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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Rehabilitation individuell gestalten

Begleitung durch Kinder sorgfältig abwägen

Die Diagnose Krebs und die darauffolgende Behandlung kosten viel Kraft – körperlich und psychisch. Die Rehabilitation im Anschluss an die Therapie soll deshalb auch helfen, wieder in den Alltag zurückzufinden.

Doch die Suche nach der richtigen Rehaeinrichtung ist vor allem für erkrankte Mütter nicht einfach. Sie fragen sich nicht nur: „Was ist das beste für mich?“, sondern vor allem auch: „Was ist das beste für mein Kind?“ Denn auch die Kinder müssen die Erkrankung ihrer Mutter und die damit verbundenen Erlebnisse erst einmal verarbeiten. „Kinder erleben die Krebserkrankung ihrer Mütter als eine Achterbahn der Gefühle. Emotionen wie Wut, Aggression, Unsicherheit und Angst bestimmen den Alltag. Z. B. haben sie Angst vor dem Tod der Mutter, vor Vererbung der Krankheit, Ansteckung, Angst vorm eigenen Tod, Angst, dass auch das gesunde Elternteil stirbt. Stets kann sie das Thema Tod und Krankheit beschäftigen“, erklären Anne Klormann und Xenia Englberger von der Beratungsstelle Papillon – für Kinder krebskranker Eltern in Trier.

Gerade in der akuten Krankheitsphase der Frauen falle es den Kindern oft schwer, ihre Gefühle zu äußern, weiß Christina Strotmann von der Krebsberatung in Münster. „Sie bemühen sich, der Mutter oder den Eltern in dieser Zeit nicht noch mehr Sorgen zu bereiten“, schildert sie ihre Erfahrungen. Verhaltensprobleme würden bei den Kindern – dies sei durch Studien belegt – erst viel später auftreten, meist erst dann, wenn die Krebserkrankung schon länger zurückliegt.

Weinen ist erlaubt

Christina Strotmann rät den Frauen deshalb, offen über ihre Erkrankung zu sprechen. Das hilft auch den Kindern. „Eine emotionale Offenheit tut allen gut, auch weinen ist erlaubt, miteinander traurig sein. Das schafft auch Nähe zwischen Mutter und Kindern“, betont sie, dass es die Kinder nicht nur belastet, wenn Mütter ihre Trauer zeigen. Mit einem offenen Umgang sei es möglich, spätere Verhaltensauffälligkeiten zu vermeiden. „Denn Kinder spüren sehr genau, wenn man ihnen etwas verheimlicht oder ihnen nicht die Wahrheit sagt. Auch, wenn man manchmal selbst keine Erklärung hat, kann man das ehrlich äußern. Wichtig ist immer, sich selbst nicht unter Druck zu setzen und sich die Zeit zu nehmen, die man für die Kommunikation mit dem Kind braucht“, betont Anne Klormann.

Erlebtes aufarbeiten

Denn i. d. R. kommt gerade in der Therapiephase die Zeit mit den Kindern viel zu kurz. Patientinnen sind im Krankenhaus oder können bei einer ambulanten Behandlung – etwa mit einer Chemotherapie oder eine Bestrahlung – ihren Alltag nicht wie gewohnt meistern, sind müde und schlapp. Dann kann es durchaus sinnvoll sein, sich für eine Reha gemeinsam mit den Kindern zu entscheiden. „In solchen Fällen können Mütter eine Reha gemeinsam mit den Kindern als intensive, gemeinsame Familienzeit zusammen genießen“, bemerkt Christina Strotmann.

„Vorteile, Kinder mit in die Reha zu nehmen, gibt es zahlreiche“, bemerkt auch Xenia Englberger. So könnten die Kinder in der Reha beispielsweise lernen, über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen und themenbezogene Fragen zu stellen. Voraussetzung sei allerdings, dass die Klinik intern Angebote für betroffene Kinder anbiete, wie etwa Kindergruppen oder psychologische Gesprächstermine. „Die Kinder können darüber Wege kennenlernen, die sie befähigen, eigene Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Zusammen mit der Mutter kann in Einzel- und Familiengesprächen das Leid der letzten Zeit aufgearbeitet werden. Dadurch wird auch Prävention betrieben, damit die Kinder später nicht an psychischen Störungen erkranken.“ Darüber hinaus lernen die Kinder auf diese Weise Gleichaltrige kennen, die ähnliche Erfahrungen teilen.

Zusätzliche Anstrengung

Eine Reha gemeinsam mit den Kindern kann für die Mutter allerdings ebenfalls eine zusätzliche Anstrengung bedeuten. „Viele Frauen gehen sehr stark und gradlinig durch die Therapie und realisieren erst später, was mit ihnen passiert ist und bearbeiten dann in einer Reha auch ihre seelischen Erlebnisse“, bemerkt Dipl.-Psychologin Annette Finke, Leiterin der Psychosozialen Beratungsstelle Osnabrück.

