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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Forscher regen Mausstammzellen im Gehirn zur Reparatur von Myelinscheiden an

Zwei zugelassene Arzneimittel könnten in Zukunft eventuell eine Rolle bei der Behandlung von MS spielen. Einer Studie zufolge, die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, entdeckten US-amerikanische Wissenschaftler, dass diese Arzneimittel im Mausmodell Stammzellen im Gehirn aktivieren konnten, Myelin produzierende Zellen anzuregen und die weiße Substanz (durch Myelin ummantelte Nervenfasern) zu reparieren, die bei MS geschädigt ist. Dies berichten die US-amerikanischen National Institutes of Health, Behörden des US-Gesundheitsministeriums.

Spezialisierte Zellen, die sog. Oligodendrozyten, ummanteln die Axone von Nervenzellen mit vielen Schichten einer fettigen, weißen Substanz namens Myelin. Axone sind die langen Fasern, die Gehirnzellen miteinander verbinden. Myelin isoliert – ähnlich wie die Kunststoffummantelung bei Stromkabeln – die Nervenfasern und sorgt für die schnelle Kommunikation zwischen Nervenzellen. Bei der MS ist diese sog. Myelinscheide geschädigt.

„Der Schwerpunkt in der medizinischen Forschung liegt bisher darauf, Gewebe, das von Stammzellen hergestellt wird, zu transplantieren, um geschädigte Zellen zu ersetzen. Wir haben uns überlegt, ob wir einen schnelleren und weniger invasiven Weg hierfür finden können. Deshalb kamen wir auf die Idee, bereits existierende Arzneimittel darauf zu testen, ob diese die Stammzellen im Nervensystem anregen, neues Myelin herzustellen. Unser Ziel war, die Fähigkeit des Körpers zur Selbstreparatur zur stärken“, sagt Dr. Paul J. Tesar, Erstautor der Studie.

In den Gehirnen von Erwachsenen finden sich immer Vorläuferzellen von Oligodendrozyten (OPC) – Stammzellen, die Myelin produzierende Zellen hervorbringen. In den Gehirnen von Menschen mit MS jedoch kommen sie in größeren Mengen vor – so, als ob der Körper auf die Myelinschädigung reagieren möchte, es aber aus bislang unbekannten Gründen nicht schafft, die weiße Materie zu regenerieren. Mit der vorliegenden Studie wollten Dr. Tesar und sein Team herausfinden, ob bereits für andere Zwecke erprobte Arzneimittel in der Lage sein könnten, die OPC dazu anzuregen, die Myelinproduktion zu steigern.

OPC sind nur schwer zu isolieren, doch Dr. Tesar und seine Kollegen entwickelten eine Methode, diese Zellen in einer Petrischale zu untersuchen. So konnten die Forscher die Wirkung von Hunderten verschiedener Arzneimittel auf die Stammzellen vergleichsweise schnell testen.

Die Medikamente, die sie in dieser Studie untersuchen, waren alle bereits zu anderen Zwecken für die Behandlung von Menschen zugelassen. Das Team um Dr. Tesar fand heraus, dass vor allem zwei Mittel – ein Antipilzmittel und ein Glukokortikoid, das zur Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen eingesetzt wird – die OPC von Mäusen und Menschen anregte, Myelin produzierende Zellen hervorzubringen.

Anschließend prüften die Wissenschaftler, ob die Mittel auch dann die Remyelinisierung verbesserten, auch bei Mäusen mit einer ähnlichen Krankheit wie der MS. Das Ergebnis: Beide Arzneimittel regten die Myelinproduktion im Mausmodell an. Sie machten auch Lähmungen rückgängig, sodass fast alle Tiere wieder in die Lage versetzt wurden, ihre hinteren Gliedmaßen zu nutzen. Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass der Wirkung der Medikamente unterschiedliche Mechanismen zugrunde lagen.

„Die Fähigkeit, diejenigen Zellen im Gehirn zu aktivieren, die die Produktion weißer Materie anregen, eröffnet aufregende neue Behandlungsmöglichkeiten für demyelinisierende Krankheiten wie MS“, sagt Dr. Ursula Utz. Dr. Tesar und seine Kollegen geben dabei aber zu bedenken, dass weitere Forschungen erforderlich sind, bevor die Erfolg versprechenden Arzneimittel in klinischen Studien auf ihre Wirkung bei MS getestet werden können. Bislang sind die Medikamente nur für die Behandlung von Hauterkrankungen zugelassen und es ist nicht klar, ob ihre Verabreichung auch dann sicher ist, werden sie in anderer Form, z. B. als Injektion verabreicht werden. Dr. Tesar warnt daher auch davor, die Arzneimittel für andere Zwecke als die bislang zugelassenen zu verwenden: „Eine Off-Label-Nutzung der Medikamente in der bisherigen Form führt vermutlich eher zu weiteren Gesundheitsproblemen, als dass sie MS-Symptome abmildert.“

Quelle: Befund MS 2/2015

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