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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Entdeckung von Immunzellen in Hirnhäuten kann MS-Therapie beinflussen

Wissenschaftler der School of Medicine an der Universität Virginia (UVA) haben in den Hirnhäuten einen seltenen, leistungsstarken Typ Immunzellen entdeckt. Sie vermuten, dass diese Zellen zusätzlich zu ihrer Funktion, die Gesundheit des Gehirns aufrechtzuerhalten, eine entscheidende, aber bislang unbekannte Rolle im Kampf gegen Alzheimer-Demenz, MS, Hirnhautentzündung und andere neurologische Krankheiten spielen können. Indem sie die Fähigkeiten dieser Zellen nutzen, könnten Mediziner in die Lage versetzt werden, neue Behandlungen für neurologische Krankheiten, Schädel-Hirn-Traumata sowie für Rückenmarkverletzungen und Migräne zu entwickeln.

Außerdem nehmen Forscher an, dass die Zellen das fehlende Bindeglied zwischen dem Gehirn und den Mikroorganismen (Mikrobiom) im Darm sein könnten, einer Beziehung, die sich bereits als bedeutsam bei der Entstehung der Parkinsonkrankheit erwiesen hat. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Journal of Experimental Medicine veröffentlicht, so die UVA.

Unerwartete Entdeckung

Die als angeborene Lymphozyten vom Typ 2 bezeichneten Zellen wurden bereits im Darm, in der Lunge und der Haut gefunden und sind ein Teil der Körperabwehr. Dass sie jetzt auch in den Hirnhäuten entdeckt wurden, den Membranen, die das Gehirn umhüllen, ist eine Überraschung. Das Team um Jonathan Kipnis fand sie im Rahmen seiner Entdeckung, dass das Gehirn und das Immunsystem durch Lymphgefäße verbunden sind, von denen lange niemand geglaubt hat, dass sie existieren.

„Das zeigt, dass die Interaktion zwischen Immunsystem und Gehirn bedeutender ist als gedacht,“, sagt Kipnis. „Lange Zeit glaubte man, dass diese beiden Systeme nicht miteinander kommunizieren, aber ganz allmählich beginnen wir das ganze Bild zu sehen. Nicht nur, dass diese Immunzellen im Bereich nahe dem Gehirn gefunden wurden, sie sind ein integraler Bestandteil für seine Funktion. Wenn das Gehirn oder das Rückenmark verletzt werden, ist eine Wiederherstellung ohne die Hilfe dieser Zellen viel, viel schwieriger.“

Interessanterweise wurden die Immunzellen entlang der Gefäße gefunden, die das Team um Kipnis entdeckt hat. „Sie sitzen den Lymphgefäßen auf und das ist ziemlich sonderbar“, so Sachin Gadani, einer der Forscher. „Die Zellen befinden sich nicht in den Gefäßen, sondern ummanteln sie geradezu.“

Wichtige Rolle für die Krankheitsabwehr

Immunzellen spielen verschiedene wichtige Rollen im Körper, sie schützen u. a. vor Krankheitserregern, lösen aber auch allergische Reaktionen aus. Die Forscher um Kipnis untersuchten die Rolle der neu entdeckten Immunzellen beim Schutz des Gehirns und fanden heraus, dass sie unerlässlich für die Antwort des Körpers auf Rückenmarkverletzungen sind. Doch es ist ihre Rolle im Darm, die Kipnis vermuten lässt, dass sie unverzichtbar für die Kommunikation zwischen der Immunantwort des Gehirns und des Mikrobioms sein könnten. Das wiederum könnte sich als wichtig entpuppen, denn die Darmflora ist entscheidend daran beteiligt, Gesundheit und Wohlbefinden aufrechtzuerhalten.

„Diese Zellen sind möglicherweise der Vermittler zwischen dem Darm und dem Gehirn. Sie sind die Zellen im Körper, die hauptsächlich auf mikrobiotische Veränderungen im Darm reagieren. Möglicherweise wandern sie vom Darm zum Gehirn, vielleicht stellen sie jedoch auch einen Stoff her, der ihre Verwandten im Gehirn beeinflusst. Sie sind jedenfalls im Darm zu finden und auch im Gehirn“, so Kipnis. „Wir wissen, dass das Gehirn auf das reagiert, was im Darm passiert. Ist es daher nicht logisch, dass diese Zellen beide Organsysteme miteinander verbinden?“

Es sind weitere Forschungen notwendig, um die exakte Rolle der Immunzellen in den Hirnhäuten zu verstehen, doch Gadani stellt fest, dass es nahezu sicher ist, dass die Zellen eine wichtige Rolle bei einer Vielzahl neurologischer Krankheiten spielen. „Es ist fast undenkbar, dass sie keine Rolle bei Migräne und weiteren Erkrankungen spielen“, sagt er. „Das Langzeitziel ist daher, Wirkstoffe zu entwickeln, die auf diese Zellen abzielen. Ich glaube, dass diese sehr wirksam bei der Behandlung von Migräne und MS und möglicherweise auch bei anderen Erkrankungen sein könnten.“

Quelle: Befund MS 3/2017

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