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Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind in der Region zwischen dem 7. Halswirbel und dem Gesäß lokalisiert. Meist ist der untere Teil des Rückens von Rückenschmerzen betroffen.

Rückenschmerzen
© IStock - fizkes

Diagnose von Rückenschmerzen

Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)

Um eine erfolgreiche Therapie bei Rückenschmerzen mit Schmerztherapie einleiten zu können, muss der Arzt zunächst die Ursache klären. Dazu stellt er gezielte Fragen nach der Art der Beschwerden, dem zeitlichen Verlauf des Auftretens, nach eventuell bestehenden weiteren Erkrankungen sowie Berufs-, Freizeitverhalten, familiärer Situation und dem persönlichen Befinden. So kann der Arzt mit der sich anschließenden körperlichen Untersuchung zusammen einen Überblick über den Gesamtzustand des Patienten erhalten. Er erhält damit weiterhin wichtige Informationen zu möglichen Ursachen und zur Prognose der Rückenschmerzen.

Folgende Fragen sind dabei besonders wichtig:

  • Wann traten die Schmerzen erstmals auf? Zeigten sie sich plötzlich oder allmählich?
  • Wo begannen sie?
  • Welcher Art sind die Schmerzen?
  • Wie stark empfinden Sie die Schmerzen?
  • Lindert oder verstärkt etwas die Schmerzen?
  • Wie häufig treten die Schmerzen auf?
  • Wann treten die Schmerzen besonders auf – nachts, in Ruhe oder bei Belastung?
  • Strahlen die Schmerzen in andere Körperregionen aus?
  • Kann ein Auslöser für die Schmerzen genannt werden?
  • Traten die Schmerzen plötzlich auf oder haben sie sich langsam entwickelt?
  • Einordnung von Schmerzen

    Es gibt für die Bewertung der Schmerzen zusätzlich standardisierte Fragebögen. Da das Schmerzempfinden für jeden Menschen anders ist und auch von der derzeitigen psychischen Situation abhängt, gelten Rückenschmerzen als eng verknüpft mit der psychischen Verfassung der Erkrankten, ist die Bewertung dieser Schmerzfragebögen aus diesem Grunde besonders schwierig.

    Nach der Internationalen Vereinigung zum Studium des Schmerzes (IASP) wird Schmerz wie folgt definiert: „Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit tatsächlicher oder drohender Gewebeschädigung einhergeht oder von der betroffenen Person so beschrieben wird, als wäre eine solche Gewebeschädigung die Ursache“. In dieser Definition wird besonders das subjektive Erlebnis des Schmerzempfindens betont.

    Die Psyche scheint vor allem zu steuern, ob Rückenschmerzen chronisch werden. Zur Einschätzung der Risiken für chronische Verläufe von Rückenschmerzen gibt es Gelbe, Blaue und Schwarze Flaggen, mit deren Hilfe das Risiko für eine Chronifizierung der Rückenschmerzen beschrieben werden kann.

    So steht eine gelbe Flaggenfarbe für folgende Faktoren:

  • Pessimistische oder resignierende Einstellung
  • Starkes Krankheitsgefühl und der Betroffene neigt dazu, negativ zu denken
  • Blaue Flaggenfarbe:

  • Der Patient muss schwere körperliche Arbeit verrichten und ist anderen negativen Umweltfaktoren – z. B. Lärm – ausgesetzt
  • Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation
  • Der Arbeitsplatz ist gefährdet
  • Die schwarze Flaggenfarbe wird damit verbunden:

  • Finanzielle Probleme
  • Sind die Rückenschmerzen als Berufskrankheit anerkannt und streben Betroffene danach, berentet zu werden, ist das Risiko einer Chronifizierung der Rückenschmerzen groß
  • Hinweise für einen schwierigen Verlauf

    In den meisten Fällen sind Rückenschmerzen harmlos, es gibt jedoch Warnhinweise, die für den Arzt mit der Bezeichnung „Red Flags“ signalisieren, dass wahrscheinlich behandlungsbedürftige Ursachen für Rückenschmerzen vorliegen.

    Zu den Warnhinweisen gehören Kreuzschmerzen mit plötzlich zunehmender Schwäche, Taubheitsgefühlen, Kribbeln (der Arzt spricht von Sensibilitätsstörungen) oder gar Lähmungserscheinungen der Beine sowie die Unfähigkeit, den Stuhl oder Harn zu halten (Stuhl- oder Harninkontinenz).

    Klinische Untersuchung

    Im Anschluss an die möglichst ausführliche Erhebung der Krankengeschichte folgt eine körperliche Untersuchung, mithilfe derer der Arzt einen Eindruck vom Gesundheitszustand des Patienten bekommt.

    Eine Tastuntersuchung trägt dazu bei, Schmerzpunkte und Schwellungen im Bereich des Stütz- und Bewegungsapparates zu erkennen. Auch Hinweise auf Verhärtungen oder Verspannungen der Rückenmuskulatur können so erlangt werden.

    Der Betroffene muss sich zumindest teilweise ausziehen, damit der Arzt den allgemeinen körperlichen Zustand des Patienten beurteilen kann. Er beurteilt zum einen die Achsenstellung von Füßen oder Beinen auf das Vorliegen von O- oder X-Beinen. Weiterhin gewinnt er einen Eindruck über die Statik der Wirbelsäule bzw. das Vorliegen eines Hohlkreuzes bzw. Rundrückens oder Verbiegungen der Wirbelsäule. Der Beckenstand wird beurteilt, ein Beckenschiefstand geprüft und eine Beinlängendifferenz untersucht. Auch der Schulterstand wird nach Haltungsschwächen geprüft (z.B. nach vorne fallende Schultern). Zudem geht die Kopfhaltung des Betroffenen in die Gesamtbeurteilung ein.

