • Lyme-Borreliose: Diese Erkrankung wird durch sogenannte Borrelien ausgelöst. Dabei handelt es sich um Bakterien, die meist durch einen Zeckenbiss übertragen werden. Die Symptome einer Borreliose sind oftmals diffus und lassen sich schwer einordnen. Liegt der Verdacht einer sogenannten Nerven-Borreliose nahe, die sich in Nervenschmerzen und Lähmungserscheinungen äußert, kann mithilfe einer Lumbalpunktion untersucht werden, ob sich Borrelien im Liquor befinden.

 

  • Tumoren oder Krebserkrankungen, die sich an Gehirn, Rückenmark oder Hirnhaut angelagert haben. Auch Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen anderer Tumore in diesem Bereich können mithilfe der Lumbalpunktion entdeckt werden. Darüber hinaus gibt der entnommene Liquor auch Aufschluss darüber, ob der untersuchte Patient an Blutkrebs (Leukämie) oder auch Lymphkrebs (Lymphom) leidet.

 

Was ist vor einer Lumbalpunktion zu beachten?

Eine Lumbalpunktion kann nicht bei jedem Patienten durchgeführt werden. Menschen, die unter einem erhöhten Hirndruck leiden, dürfen dieser Untersuchung nicht unterzogen werden. Durch die Lumbalpunktion könnte eine Druckentlastung erfolgen, die dafür sorgt, dass eine sogenannte Hirneinklemmung stattfindet. Der Begriff Einklemmung steht für eine Verschiebung von Hirnmasse. Werden bei dieser Verschiebung wichtige Nerven eingeklemmt, kann es im schlimmsten Fall zum Tode des Patienten kommen.

Ein erhöhter Druck im Schädelinneren macht sich allerdings durch einige Symptome bemerkbar. Die Betroffenen klagen über starke Kopfschmerzen und Übelkeit, die bis zum Erbrechen führen. Darüber hinaus verändert sich der Augenhintergrund. Dies lässt sich mit einer entsprechenden Voruntersuchung feststellen.

Auch bei Menschen, die unter einer natürlichen Blutgerinnungsstörung leiden, oder aber Medikamente einnehmen, die die Gerinnung des Blutes verzögern, ist von einer Lumbalpunktion abzuraten. Während der Punktion selbst kann es zu Blutungen kommen, die dann z. B. auf die Nerven des Rückenmarks drücken würden. Die Folge wären Taubheitsgefühle, Schmerzen bis hin zu Lähmungserscheinungen.

Kann eine Lumbalpunktion auch therapeutischen Zwecken dienen?

In einigen Fällen kann eine Lumbalpunktion das Leben der Betroffenen erleichtern, nämlich dann, wenn es wichtig ist, das Medikamente im Rückenmark direkt wirken. Normalerweise verhindert dies die sogenannte Blut-Hirn-Schranke, die den Blutkreislauf mit seinen potenziell gefährlichen Krankheitserregern vom Gehirn und dem zentralen Nervensystem trennt. Somit sorgt die Blut-Hirn-Schranke zwar dafür, dass das lebenswichtige Milieu im Gehirn und ZNS stabil bleibt, doch verhindert sie auch, dass Medikamente bis dorthin vordringen und wirken können.

Im Rahmen einer Chemotherapie ist es allerdings manchmal nötig, dass die Medikamente am Rückenmark wirken und so wird die Blut-Hirn-Schranke durch die Lumbalpunktion und die Injizierung der Medikamente in den Liquor künstlich überwunden.

Darüber hinaus kann eine Lumbalpunktion helfen, einen erhöhten Liquordruck zu senken. Dies kann bei Hydrocephalus, im Volksmund auch Wasserkopf genannt, oder auch bei Einblutungen (Subarachnoidalblutung) der Fall sein.

Wie wird eine Lumbalpunktion durchgeführt?

Eine Lumbalpunktion ist ein relativ kleiner Eingriff, der im Sitzen oder in Seitenlage durchgeführt wird. Der Arzt führt eine sehr dünne Punktionsnadel in den Raum zwischen zwei untere Lendenwirbel ein. Über diese Punktionsnadel erfolgt während der Lumbalpunktion die Entnahme des Liquor. Es sind nur wenige Milliliter für eine Diagnose nötig. Nach erfolgreicher Entnahme zieht der behandelnde Arzt die Nadel wieder heraus und legt einen Verband an.

Die Lumbalpunktion erfolgt im unteren Bereich der Lendenwirbel, da das Rückenmark nicht mehr bis dorthin reicht. So ist die Gefahr einer Verletzung des Rückenmarks nicht mehr gegeben. Dennoch befinden sich auch in diesem Teil der Wirbelsäule Nervenwurzeln. Werden diese bei der Lumbalpunktion durch die Nadel berührt, spürt der Patient dies durch einen kurzen elektrisierenden Schmerz in seinem Bein. Nichtsdestotrotz ist die Lumbalpunktion in der Regel nicht schmerzhafter, als eine Blutabnahme und dauert meist auch nur wenige Minuten.

Welche Komplikationen sind bei einer Lumbalpunktion möglich?

Etwa 5% der Patienten klagen nach einer Lumbalpunktion über starke Kopfschmerzen. Manchmal sind sie so stark, das Übelkeit und Erbrechen hinzukommen. Diese Kopfschmerzen werden auch postpunktionelles Syndrom genannt und rühren von einem auftretenden Liquor-Unterdruck nach der Lumbalpunktion her. Sie treten in der Regel einen Tag nach der Lumbalpunktion auf und manifestieren sich, wenn die Betroffenen aufrecht stehen. Im Liegen sind die Kopfschmerzen erträglicher. Da Kopfschmerzen nach einer Lumbalpunktion aufgrund eines Mangels an Liquor auftreten, helfen hier keine klassischen Schmerzmittel. Die Einnahme von Koffein oder Theophyllin können Milderung verschaffen.

Entgegen früherer Empfehlungen hat es sich herausgestellt, dass weder ein längeres Ruhen noch vermehrtes Trinken nach der Lumbalpunktion dem „Unterdruckkopfschmerz“ entgegenwirkt. Somit können sich Patienten nach einer Lumbalpunktion wie gewohnt bewegen.

Melissa Seitz

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