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Morbus Crohn

Morbus Crohn gehört zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Mit ungefähr 40 % befällt die Erkrankung vorwiegend das Ileum (= unterer Teil des Dünndarms) und das Kolon (= Teil des Dickdarms).

Morbus Crohn
© iStock - wildpixel

Entstehung von Morbus Crohn

Morbus Crohn wird zu den Autoimmunerkrankungen gezählt. Das bedeutet, das Immunsystem greift körpereigene gesunde Zellen an. Woher diese Störung kommt, ist noch nicht abschließend geklärt.

Im Darm befindet sich eine Vielzahl von verschiedenen Bakterienstämmen (insgesamt etwa 10 Billionen Mikroben), die u. a. für die Verdauung zuständig sind. Sie leben zusammen in einem empfindlichen Gleichgewicht mit den Darmepithelzellen, die Eiweiße für die natürliche Schutzschicht der Darmschleimhaut bilden, und den Immunzellen. Diese Immunzellen produzieren einen Botenstoff, der die Epithelzellen des Darms zu Reparatur und Regeneration stimuliert. Besteht nun eine Störung der Immunzellen, wird dieser Botenstoff (Interleukin-22) nicht mehr produziert. Somit ist der Schutz der Darmschleimhaut vor aggressiven Bakterien nicht mehr ausreichend.

Als Ursache für diese Störung werden mehrere Faktoren diskutiert. Forscher in den USA haben herausgefunden, dass die übermäßige Einnahme von Antibiotika die Darmflora nachhaltig negativ beeinflussen kann. Sie verändert die Anzahl der Bakterien von verschiedenen Stämmen in der Weise, dass einige Populationen wachsen, während andere kleiner werden oder sogar ganz verschwinden. Entzündungen haben dadurch einen besseren Nährboden, um sich zu entwickeln und auszubreiten.

Verursacht ein Gendefekt Morbus Crohn?

Diskutiert wird zudem ein Gendefekt. Patienten mit Morbus Crohn unterscheiden sich in der Regulation von rund 500 Genen von einem gesunden Menschen. Wissenschaftler vermuten, dass einige hyperaktive Gene aufgrund einer vermehrten Produktion von Botenstoffen die Immunzellen zu einer überhöhten Aktivität anregen und so die Entzündungen entstehen lassen. Betroffen können davon auch diejenigen Immunzellen sein, die für die Bildung der Lymphknoten verantwortlich sind (sog. Paneth-Zellen). Sie verhindern den Bakterienbefall auf der Darmschleimhaut, indem sie sog. Defensine bilden. Diese bestehen aus etwa 30 Eiweißbausteinen und wirken wie ein köpereigenes Antibiotikum.

Wissenschaftler am Robert Koch-Institut und am Deutschen Krebsforschungszentrum haben herausgefunden, dass Patienten mit Morbus Crohn weniger Defensine im Darm aufweisen als gesunde Menschen. Dafür verantwortlich ist vermutlich die Anzahl der Gene, die für die Defensine kodieren. Sie befinden sich auf dem Chromosom 8. Eine gesunde Zelle enthält vier Kopien dieses Gens, wohingegen eine Zelle bei Morbus Crohn-Patienten mit Dickdarmbefall nur drei Kopien aufweist. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dies zu einer verminderten Abwehrkraft des Darms führt. Denn aufgrund der fehlenden Reinigungsfunktion der Defensine können sich die aggressiven Bakterien im Darm auf ein ungesundes Maß erhöhen, so die Darmflora durcheinander bringen und noch mehr Bakterien das Eindringen in den Darm ermöglichen, da sie eine größere Durchlässigkeit der Darmwand bewirken können.

Andere defekte Gene verhindern möglicherweise zudem durch eine sinkende Zahl von gesunden Immunzellen die Reparatur der Darmepithelzellen und verringern dadurch deren Schutzfunktion. Betroffen davon ist u. a. das NOD2-Gen, welches eben dieser Funktion nachkommt. Ausgelöst werden diese Gendefekte eventuell durch eine erbliche Vorbelastung oder auch ungünstige Umwelteinflüsse.

Eine weitere Erklärung für die Entstehung von Morbus Crohn wird in unseren heutigen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten gesehen, die in Verbindung mit einer erblichen Belastung das Risiko, Morbus Crohn zu bekommen, erhöhen können. So sollen ungesundes Essverhalten und eine übermäßige Hygiene ausschlaggebend sein. Aber auch sehr viel Stress kann zur Verschlechterung des Zustandes beitragen.

Jana Klünsch

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