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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Dekubitus vorbeugen und behandeln

Dekubitus, umgangssprachlich meist als Wundliegen bezeichnet, ist nicht nur ein Problem Bettlägeriger. Es betrifft auch Menschen, die aufgrund von Bewegungseinschränkungen längere Zeit in derselben Haltung verharren, z. B. Rollstuhlfahrer. Kontrakturen, d. h. Bewegungseinschränkungen von Gelenken, die sich bei der MS manchmal entwickeln, weil bestimmte Gelenke nicht oder nur unzureichend bewegt werden können, erhöhen die Gefahr für die Entstehung eines Dekubitusgeschwürs.

Ein Dekubitusgeschwür, das auch als Druckgeschwür bezeichnet wird, entsteht – wie der deutsche Name schon sagt – vornehmlich durch Druck vor allem an Körperstellen, an denen die Knochen vorstehen und nur geringfügig durch Fett und Muskeln abgepolstert sind. Bei Rollstuhlfahrern ist bevorzugt der Gesäßbereich betroffen, aber auch in der Kniebeuge und an den Fersen kann sich ein Dekubitus entwickeln.

Entstehung eines Druckgeschwürs

Besonders gefährdet für einen Dekubitus sind Menschen, die sich aus eigener Kraft nicht oder kaum noch bewegen können. Sitzen oder liegen sie über einen längeren Zeitraum in der gleichen Position, ohne auch nur kleine Ausgleichsbewegungen zu machen, werden an bestimmten Stellen des Körpers – hauptsächlich in den Bereichen mit ungepolsterten Knochenvorsprüngen – die kleinen Blutgefäße zusammengedrückt. Die Folge: Das umliegende Gewebe wird nicht mehr ausreichend mit Blut und damit mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, auch die „Müllabfuhr“ des Körpers, der Abtransport von Stoffwechselabbauprodukten über die Venen funktioniert nicht mehr richtig. Bei Personen, die sich aus eigener Kraft bewegen können, kommt es spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem der Druck zu groß wird und Stoffwechselprodukte nicht mehr abtransportiert werden, normalerweise zu einer Art Reflex – der Betroffene macht eine Bewegung, um den Körper und damit den Druck zu verlagern. Doch bei starken Bewegungseinschränkungen ist das ggf. nicht möglich.

Das wiederum führt dazu, dass einerseits Körperzellen in dem betroffenen Bereich absterben und sich andererseits die arteriellen Blutgefäße erweitern, um die Durchblutung in diesem Areal zu erhöhen. Die gesteigerte Durchblutung ist von außen erkennbar: als Rötung der Haut, die nicht von selbst nach kurzer Zeit verschwindet. Durch die Weitstellung der Blutgefäße dringt schließlich auch Wasser aus den Gefäßen ins umliegende Gewebe. Es bilden sich Wasseransammlungen (Ödeme), erkennbar an der Schwellung des betroffenen Bereichs. Immer mehr Körperzellen sterben ab, es entstehen Blasen auf der Haut und schließlich Wunden und Geschwüre, die sich in alle Hautschichten und bis in die Sehnen, Muskeln und Knochen ausbreiten und diese schädigen können. Ein solches Druckgeschwür kann sich infizieren; im schlimmsten Fall kann es zu einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen. In den meisten Fällen ist dies sehr schmerzhaft.

Zu den Risikofaktoren für einen Dekubitus zählen neben Bewegungseinschränkungen auch Einschränkungen der Sinnesreize, also eine verminderte Wahrnehmung von Temperaturunterschieden oder Schmerzen, Über- oder Untergewicht, Inkontinenz (das feuchte Millieu erhöht die Gefahr für ein Geschwür und dessen Infektion) und zusätzliche Erkrankungen wie Diabetes mellitus.

Wie sieht die Behandlung aus?

Von MS Betroffene, die im Rollstuhl sitzen und bei denen Einschränkungen der Sinneswahrnehmung vorliegen, sollten regelmäßig überprüfen oder überprüfen lassen, ob sich im Bereich des Gesäßes, den Kniebeugen oder den Fersen Anzeichen von Druckgeschwüren zeigen. Zunächst sind es begrenzte Hautrötungen, die auch dann nicht verblassen, wenn jemand mit den Fingern in diesem Bereich Druck ausübt. In diesem ersten Stadium des Dekubitus ist die Behandlung vergleichsweise einfach – der betroffene Bereich muss von Druck entlastet werden. Jemand, der im Rollstuhl sitzt, kann z. B. ein spezielles Dekubitus-Sitzkissen benutzen, das zur Druckentlastung beiträgt. Sinnvollerweise sollten Betroffene ihren Arzt fragen, ob und für wie lange sie sitzen dürfen. Bei Personen, die ihre Sitz- oder Liegeposition nicht allein verändern können, sollte ein regelmäßiger Lagerungswechsel durch einen Helfer in vorher festgelegten Abständen erfolgen. Spezielle Matratzen (z. B. Wechseldruckmatratzen) helfen bei der Druckentlastung im Liegen, können jedoch die regelmäßige Veränderung der Lagerung nicht ersetzen.