Sind Kinder mit in der Reha, finden die Frauen dann möglicherweise zu wenig Zeit für sich. „Dieser Nachteil ergibt sich vor allem aber dann, wenn es in der Einrichtung kein ausreichendes Angebot für die Kinder gibt“, betont Xenia Englberger. In Rehakliniken mit dem Themenschwerpunkt „krebskranke Mütter und ihre Kinder“ würden die Kinder i. d. R. durch altersgerechte Einzel- und Gruppenaktivitäten beschäftigt. „Dazu gehören medizinische und psychologisch-pädagogische Angebote sowie oftmals auch Ergotherapie, Musiktherapie und Physiotherapie“, erklärt sie. In vielen Kliniken gäbe es z. B. Kinderentspannungsgruppen, Sportangebote, Themengruppen, Einzel-und Gruppengespräche, aber auch ganz einfach Aktivitäten, die durch Spaß und Spiel geprägt sind. „Idealerweise gibt es für schulpflichtige Kinder auch eine klinikinterne Hausaufgabenbetreuung bzw. Beschulung durch ausgebildete Lehrkräfte“, bemerkt Anne Klormann, worauf es ankommt. Gibt es dieses Schulangebot für schulpflichtige Kinder nicht, kann dies durchaus ein Grund sein, von einer gemeinsamen Reha abzusehen. Auch Annette Rexrodt von Fircks, die eine gleichnamige Stiftung ins Leben gerufen hat, weiß, dass ein Teil der Frauen nach den Strapazen der Therapie Zeit für sich brauchen und eine Reha ohne Kinder vorziehen.

Besonderes Projekt

Für Frauen, die ihre Kinder in dieser Zeit an ihrer Seite gestärkt haben wollen, hat die Stiftung vor zehn Jahren das Reha-Projekt „gemeinsam gesund werden“ ins Leben gerufen. „Ausschlaggebend für dieses Projekt war meine eigene Krebserkrankung“, erinnert sich Annette Rexrodt von Fircks. Als sie 1998 als Mutter von drei Kindern an Brustkrebs erkrankte, habe sie sich überfordert gefühlt. „Es gab niemanden, der mich in meiner Mutterrolle stärken konnte“, erinnert sie sich. Auch dies soll mithilfe des Projektes ermöglicht werden, das wissenschaftlich begleitet wird und einmalig in Deutschland ist.

Väter ebenfalls stärken

Die Stiftung bezuschusst das Reha-Projekt, dessen Teilnahme die Mütter über die Krankenkasse beantragen können, mit 250.000 Euro pro Jahr. U. a. werden so die Kindertherapie oder die Vätergruppen finanziert. „Denn auch die Väter haben ihr Päckchen zu tragen“, betont Psychologin Annette Finke. „Sie versuchen die Organisation des Alltags aufrechtzuerhalten, die Kinder mit zu betreuen und die Partnerin zu unterstützen. Und sind nach der Therapie deshalb meistens genauso rehabedürftig wie die Frauen“, schildert sie ihre Erfahrungen.

Gerade deshalb sollte den Vätern die Möglichkeit gegeben werden, an einer familienorientierten Reha-Maßnahme teilzunehmen. „In manchen Kliniken gibt es bereits Angebote, wie z. B. Männergruppen mit der Möglichkeit sich auch über die veränderte Vaterrolle auszutauschen“, berichtet XeniaEnglberger.

Kompromisse schließen

Grundsätzlich müssen sich Frauen nicht immer für oder gegen die Begleitung durch ihre Kinder entscheiden. Auch Kompromisse seien möglich, betont Psychologin Annette Finke: „Die Familie kann sich z. B. für die Zeit der Reha in einer Ferienwohnung in der Nähe einmieten oder am Wochenende die Mutter besuchen kommen.“ Auch eine gemeinsame Familienreha oder ein Urlaub könne Eltern und Kindern nach der Erkrankung wieder stärken.

Eine Entscheidung, ob Mütter ihre Kinder mit in die Reha nehmen, kann zusammen mit dem Hausarzt gefällt werden. Generell sollte Mutter oder Kind die Entscheidung aber nicht abgenommen werden. Am günstigsten ist es, beiden die Wahl zu lassen. „Will das Kind zu Hause bleiben, sollte man das akzeptieren. Will die Mutter lieber allein eine Rehaklinik besuchen, ist das auch völlig okay“, betont Anne Klormann.

Neben dem Hausarzt können auch psychosoziale bzw. psychoonkologische Beratungsstellen die Familie dabei unterstützen, eine geeignete Rehaklinik zu finden und den entsprechenden Antrag zu formulieren. Dann können die Familien auch erste inhaltliche Beratungsgespräche zum Thema „innerfamiliäre Kommunikation über die Erkrankung, Behandlung und Prognose“ in Anspruch nehmen, die dann während der Reha-Maßnahme ergänzt und vertieft werden können.

Quelle: Leben? Leben! 2/2016

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