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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Brustkrebs: Erfahrungen mit der Chemotherapie

Zwei Brustkrebspatientinnen berichten: Humor und lange Gespräche helfen

Es ist Sommer. Die Sonne brennt vom Himmel herab, Irmi L. steht in ihrem Garten und hängt trockene Wäsche ab. Plötzlich bemerkt sie ein Stechen und Brennen an der Außenseite ihrer Brust, vermutet, eine Biene hat sie gestochen.

Als sie an der betroffenen Stelle beginnt zu kratzen, bemerkt sie einen Knoten unter der Haut. Es ist der 16. Juli 2015. Irmi L. hat an diesem Nachmittag ihren Tumor in der Brust entdeckt. Nur wenige Tage später bekommt sie einen Termin beim Frauenarzt. „Dann geht alles ganz schnell“, berichtet sie. Es folgen Mammografie, Ultraschall und Biopsie. Sie bringen die Gewissheit: Es ist Brustkrebs. „Das Ergebnis hat mich kalt erwischt. Ich war mit dem Thema vorher noch nie konfrontiert worden“, erzählt sie. Und: Irmi L. ist an einem sehr aggressiven Krebs erkrankt, einige Lymphknoten sind bereits auffällig. Deshalb steht sofort fest: Eine Chemotherapie ist unbedingt notwendig.

Die damals 47-Jährige entscheidet sich gemeinsam mit den Ärzten für eine Chemotherapie vor Operation und Bestrahlung, eine sog. neoadjuvante Chemotherapie. Um die Diagnose verarbeiten zu können, verhängt Irmi L. zunächst eine Nachrichtensperre an die Familie, bis sie sich selbst mit der Situation vertraut gemacht hat. Ihr Mann hat dafür zunächst kein Verständnis. Ihre drei Kinder, damals 16, 18 und 20 Jahre alt, vertrauen sich nur ihren besten Freunden an. „Auch wenn Kinder schon älter sind, brauchen sie eine Anlaufstelle. Mir war nur wichtig, dass sie sich ihre Vertrauenspersonen bewusst aussuchen.“ Auch Irmi L. wollte selbst entscheiden, wann sie Freunde, Bekannte und Kollegen von ihrer Erkrankung erzählt, wann sie selbst bereit dafür ist.

Angst vor dem Haarverlust

Bereits vor Beginn der Chemotherapie kreisen die Gedanken von Irmi L. um die Nebenwirkungen. „Der Haarverlust war das Schlimmste für mich. Ich habe gleich gefragt, ob ich eine Perücke haben kann“, erinnert sie sich. Aufgrund ihrer von Natur aus sehr hellblonden Haare war es nicht einfach, eine passende zu finden, es gelang dann aber doch.

Bereits Anfang September erhält sie die erste Dosis, insgesamt erhält sie sechs Chemotherapien im Abstand von jeweils drei Wochen. „Die Nebenwirkungen haben sich mit jeder Chemo gesteigert“, erinnert sie sich. Bei der ersten Chemo leidet sie unter starker Übelkeit, die aber mit zusätzlichen Medikamenten ganz gut im Zaum gehalten wurden. Außerdem schmerzen die Muskeln und die Glieder, die Schleimhäute sind gereizt und brennen, sie ist müde und schlapp. „Die Reizungen der Schleimhäute habe ich mit der Komplementärbehandlung ganz gut in Grenzen halten können. Die Glieder- und Muskelschmerzen waren das größte Problem“, erzählt sie. „Nach der fünften Chemotherapie habe ich mich fast nicht mehr erholt, hatte starke Schmerzen und konnte kaum noch laufen. Da ging es mir fünf Wochen richtig schlecht.“ Die sechste und letzte Chemo erhält sie deshalb erst nach einer fünfwöchigen Pause.

Erschwerend hinzu kamen nach jeder Chemogabe fünf Spritzen zum Wiederaufbau der Leukozyten (weiße Blutkörperchen). Diese verursachten heftige Nebenwirkungen in der Wirbelsäule, da die neuen Blutkörperchen im Rückenmark gebildet werden. „Herkömmliche Schmerzmittel zeigten keine Wirkung und so lag ich nach jedem Zyklus zwei bis vier Tage viel im Bett. Insgesamt fühlte ich mich während der gesamten Chemo sehr müde und schlapp“, erinnert sich Irmi L.

Geholfen hat ihr in dieser Zeit, ihrem Tumor beim Schrumpfen zuzusehen. Nach der zweiten, vierten und sechsten Chemogabe wurde bei den Tumorkontrolluntersuchungen per Ultraschall deutlich, dass dieser sich jeweils um ein Drittel verkleinert hatte. „Diese Befunde haben mich motiviert und so konnte ich die Behandlung besser ertragen“, erinnert sie sich.

Blutbild regelmäßig kontrollieren

Trotzdem hat sie auch in dieser Zeit ihren Lebensmut nicht verloren, ihren Alltag und ihre Aufgaben so gut wie möglich erledigt. „Den Alltag weiter zu leben, dass ist wichtig“, sagt sie. Geholfen hat Irmi L. vor allem die Unterstützung durch ihren Hausarzt, der auf der Basis eines regelmäßigen Blutbildes stets kontrollierte, welche Nährstoffe und Mineralstoffe Irmi L. benötigte, damit ihr Körper die Chemotherapie überstehen kann und sie auch homöopathisch behandelte. Außerdem besucht sie Vorträge in der Nähe von namhaften Onkologen, erfährt so, dass beispielsweise Linsenextrakt helfen kann.

