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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Operation bei Brustkrebs: Techniken, Folgen und Tipps

Nach der Diagnose Brustkrebs folgt i. d. R. zunächst eine Operation, die das Tumorgewebe entfernt. Warum solch eine Operation nötig ist, welche Komplikationen auftreten können und wann es möglich ist, die Brust zu erhalten, erklärt Prof. Dr. Sara Yvonne Brucker, Universitätsklinikum Tübingen, im Interview.

Bei wie viel Prozent der Frauen, bei denen Brustkrebs diagnostiziert wird, muss der Tumor operativ entfernt werden?

Die operative Entfernung des Brustkrebses sollte bzw. muss im Prinzip bei allen Patientinnen und auch Patienten (es gibt auch Männer mit Brustkrebs) im Gesunden erfolgen. Ausnahme sind Patientinnen in einem fortgeschrittenen Stadium, bei denen eine Heilung nicht mehr zu erwarten ist. Hier ist es teilweise möglich, auf eine vollständige Tumorentfernung zu verzichten, um eine ausgedehnte plastische Rekonstruktion und damit potenzielle Komplikationen zu vermeiden. Diese Fälle sind aber sehr selten.

Von welchen Faktoren hängt es ab, ob die Brust bei der Operation erhalten werden kann oder nicht?

Dies hängt sowohl von der Größe des Tumors als auch von der Größe der Brust ab. Ist der Tumor auf einen Quadranten der Brust begrenzt, ist eine brusterhaltende Operation möglich. Ist der Tumor zu groß, um noch ein adäquates ästhetisches operatives Ergebnis zu erzielen oder sind viele Tumornester in der gesamten Brust verteilt, dann ist eine Brusterhaltung nicht sinnvoll. Hier besteht dann die Möglichkeit der direkten Rekonstruktion, entweder mit körpereigenem Gewebe oder mit einem Implantat. Wichtig ist zu wissen, dass für eine brusterhaltende Therapie immer zwei Schritte erforderlich sind: Erstens die brusterhaltende Operation und zweitens die Bestrahlung der Brust, um die Wahrscheinlichkeit für ein Wiederauftreten der Erkrankung in der Brust maximal zu reduzieren. Dementsprechend muss die Operation auch auf die anschließende Therapie genau abgestimmt sein und die Gesamtplanung der Therapie VOR dem Beginn interdisziplinär in der Tumorkonferenz besprochen werden.

Wie viel Prozent der Frauen können mittlerweile brusterhaltend operiert werden?

Wir operieren in der Universitäts-Frauenklinik Tübingen bereits über 75 % bis 85 % der Patientinnen mit Tumoren bis zu einer Größe von zwei Zentimetern brusterhaltend. Zählt man alle Tumorgrößen zusammen, also auch Tumoren, die viel größer sind, können wir immer noch bei weit über 60 % der Patientinnen den Tumor komplett entfernen und die Brust dabei erhalten. Wichtig bei der Brusterhaltung ist eine exakte pathologische Aufarbeitung des entnommenen Gewebes. Denn oft ist zwar der eigentliche invasive Anteil des Krebses sehr klein, aber darum herum haben sich bereits Vorstufen gebildet, die auch mit entfernt werden müssen. So muss auch bei scheinbar sehr kleinen Brustkrebsanteilen oft sehr viel mehr umliegendes Gewebe mit entfernt werden. Diese sog. in-situ-Komponenten sind gerade bei jüngeren Frauen häufig vorhanden und lassen deshalb manchmal, trotz eines früh erkannten und noch kleinen Tumors, eine Brusterhaltung nicht zu.

Wie unterscheiden sich die Operationstechniken bei einer brusterhaltenden Operation von einer Brustamputation (Mastektomie)?

In beiden Fällen ist es das Ziel, den Tumor vollständig zu entfernen. Bei der Mastektomie, also der kompletten Brustentfernung, ist es wichtig, dass die Brustdrüse selbst vollständig entfernt wird. Dagegen werden bei der brusterhaltenden Operation nur der Tumor und zur Sicherheit ein paar Millimeter des umliegenden Gewebes entfernt, damit keine Ausläuferzellen zurückblieben. Man spricht davon, dass der Tumor „im Gesunden“ entfernt wurde. Dabei hilft es dem Operateur, wenn er während der Operation den Tumor sich nochmals mittels Ultraschall immer wieder darstellt. So kann der Tumor noch exakter und mit minimalstem gesunden Rand entfernt werden und so kann dann, auch bei einer kleinen Brust, eine Erhaltung derselben noch möglich gemacht und trotzdem der Tumor komplett im Ganzen entfernt werden. Gerade bei der Mastektomie ist es wichtig, dass die anatomischen Grenzen der Brust beachtet werden und die Brustdrüse restlos entfernt ist und keine Drüsenreste übrig bleiben. Denn oft schließt sich nach einer Mastektomie keine Bestrahlung an und dann wäre bei verbleibendem Drüsenrest das Risiko für eine erneute Erkrankung (Rezidiv) zu groß.

Wovon hängt ab, ob und wie viele Lymphknoten ggf. entfernt werden müssen?

