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Zöliakie

Bei Menschen, die an Zöliakie erkrankt sind, wird durch den Verzehr von Lebensmitteln, die Gluten enthalten, eine entzündliche Reaktion in der Dünndarmschleimhaut ausgelöst, die zu einer chronischen Erkrankung des Dünndarms führt (Enteropathie).

Zöliakie
© istock - MarsBars

Neuropathien bei Zöliakie

Neuropathien sind Erkrankungen des peripheren Nervensystems, also des Nervensystems außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks. Sie äußern sich u. a. durch Missempfindungen (z. B. fehlendes Gefühl in Fingern oder Zehen) oder das Kribbeln oder Brennen der Haut. Auch fehlende Reflexe, Wahrnehmungsstörungen (etwa das Fehlen von Schmerzempfindungen, Nichterkennen von Wärme- und Kältereizen) bis hin zu Gleichgewichtsstörungen beim Gehen aufgrund von Nervenbeeinträchtigungen können auf eine Neuropathie hinweisen.

Erstmals wurde ein Zusammenhang zwischen Neuropathien und Zöliakie 1966 in einer kleinen Studie mit 16 Zöliakie-Patienten festgestellt, von denen zehn von einer peripheren Neuropathie betroffen waren. Eine schwedische Untersuchung aus dem Jahr 2015 ermittelte, dass Menschen mit Zöliakie ein 2,5-faches Risiko aufwiesen, eine Neuropathie zu entwickeln. Daher wird Medizinern empfohlen, bei der Diagnose einer Neuropathie immer auch an Zöliakie zu denken.

Der Grund für eine periphere Neuropathie liegt in dem Schwinden der Myelinschicht, welche die Nerven ummantelt, der sogenannten Demyelinisation. Bei Zöliakie könnte die Ursache in autoimmunologischen Prozessen liegen – unter Umständen greift das körpereigene Immunsystem die Myelinschicht an.

Folgen von Neuropathien

Die Missempfindungen bzw. anderen Symptome, die typisch für eine Neuropathie sind, können Betroffene sehr belasten bzw. sogar gefährlich für sie werden, etwa wenn es zu Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung von Wärme oder Kälte kommt. Bei einem Griff auf die heiße Herdplatte etwa kann es zu Verbrennungen kommen, weil Betroffene keine Schmerzen empfinden, da die Schmerzrezeptoren in der Haut nicht reagieren. Auch das Greifen von Gegenständen kann Probleme bereiten, wenn die Finger kein Gefühl mehr aufweisen. Das Gehen wird schwierig, sind die Zehen oder Füße von einer Neuropathie betroffen.

Ursachensuche

Bevor ein Zusammenhang zwischen Zöliakie und einer Neuropathie hergestellt wird, müssen zunächst andere Ursachen für Neuropathien ausgeschlossen werden, z. B. Diabetes mellitus, Multiple Sklerose oder Alkoholmissbrauch. Erst dann kann die Neuropathie behandelt werden. Da jedoch die Zöliakie eine bislang unheilbare Erkrankung ist, kann die Neuropathie nicht ursächlich behandelt werden. Die Neuropathie geht in der Regel auch dann nicht zurück, wenn Zöliakiepatienten sich strikt an die bei der Erkrankung notwendige Ernährungstherapie halten, bei der sie auf alle Nahrungsmittel verzichten, die das Klebereiweiß Gluten enthalten (Getreidearten wie Weizen, Roggen, Dinkel). Unter Umständen kann sie sich jedoch von selbst zurückbilden.

Linderung der Beschwerden

Die Therapie der Neuropathie, deren Ursache eine Zöliakie ist, erfolgt daher symptomatisch, etwa durch Medikamente wie Carbamazepin oder Gabapentin, die hauptsächlich zur Behandlung von Epilepsie und bei Neuropathien bei Missempfindungen wie etwa gegen das Brennen oder Kribbeln der Haut eingesetzt werden. Auch Vitamine der B-Gruppe tragen dazu bei, Missempfindungen abzumildern. Sollte die Neuropathie mit Schmerzen einhergehen, kann der Arzt Schmerzmittel oder Antidepressiva wie Amitriptylin verordnen. Eine physikalische Therapie (z. B. Bewegungsbäder, Physiotherapie oder eine Elektrobehandlung) kann unter Umständen ebenfalls dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern. Eine Behandlung mit einer transkutanen elektrischen Nervenstimulation, bei der geringfügige elektrische Impulse die Nerven der Haut reizen, ist ebenfalls einen Versuch wert.

Bei Problemen mit der Bewegungskoordination hilft Ergotherapie. Dort erlernen Betroffene u. a. Kompensationsstrategien, z. B. Bewegungen auf andere Weise als bisher durchzuführen oder Hilfsmittel einzusetzen (z. B. spezielle Becher zum Trinken). Auch Schmerzen lassen sich mit ergotherapeutischen Maßnahmen lindern.

Quelle: allergikus 2/2019

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