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Eierstockkrebs

Als Eierstockkrebs werden bösartige Tumoren bezeichnet, die sich aus dem Gewebe des Eierstocks gebildet haben. In über 70 % der Fälle bildet sich der Tumor an der Epithelschicht (Deck- und Drüsengewebe) des Eierstocks.

Eierstockkrebs
© IStock - Raycat

Der Alltag nach der Therapie von Brust- und Eierstockkrebs

Patientinnen berichten, was ihnen geholfen hat

Die Krebstherapie ist beendet, die Patientinnen werden aus der Obhut von Klinik und Ärzten in den Alltag, entlassen. Doch nichts ist wie vor der Diagnose. Oft bleiben körperliche Beschwerden und das Erlebte muss erst einmal verarbeitet werden. Auch Sandra O. und Bettina O., NetzwerkStatt Krebs – Junge Selbsthilfe, berichten, was ihnen geholfen hat, in die Normalität zurückzukehren.

Sandra O. erhielt mit 37 die Diagnose Brustkrebs

„Meine Kinder waren zwölf, neun und knapp zwei Jahre alt, da erhielt ich die Diagnose Brustkrebs“, erinnert sich Sandra O. an den September 2012. Damals befand sich die Lehrerin gerade in Elternzeit, die Gewissheit, dass in ihrer rechten Brust ein hormonabhängiger Tumor gewachsen war, „war ein mir den Boden unter den Füßen wegziehender Schock“, erzählt sie. Was folgten waren Operation, Chemo und Bestrahlung. Heute nimmt sie noch ein Antihormonmedikament. „Unser Familienalltag ist in dieser Zeit normal geblieben. Wir haben z. B. auch Geburtstag gefeiert“, erzählt sie. „Ich war immer noch die Mutter, die am Leben der Kinder teilgenommen hat. Auch mein Mann hat mich so angenommen, wie ich nun bin“, berichtet Sandra O. weiter. Und betont: „Diese Normalität, die war nicht nur hilfreich, sie war heilend.“

Nach der Therapie hat sie gemeinsam mit der ganzen Familie eine Reha gemacht. Es sei eine tolle Zeit gewesen, die auch die Kinder sehr genossen hätten. Doch einfach war dieser Weg für Sandra O. nicht. „Gerade direkt nach der Therapie war ich körperlich unheimlich schwach, das habe ich erst gemerkt, wenn ich beispielsweise einen Hügel hochgelaufen bin, der für mich schon eine Herausforderung war“, bemerkt sie. Doch der Fitnesszustand habe sich stetig gebessert. Einschränkungen hat sie noch bei Empfindungen in Fingerspitzen und Füßen. „Ich habe Polyneuropathien, also kein Gefühl in Fingerspitzen und Füßen. Es fühlt sich an, als würde ich auf Watte laufen oder als wäre Tesafilm über die Sohlen geklebt.“ Doch damit hat sich Sandra O. arrangiert, ebenso mit der Tatsache, dass sie schneller müde wird oder sich etwas schlechter konzentrieren kann. Mittlerweile arbeitet sie wieder 14 Stunden in der Woche als Lehrerin, angefangen hat sie mit sechs Stunden. Diese langsame Wiedereingliederung sei hilfreich gewesen, sagt sie heute. Gerade am Anfang habe sie sich nach vier Stunden Unterricht hinlegen müssen. „Aber das ist besser geworden.“

Geholfen hat der dreifachen Mutter auch die Betreuung durch eine Psychoonkologin. Nach der Diagnose habe sie sich schnell bei ihr vorgestellt. „Sie hat mich toll durch die Chemotherapie begleitet und mich nach fünf Sitzungen als stabil entlassen“, bemerkt sie. Auch die Psychoonkologin in der Reha habe ihr bestätigt, dass sie keine Therapie brauche. Dennoch rät sie anderen Betroffenen: „Sie sollten die Hilfe frühzeitig in Anspruch nehmen.“

Da Sandra O. an einem stark hormonabhängigen Tumor erkrankt war, der zur Spätmetastasierung neigt, beschäftigt sie der Krebs noch immer. „Die Gedanken einen Rückfall erleiden zu können ist täglich präsent“, sagt sie. „Aber sie sind nicht Angst behaftet. Ich habe das Maximum an Therapie gemacht“, betont sie, weshalb sie sich davon die Freude am Leben nicht nehmen lässt. Und sie freut sich auch heute über Normalität, z. B., wenn sie sich wieder über Kleinigkeiten ärgern kann – ganz wie vor der Therapie.

