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Tennisarm

Der Tennisellenbogen, medizinischer Fachbegriff Epicondylitis humeri radialis, ist eine Entzündung der Streckmuskulatur für Hand und Finger im Bereich des Ellenbogens.

Tennisarm
© iStock - Viktoriya Kuzmenkova

Therapie eines Tennisarms

Konservative Behandlung des Tennisarms

Zunächst müssen die auslösenden Tätigkeiten, wie beispielsweise Rasenmähen, Schrauben, Tennis spielen, ausgiebiger Frühjahrsputz sowie falsche Armhaltung beim Schreiben (insbesondere am PC), vermieden werden. Der Arm braucht zunächst absolute Ruhe und darf nicht mehr belastet werden. Besonders schwierig wird dies allerdings, wenn es sich um alltägliche Bewegungen handelt. Dann ist die absolute mehrwöchige Schonung bzw. Ruhigstellung des Armes mithilfe eines Gipsverbandes notwendig. Eine Epicondylitisbandage ist auch empfehlenswert. Die symptomatische Behandlung mit Salbenverbänden, Kühl- oder Wärmekompressen kann bereits eine Linderung des akuten Schmerzes bringen.

Oftmals hat der Arzt bereits mit nichtoperativen (konservativen) Methoden bei der Tennisarm-Therapie Erfolg. Der betroffene Arm wird ruhig gestellt, es besteht die Möglichkeit, entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente (Lokalanästhetika und Kortikoidgemisch) in die betroffene Stelle am Sehnenansatz des Ellbogens zu spritzen. Diese Antirheumatika oder Antiphlogistika können auch in Tablettenform gegeben werden. Das Spritzen von Kortison in die Entzündungsstelle verschafft dem Patienten zwar sofortige Linderung, jedoch sollte bedacht werden, dass nach mehrmaligen Injektionen u. U. irreversible Gelenkschäden drohen. Um die verkrampfte und eventuell verkürzte Unterarmmuskulatur zu dehnen und zu lockern, ist Krankengymnastik anzuraten.

Vorbeugung durch Umgewöhnung

Die Schmerzen bzw. Beschwerden können immer wieder auftreten und aus diesem Grunde sollten sich häufig wiederholende Tätigkeiten durch die abwechselnde Nutzung beider Arme vermieden werden. So kann einer potenziellen Überlastung der Unterarmstreckmuskulatur entgegengewirkt werden.

Das Risiko Schmerz auslösender Tätigkeiten kann man z. B. durch eine Überprüfung des Sport- oder Arbeitsgerätes und der angewandten Technik (z. B. der Schlägerhaltung beim Tennis) bzw. im Arbeitsleben durch eine dem Körper angepasste (ergonomische) Arbeitshaltung sowie regelmäßige Pausen vermindern.

Möglichst abwechslungsreiches Training beim Sport bzw. Tätigkeiten im Berufsleben mit häufigen kleinen Pausen bringen Entspannung der Muskulatur. In den Pausen kann eine kurze Ausgleichsgymnastik möglichen Überlastungsschäden vorbeugen.

Stress in jeglicher Form führt zu Muskelanspannungen und -verkrampfungen. Unter anderem deshalb kann er einen Tennisarm ebenfalls fördern. Auch Ausgleichssportarten wie Walking, Laufen oder Schwimmen sind wichtige Hilfen im Ausgleich einseitiger Bewegungsabläufe. Leichte Kräftigungsübungen der Unterarmmuskulatur tragen zur Prävention (Vorbeugung) eines Tennisarms zusätzlich bei. Zu nennen ist ebenfalls eine Epicondylitisbandage bzw. -spange, die bei Neigung zum Tennisellenbogen oder Golfarm prophylaktisch am Ellenbogen anzulegen ist. Gerade bei Arbeit und Sport bietet sie einen gewissen Schutz vor riskanten Bewegungsabläufen.

Physikalische Therapie des Tennisarms

Dehnübungen, die zwei- bis dreimal täglich durchgeführt werden, gelten als sehr effektiv, um den Tennisarm langfristig zu therapieren. Auch eine spezielle Massagetechnik, die Querfriktion, welche quer zum Sehnenansatz durchgeführt wird (Sehnen verbinden die Muskeln mit Knochen), kann von einer/einem Physiotherapeutin/-en durchgeführt werden und sollte nach ca. sechs Mal Linderung bringen. Ansonsten ist die Behandlung abzubrechen. Sich mehrmals täglich für mindestens 30 Sekunden „auszuhängen“, z. B. zu Hause an einem schraubenlosen Türeck oder einer Stange, kann zusätzlich hilfreich sein.

Komplementärmedizin kann hilfreich sein

Die Akupunktur ist ein von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlener Therapieansatz. Seit 1979 empfehlen die Experten der WHO Akupunktur offiziell bei 40 Krankheiten. Darunter sind unter anderem Tennis- und Golfarm, Schulter-Arm-Syndrom, Nackenschmerzen und Nackensteife sowie Migräne und chronische Kopfschmerzen. Die Akupunktur kann durch Stimulation der entsprechenden sog. Meridiane ggf. sowohl Schmerzen lindern als auch zur Heilung führen.