Ist das Druckgeschwür schon weiter fortgeschritten, muss die Wunde zunächst (möglicherweise chirurgisch) gesäubert werden, um eine Infektion zu vermeiden. Dann wird i. d. R. ein Verband angelegt, der in regelmäßigen Abständen gewechselt werden muss. Da Druckgeschwüre u. U. stark schmerzen, ist eine Therapie mit Schmerzmitteln meist notwendig. Die Schmerzmittel sollte hierbei stets der Arzt verordnen.

Die Deutsche Dekubitus-Liga e. V. empfiehlt zudem, die Hautstelle auf keinen Fall zu massieren oder mit Alkohol, zink- oder fetthaltigen Salben, die die Poren der Haut verstopfen können (z. B. Vaseline), einzureiben. Diese Maßnahmen könnten den Dekubitus noch verschlimmern. Auch Felle, Sitzringe oder mit Wasser gefüllte Kissen/Matratzen sollten nicht verwendet werden.

Vorbeugen – das A und O

Damit es erst gar nicht zu einem Druckgeschwür kommt, sollten von MS Betroffene mit Bewegungs- und Sinneseinschränkungen Vorsorge treffen. Zu den hilfreichsten Maßnahmen gehört die Bewegungsförderung. So sollten von MS Betroffene, die im Rollstuhl sitzen und ihre Beine nicht selbst bewegen können, zur Vorbeugung von Kontrakturen darauf bestehen, dass eine Pflegekraft mit ihnen passive Bewegungsübungen durchführt, bei denen z. B. die Beine gestreckt und gebeugt und die Füße bewegt werden. Nach Anleitung durch einen Physiotherapeuten können das auch Angehörige übernehmen, wenn diese körperlich dazu in der Lage sind. Wer kann, sollte seine Sitzhaltung im Rollstuhl in regelmäßigen Abständen selbst verändern, z. B. durch leichtes Anheben des Gesäßes mithilfe der Arme. Selbst kleinste Lageveränderungen sind für die Dekubitusprophylaxe hilfreich.

In den Rollstuhl gehört bei Personen mit stärkeren Bewegungseinschränkungen unbedingt ein Antidekubitus-Sitzkissen, das zuvor ausprobiert werden sollte, um das individuell richtige Produkt auszuwählen. Bei wiederkehrenden Druckgeschwüren sollten Rollstuhlfahrer darüber nachdenken, ob für sie ein Stehrollstuhl geeignet wäre, in dem sie abwechseln sitzen oder stehen können. Menschen, die auch im Liegen Probleme mit der Lageveränderung haben, sollten sich eine spezielle Matratze anschaffen, die dem Wundliegen vorbeugt. Es gibt u. a. sog. Weichlagerungsmatratzen und Wechseldruckmatratzen, außerdem Mikrostimulations-Systeme (MiS). Bei den Weichlagerungsmatratzen sinkt der Betroffene mit einer größeren Körperfläche in die Matratze ein – der Druck auf einzelne Körperpartien vermindert sich. Bei den Wechseldruckmatratzen handelt es sich um Matratzen, die mit Luft gefüllte Kammern enthalten, aus denen in bestimmten Abständen Luft abgelassen bzw. in die Luft hineingepumpt wird. Mikrostimulations-Systeme fördern durch eine spezielle Federung die Eigenbewegungen des Betroffenen. Ob eine solche Matratze – und wenn ja, welche – sinnvoll ist, muss jeder Patient selbst entscheiden, z. B. durch Ausprobieren. Die Kosten für eine solche Matratze erstatten die gesetzlichen Krankenkassen nicht in allen Fällen. Eine vorherige Nachfrage bei der Kasse ist daher sinnvoll.

Wichtig ist auch die richtige Hautpflege – eine ausreichende Hygiene ist zur Vorbeugung von Dekubitus sinnvoll, allerdings sollte auf austrocknende und die Haut strapazierende Mittel verzichtet werden. Zu häufiges Waschen kann die Haut ebenfalls austrocknen.

Quelle: Befund MS 01/2013

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