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Krebserkrankungen

Krebserkrankungen sind ein wichtiger Faktor in der Frauengesundheit. Bei Frauen ist die Erkrankung der Brustdrüse die häufigste Form der Krebserkrankung.

Frauen Krebserkrankungen
© iStock - FatCamera

„Wir sind das Amazonenvolk.“

Als ich im April 2009 meine Diagnose bekam, konnte ich nur noch weinen. Ich fand das Leben einfach nicht fair. Schließlich hatte ich in meiner Kindheit schon meinen Vater an den Krebs verloren. Und meinen Mann hatte der Krebs mitten in der Blüte seines Lebens im Alter von 34 Jahren heimgesucht. Und jetzt ich selbst – damit musste ich erst einmal fertig werden.

Mein Name ist Marina und ich bin neunundvierzig Jahre alt, habe zwei erwachsene Kinder, einen putzigen Enkelsohn und einen wundervollen Mann, mit dem ich jetzt schon seit 31 Jahren glücklich verheiratet bin. Im Jahr 2009 fühlte ich einen Knoten in meiner linken Brust, was mir zunächst kein Kopfzerbrechen bereitete, da ich vor 15 Jahren einmal einen gutartigen Knoten hatte. Dieser wurde operativ entfernt und die Sache war für mich erledigt. Ich habe nie wieder daran gedacht. Außer, wenn mich die kleine Narbe daran erinnerte.

Nachdem mein neu entdeckter Knoten anfing zu wachsen, holte ich mir einen Termin beim Frauenarzt. Und dann kamen doch Ängste: Was wäre wenn oder ist es doch wieder harmlos? Als dann der Arzttermin kam, war das ganz komisch. Mein Mann war genauso unruhig wie ich. Die Ärztin sagte mir nach der Untersuchung gleich, dass es sich sehr wahrscheinlich um Brustkrebs handelt. Das war für meinen Mann einfach zu viel. Er sah vor sich plötzlich wieder die ganze Prozedur, die er hatte durchmachen müssen, und das haute ihn einfach um.

Die kommenden Wochen verbrachten wir damit, die Untersuchungen abzuarbeiten. Bis dann die endgültige Diagnose feststand. In dieser Zeit haben wir einfach nur funktioniert. Es war alles noch so unfassbar und auch unvorstellbar für mich. Ich, die als starke Frau mit beiden Beinen voll im Leben steht. Gerade auf der Karriereleiter oben angekommen, mit einem verantwortungsvollen Job als Betriebsleiterin. Und dann das, wie geht das? Das war nicht fair. Ich hätte schreien können! Warum ich? Das passt doch jetzt überhaupt nicht in mein Leben.

Es dauerte Wochen, bis ich das Ganze erfasst hatte, aber dann sagte ich dem Krebs den Kampf an. Nicht mit mir! Mein lieber Mann und meine Kinder konnten doch nicht ohne mich durchs Leben gehen. Nein, das wollte ich nicht. Also gab es nur eine Möglichkeit: Positiv denken, alles dafür tun, um wieder gesund zu werden, und die Therapie durchziehen. Egal was kommen würde, ich wollte gewinnen!

Ich ging weiterhin arbeiten, verlor meine Haare, meine beiden Brüste, aber niemals den Mut. Ich hatte wundervolle Menschen um mich herum, die mich unterstützten und mir bei all meinen Belangen halfen. Z. B. hatte ich am Tag meiner Chemotherapie immer einen unbändigen Heißhunger auf Schokolade. Wenn ich dann am Abend von der Arbeit heimkam, lag da schon eine Tafel Schokolade auf dem Tisch, die ich dann genüsslich verspeiste. Mein Mann war in dieser Zeit – und ist auch heute noch – das Beste, was ich hatte. Er sprach mit mir über alles, wirklich alles. Was mich belastete, mir Angst machte und mich quälte. Ich war nicht immer stark. Es gab auch viele Momente, an denen sich doch eine kleine dunkle Wolke in meinem Kopf befand namens „Tod“. Die wollte mir dann zeigen, wer stärker ist? Der negative Gedanke oder meine positive Einstellung? Ich bin mit Sternzeichen Löwe, und der kämpft und brüllt auch mal, aber niemals gibt er auf. Niemals …

Ich musste lernen, auf meinen Körper zu hören und das anzunehmen, was mir immer schwer gefallen ist. Entspannen, das tun, was mir gut tut, mich mit dem Thema „Krankheit und Tod“ auseinandersetzen. Ich war nie wirklich krank, wollte mich auch nie krank ins Bett legen. Das blieb jetzt nicht aus. Mir fehlte manches Mal einfach die Kraft. Trotz alldem habe ich meine Erkrankung akzeptiert und angenommen. Und festgestellt, dass es noch andere Dinge gibt, als nur zu arbeiten. Das Kämpfen brauchte ich nicht zu lernen, das tat ich ja schon immer.

Für mich war es ganz wichtig, trotz meiner Erkrankung immer schön zu sein. Ich ging nie ohne meine Perücke aus dem Haus. Dieses „Schönsein“ war ein gutes Gefühl. In manchen Momenten konnte ich dadurch vergessen, wie krank ich war. Ich durchlebte diesen Prozess der Therapien und Operationen und stellte fest, dass es mir sehr wichtig war, mit anderen über die Krankheit zu sprechen. Ich wollte anderen Frauen helfen, dass es ihnen so gut geht wie mir. Sie sollten spüren, dass ich genau wusste, wovon sie reden, weil ich genau dasselbe erlebt habe. So kam ich dann dazu, meine Website ins Leben zu rufen und mich in der Brustkrebshilfe aktiv zu engagieren. Ich recherchierte im Internet und kam zu Komen Deutschland e.V. Es ist, wie ich finde, unheimlich wichtig, dass die Hilfe keinen kommerziellen Hintergrund hat. Es soll ausschließlich um die Sache gehen: Aufklärung und Heilung und eine helfende Hand. Ich glaube, diese ganzen Aktivitäten gaben mir unheimlich viel Auftrieb und halfen, das Erlebte zu verarbeiten.

Im Juni 2010 habe ich mit 18 anderen an Brustkrebs erkrankten Frauen an einem Fotoshooting in Berlin teilgenommen. Die Initiatorin wollte zum Ausdruck bringen, dass wir auch schön sind trotz unserer Verletzungen. Auch ohne Brust und Haare. Und das ist ihr auch gelungen – ein unwiederbringliches Erlebnis. Dort habe ich in geballter Konzentration 18 verschiedene Lebensgeschichten gehört. Es war eine unbeschreibliche Atmosphäre. Ich kriege jetzt noch Gänsehaut bei dem Gedanken. So viele Frauen, die alle mit ihrer Erkrankung anders umgehen – gewaltig!

Es war so viel Emotion in diesem Raum. Danach kam eine Welle von Anfragen. Alle wollten wissen, wie es war und was wir tun. Das hatte ich so nicht erwartet, aber es rüttelte die Öffentlichkeit auf. Mir gefiel das, denn ich wünsche mir, dass viel mehr öffentlich über Brustkrebs gesprochen wird, denn schließlich ist das die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Wir waren ab da „Das Amazonenvolk“. Es entstand eine Ausstellung mit unseren Fotos.

Heute geht es mir sehr gut. Meine Sichtweise auf das Leben hat sich geändert. Ich sage zu Dingen, die mir nicht gut tun, auch mal NEIN. Genieße das Leben. Und bin Gott dankbar, dass ich leben darf.

Quelle: LL 4/2011

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