Bettina O. erhielt 2012 mit 42 Jahren die Diagnose Eierstockkrebs

Bettina O. hat eine Krebstherapie hinter sich und sagt heute rückblickend: „Mir hat vor allem der Austausch mit anderen Betroffenen geholfen. Jeder hat ähnliche Ängste.“ Denn obwohl sie eine gute Prognose hatte, der Tumor hatte noch nicht gestreut und war auf die Eierstöcke begrenzt, war Bettina O. ziemlich angeschlagen. „Ich habe mich gefragt wie geht das aus, stimmt es, was die Ärzte sagen, dass die Prognose gut ist?“ Heute sei die Angst weniger geworden. „Die Zeit, die vergeht, hilft“, sagt sie. Die Ängste würden kleiner, eine Last falle ab. Als der Port, der für die Chemotherapie benötigt wird, entfernt wurde, „habe ich gedacht, mir geht es gut, ich will das Ding nicht mehr brauchen müssen.“

Doch nach der Therapie musste auch sie erst einmal wieder auf die Beine kommen, wollte sich erst zu Hause erholen und Kräfte sammeln. Deshalb schob Bettina O. ihre Anschlussrehabilitation soweit wie möglich nach hinten. „Die Ruhe zu Hause, die Tatsache, mich um nichts kümmern zu müssen, das hat mir geholfen.“ Auch die Familie sei eine große Unterstützung gewesen.

Auch, wenn sie im vergangenen Sommer wieder 50 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren ist, sagt sie: „Den Alltag, den ich vor der Erkrankung hatte, werde ich nicht mehr haben.“ Auch sie hat Empfindungsstörungen in Händen, muss regelmäßig zur Lymphdrainage und ist psychisch nicht mehr so belastbar. „Ich komme schneller an meine Grenzen.“ Trotzdem versucht sie, ihr Leben zu genießen. „Ich unternehme viel, fahre viel weg, versuche den Moment zu genießen und Wünsche nicht aufzuschieben.“ Noch heute hilft ihr der Austausch mit anderen Frauen, die Ähnliches erlebt haben. „Dieser Austausch ist schon wichtig“, erklärt sie. Betont aber auch: „Jeder muss einen eigenen Weg finden, mit den Folgen von Erkrankung und Therapie umzugehen. Und vielleicht auch verschiedene Wege ausprobieren.“

Ellen Schurer, Dipl.-Pädagogin und Gestalttherapeutin, Leiterin der Psychosoziale Krebsberatungsstelle der Hessischen Krebsgesellschaft

Auch Ellen Schurer weiß um die Einschränkungen der Patientinnen nach der Therapie. „Psychisch haben die Frauen vor allem mit Ängsten und Verunsicherung zu kämpfen“, erklärt sie. Auch seien sie z. T. weniger belastbar und stressresistent, dünnhäutig und es zeige sich Müdigkeit und Erschöpfung, oft auch Fatigue. Auch Polyneuropathien oder trockene Schleimhäute könnten die Folgen von Therapie sein. „Zudem gibt zahlreiche individuelle Folgereaktionen“, betont die Expertin.

Wenn Patientinnen sich nach der Therapie noch schlapp und müde fühlen, könne neben einer Reha auch regelmäßiger Reha-Sport und Bewegung helfen, in den Alltag zurückzufinden. „Zudem gibt es berufliche Wiedereingliederungsmodelle, die den Einstieg zurück in die Arbeitswelt erleichtern“, bemerkt sie. „Ob die Patientinnen durch eine Haushaltshilfe unterstützt werden können, entscheiden auf Antrag die Kassen.“

Auch in der Partnerschaft kann es bedingt durch das Erlebte auf beiden Seiten zu Problemen kommen. „Die Rolle des Partners hat sich durch die Erkrankung beispielsweise verändert, ebenso die Bedürfnisse jedes Einzelnen“, erklärt Ellen Schurer den Hintergrund. Häufig liege die Sexualität auf Eis. „Was hilft: offene und unterstützende Kommunikation“, betont sie. Die Paare sollten lernen, über ihre Gefühle zu sprechen und darüber, wie es jedem Einzelnen geht, aber auch was man sich vom Partner wünscht, rät sie.

Für viele Betroffenen spiele darüber hinaus die Angst vor einem Rezidiv eine große Rolle. „Die Patientinnen müssen lernen mit der Angst umzugehen. Dazu vermitteln wie in der Beratung auch konkrete Strategien zum Umgang mit der Angst wie etwa Angstregulation oder Entspannungstechniken“, erklärt sie. Außerdem könnten sich die Frauen auch an Krebsberatungsstellen oder niedergelassene Psychotherapeuten wenden. Oft helfe auch der Erfahrungsaustausch in Selbsthilfegruppen.

Quelle: Leben? Leben! 1/2016

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