Aus der Pflanzenheilkunde stehen Medikamente wie Johanniskraut (bei starken Schmerzzuständen von Sehnen-, Bänder- und Muskelansätzen) sowie Arnica oder Kombinationspräparate aus ätherischen Ölen wie Bergamotte- Lavendel-, Orangen- und Zitronenöl zum Einreiben zur Verfügung.

Homöopathische Mittel in Form von Globuli (z. B. Bryonia und Acidum fluoricum) werden von manchen Betroffenen bei entsprechenden Beschwerden angewandt.

Stoßwellentherapie zur Bekämpfung der Ursachen

Schmerzen lindern und die Entzündung dämpfen, können Medikamente wie Antirheumatika, entzündungshemmende Mittel wie Kortison und diverse Salben. Man kann zudem die sich auf den Sehenansätzen abgelagerten Kalkklümpchen zerstören, die die Ursache für Entzündungen sind. Treffen z. B. die Stosswellen bei der Stoßtherapie auf den Widerstand harter Strukturen, überträgt sich ihre Energie darauf. Dadurch löst sich der eingelagerte Kalk auf, ohne die Haut oder die Muskeln zu zerstören. Die extracorporalen Stoßwellen können u. U. Erfolge in der Therapie des Tennisellbogens bringen, können jedoch selbst Schmerzen im Arm verursachen. Die Stoßwellentherapie ist in der Orthopädie ein noch nicht abschließend untersuchtes Verfahren.

Verabreichung von Botulinumtoxin zur Therapie des Tennisarms

Günstiger und zeitsparender ist die Tennisarm-Therapie mit Botulinumtoxin. Botulinumtoxin wird einmalig in den Muskel injiziert und legt Muskeln und Sehnen im Injektionsgebiet für zwei bis drei Monate lahm, sodass diese sich erholen können. Als Nebenwirkung dieser Therapieform hängt der dritte Finger der entsprechenden Hand bei Streckung der Hand aufgrund der lähmenden Wirkung des Botulinumtoxins eine gewisse Zeit lang herunter.

Operation

Erst wenn mindestens sechs Monate erfolglos therapiert wurde, ist eine Operation anzuraten. Bei der Operation nach Wilhelm durchtrennt der Chirurg die den Ellenbogen versorgenden Nerven. Um zusätzlich die Sehnenansätze zu entlasten, werden die Muskelansätze abgetrennt. Diese Operationsmethode findet Anwendung, wenn die Schmerzen in den Unterarm ausstrahlen. Die chronische Entzündung über dem Ellbogenfortsatz (Epicondylus) kann innerhalb von Wochen oder Monaten ausheilen, weil der über dem Epicondylus liegende Muskelstrang fehlt.

Bei der Operation nach Hohmann führt die Abtrennung der entsprechenden Handgelenkstreckmuskulatur zu einer Entlastung der Sehnenansätze. Durch narbige Verlängerung der Muskelansätze erfolgt die Ausheilung.

Beschwerdefreiheit bei unterschiedlichen Therapieformen

Eine Studie australischer Wissenschaftler (Bill Vicenzino, University of Queensland, 2006-2010) verglich drei typische Behandlungsmethoden an verschiedenen Patientengruppen.

Die erste Gruppe vertraute unter Zuspruch der Ärzte auf Selbstheilung. Diese Gruppe erhielt nur Anweisungen für ihre täglichen Aktivitäten, damit diese nicht zu einer weiteren Verschlimmerung der Beschwerden führten.

Die zweite Gruppe durfte sich der Physiotherapie unterziehen. Sie erhielten acht 30-minütige Therapiesitzungen über eine Zeit von sechs Wochen. Lokale Kortikosteroid-Injektionen an die betroffene Stelle des Sehnenansatzes am Ellbogenfortsatz (Epikondylus) bekam die dritte Gruppe von Patienten.

78 % der dritten Gruppe mit den Kortikosteroid-Injektionen waren danach nahezu beschwerdefrei. Unmittelbar danach folgte mit 65 % die Gruppe mit Physiotherapie. Lediglich bei 27 % betrug die Erfolgsquote bei den Patienten, die auf Selbstheilung warteten.

Nach einem Jahr hatte die Gruppe mit Physiotherapie deutlich höhere Erfolgsquoten als die Gruppe unter Kortikosteroid-Injektionen. Diese Personen verzeichneten am schnellsten Rückfälle. Vicenzino und sein Forscherteam nahmen an, dass die anfänglich schnelle Besserung zu einer erneuten Überbeanspruchung des betroffenen Armes führte. Auch die abwartende Gruppe war am Ende der Studie komplett beschwerdefrei. Diese Studie zeigte den häufig nur kurzfristigen Erfolg von Injektionen mit Kortikosteroiden.

Birgit Lindner

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