    Mittels verschiedener Tests beurteilt der behandelnde Arzt die Wirbelsäulenbeweglichkeit. Gerade bei Rückenschmerzen haben Betroffene eine eingeschränkte Beweglichkeit der Wirbelsäule. Vor- und Rückwärtsneigung werden geprüft und dabei wird das Ausmaß der Streckung der Wirbelsäule ermittelt (Schober- und Ott-Zeichen). Der Arzt misst den Abstand zwischen Zehen und Boden, wenn der Patient sich maximal nach vorne neigt. Auch die Verdrehung der Schulter gegenüber dem Becken wird untersucht, indem der Patient gebeten wird, sich maximal zur Seite zu beugen und dabei die Wirbelsäule zu drehen.

    Vor- und Rückwärtsneigung des Kopfes dienen dazu, die Beweglichkeit der Halswirbelsäule zu prüfen. Dafür wird der Abstand zwischen Kinn und Brustbein bei Vor- und Rückwärtsneigung des Kopfes gemessen. Je nach Schweregrad der Schmerzen können diese Untersuchungen jedoch nur sehr vorsichtig durchgeführt werden.

    Außerdem werden die Gelenke von Armen und Beinen nach ihrer Funktion geprüft, denn nicht immer gehen Rückenschmerzen vom Rücken selbst aus und Schädigungen der Wirbelsäule haben Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat.

    Eine gründliche neurologische Untersuchung soll prüfen, ob noch weitere Symptome neben den Rückenschmerzen vorliegen. Eventuelle Lähmungserscheinungen werden dabei ebenso erfasst, wie weitere neurologische Zeichen, die auf eine ernsthafte Schädigung der Wirbelsäule hindeuten.

    Bildgebende Verfahren

    Anamnese und klinische Untersuchung sind nach den DEGAM-Leitlinien Kreuzschmerzen meist schon genug, um sich ein Bild über die Art der Rückenschmerzen zu machen. Auch gefährliche Verläufe können mit diesen Untersuchungsmethoden schon ausgeschlossen werden. Zusätzliche bildgebende Verfahren bringen meist keinen Mehrwert, sondern führen häufig sogar dazu, dass Arzt und Patient sich auf Zufallsbefunde konzentrieren, die oft nicht in Zusammenhang mit den Beschwerden stehen.

    So kann ein auffälliger Befund, zum Beispiel im Kernspin-Tomogramm eines älteren Menschen, der an sich beschwerdefrei war, dazu führen, dass er sich insgesamt schlechter fühlt. Oft besteht die Gefahr der Überinterpretation von Röntgenbildern. So zeigt Carl C. Meier, Neurologe und Psychiater, dass z. B. beinahe jede Halswirbelsäule ab 30 Jahren in bildgebenden Verfahren Abnutzungserscheinungen zeigt, allerdings zeigen nur 9 % der Männer und 12 % der Frauen auch tatsächlich Nackenbeschwerden.

    Indikationen für den Einsatz bildgebender Verfahren sind folgende Warnhinweise: besonders starke Schmerzen, therapieresistente Beschwerden (Beschwerden, die mit einer Therapie nicht zu lindern sind), ausgeprägte neurologische Störungen wie Taubheitsgefühle, Kribbeln, Lähmungen sowie Warnhinweise auf entzündliche oder bösartige Prozesse bzw. Verletzungen (Traumata). Liegen derartige Warnhinweise vor, sind meist weitere klinische Tests, Laboruntersuchungen, bildgebende Verfahren und eventuell zusätzlich eine Überweisung zu einem Facharzt notwendig.

    Röntgen

    Liegt der Verdacht auf eine nicht-abnutzungsbedingte Wirbelsäulenerkrankung vor, wird eine Röntgenaufnahme, meist in zwei Ebenen, erforderlich. Werden die Aufnahmen von vorne oder der Seite gemacht, kann man einen Eindruck von der Beschaffenheit der Wirbel, der Haltung und der Krümmung der Wirbelsäule gewinnen. Auch der Zustand der Wirbelgelenke wird ersichtlich.

    Computertomografie (CT) und Kernspin-Tomografie (Magnetresonanztomografie oder MRT)

    Liegen schwere neurologische Symptome vor, wie zum Beispiel Lähmungserscheinungen, sind Schnittbildverfahren dazu förderlich, bestimmte Abschnitte der Wirbelsäule gezielt zu untersuchen. Schnittbilder von Muskeln, Wirbelkörpern und Gelenken können dem Arzt ein detailliertes Bild von den Ursachen der Rückenschmerzen zu verschaffen.

    Während die Magnetresonanztomografie (MRT) ohne Röntgenstrahlung auskommt, ist bei der Computertomografie (CT) eine Strahlenbelastung zu verzeichnen. Die Gabe eines Kontrastmittels ist aber nur erforderlich, wenn eine Entzündung oder ein Tumor vermutet wird.

    Myelografie

    Mit der Myelografie können der Rückenmarkskanal und die Rückenmarksnerven dargestellt werden. Auch hier ist ein Kontrastmittel erforderlich, das um das Rückenmark herum gespritzt wird, genauer gesagt, in den Duralsack. Oft wird noch zusätzlich eine Computertomografie durchgeführt, um das Rückenmark und die Nervenwurzeln genauer beurteilen zu können.

    Laboruntersuchungen

    Bei Verdacht auf entzündliche Prozesse wird das Blut auf entsprechende Parameter analysiert. Auch die Untersuchung des Urins kann manchmal erforderlich sein.

    Birgit Lindner

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