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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Zertifizierte Brustzentren

Seit 2003 werden Brustkrebszentren zertifiziert. Inzwischen gibt es in Deutschland über 280. Jumana Mensah von der Deutschen Krebsgesellschaft erläutert den Prozess der Zertifizierung und die damit verbundenen Vorteile für die Patientinnen.

Was sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen zertifizierten Zentren?

Grundsätzlich muss zwischen den Organkrebszentren (wie z. B. Brustkrebszentren), in denen häufige Krebserkrankungen mit einer hohen Ersterkrankungsrate behandelt werden, und Onkologischen Zentren unterschieden werden. Die Onkologischen Zentren haben eine zusätzliche Spezialisierung auf seltene Tumorerkrankungen, wie etwa Tumoren der Knochen und Weichgewebe oder Blutkrebs. Hinzu kommen die Onkologischen Spitzenzentren, die von der Deutschen Krebshilfe ausgelobt und koordiniert werden und die nicht nur Tumorerkrankungen behandeln, sondern auch Forschung und Lehre unter ihrem Dach vereinen.

Wer führt die Zertifizierung durch?

Das Zertifizierungssystem ist im Sinne einer klassischen Gewaltenteilung mit Legislative, Exekutive und Judikative aufgebaut. Die Qualitätskriterien für die Zertifizierung von Brustkrebszentren werden von einer Expertenkommission auf Basis evidenzbasierter Leitlinien festgelegt und in einem Anforderungskatalog zusammengefasst. Diese Kommission ist die Legislative des Systems und vereint neben spezialisierten Fachärzten auch weitere Berufsgruppen wie Psychologen, Pflegekräfte und Vertreter von Brustkrebs-Selbsthilfegruppen. Anhand dieses Anforderungskatalogs organisiert das Institut OnkoZert die Exekutive, also die Durchführung der Audit-Verfahren in den Kliniken. Die Prüfung vor Ort erfolgt durch onkologische Fachärzte mit Spezialisierung auf Brustkrebs, sog. Fachexperten. Diese überprüfen, inwieweit die Qualitätsanforderungen in dem Zentrum umgesetzt sind. Jede Begehung wird in einem Auditbericht zusammengefasst, der wiederum einem Ausschuss für Zertifikaterteilung als Judikative vorgelegt wird. Dieser Ausschuss wird von drei erfahrenen Fachexperten gebildet, die eine abschließende Beurteilung vornehmen und entscheiden, ob das Zertifikat vergeben werden kann. Diese Dreiteilung stellt wichtige Transparenz und hohe Qualität sicher.

Welche Kriterien müssen Kliniken erfüllen, um solch eine Zertifizierung zu erhalten?

Kliniken, die sich als Brustkrebszentrum zertifizieren wollen, müssen nachweisbare Erfahrung mit der Behandlung von Brustkrebs vorweisen. Das wird einerseits durch ein Netzwerk von erfahrenen Fachärzten abgebildet, die als Behandlungspartner ihre Expertise für die Patientinnen bündeln. Alle beteiligten Fachärzte müssen kontinuierlich Nachweise über ihre Qualifikation erbringen, wie etwa eine bestimmte Anzahl an Operationen pro Jahr. Sie müssen regelmäßig Fortbildungen besuchen und alle Patientinnen gemeinsam in einer Tumorkonferenz besprechen. Zudem müssen weitere Strukturen wie z. B. der Zugang zu psychologischen und pflegerischen Leistungen, der Anschluss an sozialrechtliche Beratung und die Vernetzung mit ambulant tätigen Fachärzten, etabliert sein. Insgesamt muss in einem zertifizierten Netzwerk im Sinne der Patientinnen die gesamte Versorgungskette von ambulant bis stationär und für alle Erkrankungsphasen abgebildet sein.

Wie können sich Kliniken um eine Zertifizierung bewerben?

Kliniken, die an einer Zertifizierung interessiert sind, bewerben sich aktiv um Zulassung zu dem Verfahren, was mit einer ersten Prüfung der Organisationsstrukturen innerhalb der Klinik einhergeht. Um dann das Zertifikat als Brustkrebszentrum zu erhalten, müssen sich die Krankenhäuser einer genauen Prüfung vor Ort unterziehen und darlegen, dass sie den Qualitätsanforderungen gerecht werden.

Wie lange ist eine Zertifizierung gültig und wie wird sie erhalten oder erneuert?

Ein verliehenes Zertifikat hat eine maximale Gültigkeit von drei Jahren. In diesem Zeitraum müssen die Zentren sich einer jährlichen Überprüfung ihrer Qualität unterziehen. In Einzelfällen kann es auch vorkommen, dass ein Krankenhaus das Zertifikat wieder verliert. Das ist zwar selten, aber wenn ein Zentrum die geforderte Qualität trotz Verbesserungsmaßnahmen nicht mehr erreicht, darf das Zertifikat nicht weiter getragen werden. Die Kliniken nehmen die Qualitätsanforderungen sehr ernst und arbeiten mit Nachdruck daran, diesen gerecht zu werden und zu bleiben. Dabei werden sie von den Auditoren unterstützt, die gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort Bereiche mit Verbesserungspotenzial identifizieren und gemeinsam Maßnahmen zur Verbesserung erarbeiten.

Welchen Vorteil haben Patientinnen, die sich in einem solchen Zentrum behandeln lassen?

In wissenschaftlichen Erhebungen konnte gezeigt werden, dass Patientinnen, die in DKG-zertifizierten Brustkrebszentren behandelt wurden, im Durchschnitt länger überlebten als Patientinnen mit Behandlungen außerhalb zertifizierter Zentren. Dieser Effekt war unabhängig von klinischen Einflussfaktoren und der Art der Behandlung und wird am ehesten auf die qualitätsgesicherten Prozesse in zertifizierten Zentren zurückgeführt. Die Patientinnen haben somit einen klaren Überlebensvorteil durch die Behandlung in einem zertifizierten Zentrum.

Was ist darüber hinaus das Besondere an einer Behandlung in den zertifizierten Zentren?

Es ist besonders wichtig, dass Brustkrebspatientinnen eine optimale Therapie auf Basis der Leitlinien erhalten und alle Experten im Sinne der Patientin zusammenarbeiten. In zertifizierten Zentren stehen Spezialisten für alle Bereiche und Phasen der Erkrankung bereit und bringen sich in allen Abschnitten der Behandlung mit ihrem Fachwissen mit ein. Neben spezialisierten Ärzten mit nachgewiesener umfassender Erfahrung in der Betreuung von Brustkrebspatientinnen sind im Netzwerk eines zertifizierten Zentrums auch andere Berufsgruppen, wie z. B. Psychologen, Sozialarbeiter und spezialisierte Pflegekräfte, beteiligt. Durch den qualitätsorientierten Ansatz und die Bündelung von Expertenwissen wird so für die Patientinnen eine bestmögliche Therapie und Betreuung gewährleistet. Zertifizierte Zentren stellen sich jedes Jahr einer unabhängigen Überprüfung ihrer Qualität und Leistungen, legen ihre Ergebnisse dar und suchen stetig nach Verbesserungsmöglichkeiten. Die Behandlungsqualität freiwillig sichtbar darzustellen, ist keineswegs selbstverständlich und zeichnet die zertifizierten Zentren aus. Das sollten Patientinnen bei ihrer Arztwahl bedenken.

Quelle: Leben? Leben! 4/2016

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