„Und ich habe mir immer wieder vor Augen geführt, wie viele Leute für mich unterwegs sind, damit es mir wieder besser geht. Das hat meinen Blick verändert, ich bin mit einer positiven Einstellung durch die Krankheit und die Behandlung gegangen“, erzählt sie. „Die Krankheit hat mir bisher mehr gegeben, als sie genommen hat“, sagt sie ein gutes Jahr nach der Diagnose.

Telefonate helfen in schweren Stunden

In all dieser Zeit hat sie den Kontakt zu ihren Arbeitskollegen aufrecht erhalten, hat ihnen regelmäßig, der Situation entsprechend humorvolle Postkarten geschickt, berichtet, wie es ihr geht – und durfte erfahren, dass die Kollegen Anteil nahmen, zwei von ihnen sich sogar nahezu täglich um sie kümmerten. „Ich hatte viel Rückhalt. Soziale Kontakte sind wichtig, ebenso, sich zu öffnen, damit man Hilfe erfahren kann“, bemerkt sie. Auch deshalb hat sie lange Telefonate geführt, besonders dann, wenn es ihr schlecht ging, sie nur im Bett liegen konnte.

Halt findet sie nach der zweiten Chemotherapie auch in einer Selbsthilfegruppe. Beim Ausfüllen von Formularen hilft ihr die Krebsberatung. Ihre Ängste, Nöte und Sorgen bespricht sie mit einer Heilpraktikerin, die sie auch psychologisch sehr gut aufgefangen hat. Mit ihrer Hilfe bewältigt sie die während der Chemo aufkommende Krise in ihrer Partnerschaft.

Für Irmi L. war das eine sehr schwere Zeit. „Ohne Humor wäre ich auch durchgekommen, aber mit Humor geht bekanntlich alles besser“, sagt sie und macht z. B. ein Foto von sich mit einer pinkfarbenen Perücke auf dem Kopf und schickt dieses weiter als Nachricht an ihre Kollegen.

Nebenwirkungen sind hartnäckig

Diesen Humor hat sich auch Stephanie K. behalten und sagt: „Humor ist doch, wenn man trotzdem lacht.“ Sie erhielt ihre letzte Chemotherapie im Dezember 2013, leidet noch heute unter den Nebenwirkungen: hat Taubheitsgefühle im Arm, Probleme mit Geschmacks- und Geruchssinn, muss einmal in der Woche zu ihrem Arzt, um eine Vitamin-Spritze zu erhalten, zwei Mal pro Woche zur Lymphdrainage. Heute sagt sie ganz klar: „Ich habe die Nebenwirkungen unterschätzt. Man schiebt sie am Anfang einfach so weit wie möglich von sich weg.“

Auch während der Chemotherapie hatte sie zu knabbern, erhielt, wie Irmi L., eine sehr starke Therapie. Zu schaffen machten ihr u. a. Appetitlosigkeit, Übelkeit und Nasenbluten. Trotzdem ging sie in dieser Zeit ein bis zwei Mal am Tag mit ihren Hunden spazieren, machte sich keine Gedanken über ihre Außenwirkung. „Das war mir in dieser Zeit ziemlich egal“, betont sie. Besonderen Halt fand sie auch in ihrem Lebensgefährten Michael, der ihr stets zur Seite stand.

Ihre langen dunklen Haare hat sich Stephanie K. bereits vor der Chemotherapie in zwei Stufen abgeschnitten. „Ich fand es deprimierend zu warten, bis sie einfach ausfallen“, berichtet sie. Noch nie zuvor hat sie kurze Haare getragen, findet aber keine passende Perücke mit ihrer ursprünglichen Frisur. Doch der Spezialist macht ihr mehrere Vorschläge, „und plötzlich war ich blond“, erzählt sie. Und ist es bis heute geblieben. „Ich trage jetzt einen blonden Irokesenschnitt.“

Arbeitsalltag ist kräftezehrend

Den Arbeitsalltag zu bewältigen, fällt ihr heute noch schwer. „Wenn ich abends nach Hause komme, gehe ich auf dem Zahnfleisch, ich schaffe es beispielsweise auch nicht zum Rehasport.“ Zusätzlich macht ihr eine Nervenschädigung im Bein zu schaffen, das ab und zu einfach unvorhergesehen wegknickt. „In der Öffentlichkeit ist mir das dann schon unangenehm“, gesteht Stephanie K.

Trotz all dieser Einschränkungen sagt sie: „Wenn es so bleibt, wie es jetzt ist, bin ich zufrieden. Wenn ich mir selbst leidtue, habe ich auch nichts davon.“ Ihr Wille, ihren Alltag ebenso wie vor der Erkrankung zu meistern, ist groß, ihre Arbeitszeit reduzieren möchte sie nicht. Sie hofft, dass sich die Nebenwirkungen nicht verschlimmern. Als Nächstes steht eine Rehabilitation an, verbunden mit der Hoffnung, dass sie Körper und Seele ein wenig Auftrieb gibt.

Quelle: Leben? Leben!

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