Dies hängt davon ab, wie groß die Tumorlast in der Achselhöhle ist. Ziel ist es, die Achselhöhle so schonend wie möglich zu therapieren, um Nebenwirkungen wie ein Lymphödem, Sensibilitätsstörungen oder motorische Ausfälle zu verhindern. Dank der Wächterlymphknoten-Technik, der sog. Sentinel-Node-Technik, ist es möglich, auf eine komplette Lymphknotenentfernung zu verzichten. Denn wenn dieser erste Lymphknoten tumorfrei ist bzw. maximal zwei Lymphknoten dieser Wächterlymphknotengruppe befallen sind, dann kann auf eine weitere Axillaoperation verzichtet werden. Ist die Tumorlast zu hoch, d. h., liegen große, befallene Lymphknoten vor, dann muss weiterhin die Achselhöhle operiert werden (Axillaoperation).

Was sind die häufigsten Komplikationen während und nach einer Operation?

Die häufigsten Komplikationen sind Nachblutungen und Serome. Das sind Wundwasseransammlungen in der Wundhöhle. Diese Komplikationen treten sehr früh auf und können ohne größere Folgeeingriffe sehr erfolgreich behandelt werden, indem das Serom beispielsweise abpunktiert wird. Dank der heutigen sehr schonenden Operationsverfahren kommen Lymphödeme oder gar Bewegungseinschränkungen so gut wie gar nicht mehr vor.

Wie lange dauert i. d. R. der stationäre Aufenthalt nach einer Operation? Wie werden Frauen anschließend betreut?

I. d. R. dauert der stationäre Aufenthalt vier Tage. In dieser Zeit muss die Wunde heilen. Physiotherapeutinnen und -therapeuten trainieren mit Patientinnen direkt nach der Operation deren Bewegungsmöglichkeiten. Wir führen Zusatzuntersuchungen wie z. B. Leberultraschall, Lungenröntgen oder die Untersuchung des Knochenskeletts durch, um den Ausbreitungsgrad der Erkrankung festzustellen und stellen den Kontakt zur psychoonkologischen Betreuung her und zum Sozialdienst zur Einleitung verschiedener Maßnahmen wie Rehabilitation etc. Im weiteren Verlauf plant die behandelnde Ärztin bzw. der behandelnde Arzt mit der Patientin weitere Therapieschritte. I. d. R. sind dies die Strahlentherapie und die medikamentöse Tumortherapie. Wir legen hierbei viel Wert darauf, die weiterbetreuenden Gynäkologen in den weiteren Behandlungsverlauf von Anfang an mit einzubeziehen.

Worauf sollten die Patientinnen beim Genesungsprozess besonders achten?

Die Diagnose Brustkrebs überfordert die meisten Menschen. Das ist völlig verständlich. In dieser Situation ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen: Brustkrebs, so schlimm die Diagnose ist, ist kein Notfall. Während der ersten paar Tage müssen die Frauen wichtige Entscheidungen für ihr weiteres Leben treffen. Dafür brauchen sie aber Zeit und müssen zunächst ihre Situation verstehen und einsortieren können. Wichtig ist ein ausführliches Beratungsgespräch, in dem wir den Patientinnen komplexe Sachverhalte ihrer Erkrankung so einfach wie möglich und mehrfach erklären, damit die Betroffenen die für sie richtigen Entscheidungen treffen können. Die Therapie muss in den Alltag mit einbezogen werden können. Viele Termine müssen koordiniert werden. Das ist für viele Frauen am Anfang sehr schwer. Ziel ist es also, die Frauen nicht zu überfordern.

Welche Rolle spielt die Familie?

Die Einbindung der Familie und der Angehörigen ist wichtig. An Brustkrebs erkrankt zwar die Frau, aber es betrifft die ganze Familie und wirkt sich auf das gesamte Umfeld aus. Die Behandlung von Körper und Seele ist das Wichtigste, um erfolgreich Brustkrebs zu therapieren. Die Therapie ist anstrengend. Frauen sollten sich nach den Strapazen der Behandlung belohnen. Jede Frau macht dies anders. Wir können dabei helfen, dass die Frauen ihren ganz persönlichen Weg durch die Therapie finden.

Mit welchen Folge- bzw. Nebenwirkungen ist im Anschluss an die Operation zu rechnen und in welchem Zeitraum?

Durch Operation und Bestrahlung ergeben sich Veränderungen an der Brustwand und am Körperstamm. Bedingt durch Narbenbildung und ggf. Schwellungen, kann es zu Fehlhaltungen kommen. Sport, Bewegung, Krankengymnastik, Rehabilitationssport und gesunde Ernährung sind einfache Möglichkeiten, um wieder fit zu werden. Wir hier in Tübingen haben z. B. das Projekt „Pink Paddling“. Dabei trainieren Frauen nach Brustkrebs gemeinsam in einem Drachenboot. Die Paddelbewegung ist ein hervorragender Rehasport, der den Arm trainiert, sich positiv auf den Lymphabfluss auswirkt und Fehlhaltungen nach einer Operation durch Schonhaltung erfolgreich entgegenwirkt. Das Projekt wird sehr erfolgreich in Kooperation mit der Frauenselbsthilfe nach Krebs und dem Universitätssport durchgeführt.

Quelle: Leben? Leben! 1/2016

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