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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Leben mit Brustkrebs: Nichts als Stille?

Wie das Gespräch mit Partner und Familie gelingen kann

Eine Krebserkrankung ist nicht nur körperlich eine schwere Belastung, sondern auch psychisch und sozial. Mit der Krankheit und der damit verbundenen Therapie und ihren möglichen Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen verändert sich nicht nur der Körper, sondern auch das seelische Gleichgewicht.

„Die psychosozialen Aspekte und damit einhergehende Veränderungen der Erkrankung so vielfältig wie die Menschen selbst“, bemerkt Diplom-Sozialpädagogin und Psychoonkologin Gudrun Bruns, Krebsberatungsstelle Münster. Neben den körperlichen Veränderungen z. B. durch eine Operation oder eine Chemotherapie sehen sich die Patientinnen auch oft einer verminderten Leistungsfähigkeit gegenüber, die dann auch im Alltag zu einer realen Überforderung führt. Hinzu kommen Ängste vor einem Fortschreiten der Erkrankung vor Sterben, aber auch ökonomisch-existenzielle Ängste.

„Auch Traurigkeit und Verlusterleben sind Gefühle, mit denen viele Betroffene konfrontiert sind: Verlust von Gesundheit, Eigenständigkeit, Attraktivität oder auch der Libido“, bemerkt Gudrun Bruns.
Doch nicht nur die Patientinnen selbst sind von den einschneidenden Veränderungen und damit einhergehenden Gefühlen betroffen, sondern auch Angehörige und Freunde. Auch sie gehen ganz unterschiedlich mit der neuen Situation um, sind selbst etwa mit der Angst konfrontiert, einen nahestehenden Menschen zu verlieren.

Rolle in der Familie verändert sich

Zudem kann eine Krebserkrankung die bisher ausgeübte Rollenverteilung in einer Partnerschaft auf den Kopf stellen, weil der Erkrankte nicht mehr in der Lage ist, seine vorher ausgeübten Tätigkeiten – etwa bei der Arbeitsstelle, im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung – auszufüllen. Mit diesen Rollenverlusten geht häufig auch eine starke Veränderung der Identität einher.

Einige Betroffene und Angehörige fühlen sich durch die Krankheit und die damit einhergehenden Veränderungen so stark belastet, dass sie in eine psychische Krisensituation geraten. Um dies zu vermeiden, ist die Verarbeitung der Krankheit für die Patientinnen selbst aber auch ihre Angehörigen eine wichtige Aufgabe. Psychoonkologen oder Psychotherapeuten in Kliniken oder Krebsberatungsstellen können bei der Verarbeitung behilflich sein.

Wichtig ist, dass krebskranke Menschen und ihre Angehörigen ihre individuellen und sozialen Ressourcen erkennen und nutzen. „Diese geraten in Belastungssituationen häufig aus dem Blick“, weiß Gudrun Bruns aus Erfahrung. „Aber es kann sehr hilfreich sein, die eigenen Stärken wieder bewusst wahrzunehmen und auch zu nutzen und zu entdecken, was Kraft gibt und Freude bringt. So kann durch eine konkrete Planung von Freizeit und Aktivitäten das Wohlbefinden häufig verbessert werden.“ Die Psychoonkologin rät außerdem dazu, die angebotene Unterstützung von Freunden und Familien anzunehmen.

Offene Gespräche fallen schwer

Allerdings ist es für Betroffene nicht immer leicht, mit Familie und Freunden über die Erkrankung zu sprechen und selbst Angehörige wissen oft nicht recht, welche Worte sie wählen sollen, um ihr Mitgefühl auszudrücken. „Offene Gespräche über belastende Gefühle fallen deshalb oft schwer“, bemerkt Gudrun Bruns. Selbst wenn es gelingt, den Krebs und die damit einhergehenden Ängste und Nöte zu thematisieren, werden diese Gespräche von beiden Seiten oft als sehr belastend erlebt.

Häufig berichten Betroffene davon, dass sie Bemerkungen von Freunden, Verwandten und Bekannten wie: „Das wird schon wieder!“, als problematisch empfinden – seien diese aufmunternden Worte auch noch so gut gemeint. Dem Erkrankten hilft es dagegen eher, wenn Angehörige und Freund eigene Gefühle ansprechen und damit zu einer offenen Kommunikation einladen. So kann etwa die Frage: „Ich habe gehört, dass du eine Krebserkrankung hast, und bin unsicher, wie ich damit umgehen soll. Mich interessiert, wie es dir geht, möchtest du mit mir darüber sprechen?“, eine Aufforderung sein, die Interesse vermittelt und ein Gesprächsangebot darstellt.

Kinder über Krankheit informieren

Mithilfe offener Gespräche kann es dann gelingen, eine Nähe zwischen Patientinnen und Angehörigen und Freunden herzustellen, sodass sich alle Beteiligten nicht mehr allein fühlen. „Damit gibt es nicht gleich auch Lösungen für die vorhandenen Probleme, aber es lösen sich Anspannungen“, betont die Expertin. Sie rät dazu, auch Kinder in Gespräche über die Krankheit und die Veränderungen mit einzubeziehen. Denn Kinder spüren die Veränderungen und werden diese offen und ehrlich kommuniziert, kann dies dem Nachwuchs dabei helfen, die Angst vor der neuen Situation zu verlieren. Selbst dann, wenn die Nachrichten selbst als belastend empfunden werden.

Für die Partnerschaft kann es hilfreich sein, wenn die mit der Krankheit einhergehenden Veränderungen als gemeinsame Aufgabe verstanden und dann gemeinsam Lösungen und Strategien entwickeln werden, wie beide Partner mit der Veränderung umgehen können. „Das kann z. B. auch dazu führen, dass neue, gemeinsame Freizeitaktivitäten entdeckt werden“, berichtet Gudrun Bruns.

Körperliche Nähe geht oft verloren

In Partnerschaften ist auch ein offener Austausch über Wünsche und Bedürfnisse nach körperlicher Nähe und Sexualität wichtig. Manche organischen Veränderungen führen dazu, dass Sexualität nicht mehr so gelebt werden kann wie gewohnt, sodass die Partner gemeinsam neue Wege entwickeln müssen, auch weiterhin körperliche Nähe und lustvolle Sexualität miteinander zu erleben.

Die Inanspruchnahme von Sozialleistungen kann auf die Verbesserung der Lebensqualität einen erheblichen Einfluss haben. Maßnahmen zur medizinischen und beruflichen Rehabilitation, finanzielle Hilfen und Nachteilsausgleiche bei Schwerbehinderungen sind Beispiele dafür. Informationen und Hilfen bei Antragstellungen bieten Sozialdienste in Krankenhäusern und Krebsberatungsstellen.

Mit psychoonkologischen Interventionen können viele Belastungen von Betroffenen und Angehörigen reduziert und die Lebensqualität verbessert werden. Sie sollte möglichst allen Betroffenen und Angehörigen angeboten werden.

Quelle: Leben? Leben! 4/2017

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