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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Überblick über die aktuelle MS-Therapie

Trotz intensiver Forschung und dem Einsatz neu entwickelter Medikamente ist die Multiple Sklerose bisher nicht heilbar. Realistische Ziele der MS-Therapie sind eine schnelle Rückbildung der Symptome nach einem Schub und die Verhinderung von neuen Schüben. So soll Behinderungen und zunehmenden Einschränkungen im täglichen Leben vorgebeugt werden. Bei bestehenden Einschränkungen ist es das Ziel, eine weitere Verschlechterung zu verhindern, die vorhandenen Funktionen zu bewahren und die bestehenden Symptome mittels Krankengymnastik, Ergotherapie und verschiedenen Medikamenten zu mildern.

Schubtherapie bei Multipler Sklerose

Zur Akuttherapie eines Krankheitsschubes mit Verschlechterung der bestehenden Beschwerden oder neu aufgetretenen Symptomen wird eine Behandlung mit Kortison empfohlen. Das Ziel ist eine schnelle Wiederherstellung der Funktionen wie vor dem Schub. Dazu werden über drei Tage Infusionen mit Kortison verabreicht. Oftmals kommt es bereits nach der ersten Gabe zu einer Besserung der Beschwerden. Nach den drei Tagen der Stoßtherapie verbleibt das Kortison noch eine Weile im Körper, sodass in den folgenden Tagen eine weitere Besserung möglich ist. Bleibt jedoch eine zufriedenstellende Rückbildung der Beschwerden aus, so kann nach ca. zwei Wochen eine erneute Stoßtherapie mit erhöhter Dosis und verlängerter Behandlungsdauer erfolgen. Falls im Anschluss noch schwerwiegende Funktionseinschränkungen vorliegen (z. B. ausgeprägte Lähmungen oder Sehstörungen), kann eine Blutwäsche (Plasmapherese) angeschlossen werden. Hierbei werden die gegen den eigenen Körper gerichteten Antikörper aus dem Blut gewaschen. Da dies das Herzkreislaufsystem belasten kann, wird diese Therapie auf Intensiv- oder Überwachungsstationen unter engmaschigen Kontrollen von Blutdruck, Puls und Herzaktion sowie weiteren Faktoren durchgeführt.

Schubprophylaxe bei schubförmig verlaufender MS

Zur Schubprophylaxe sind in Deutschland Interferonpräparate, Glatirameracetat, Natalizumab und Mitoxantron zugelassen. Die erste Wahl bei neu diagnostizierter, schubförmiger MS ist ein Interferonpräparat oder Glatirameracetat. Ob die gewählte Schubprophylaxe wirksam ist, kann frühestens nach sechs Monaten bis zu einem Jahr beurteilt werden. Bei Patienten mit hoher Krankheitsaktivität und schneller Verschlechterung kann eine Umstellung auf Natalizumab oder Mitoxantron erfolgen.

Interferone

Interferone werden i. d. R. mehrmals pro Woche je nach Präparat ins subkutane Fettgewebe oder in den Muskel gespritzt. Bei den Interferonpräparaten treten häufig, vor allem am Anfang der Therapie, grippeähnliche Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen oder Schüttelfrost auf. Die grippalen Symptome können mit Paracetamol oder Ibuprofen vor Verabreichung der Interferone abgedämpft werden. Zudem wird eine abendliche Anwendung empfohlen, sodass mögliche Nebenwirkungen „verschlafen“ werden. Bei den Präparaten, die ins subkutane Fettgewebe gespritzt werden, können lokale Rötungen und Verhärtungen an der Einstichstelle auftreten. Bei Schwangerschaftswunsch müssen Interferone nicht im Vorfeld abgesetzt werden, da nach den neusten Analysen kein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten oder Fruchtschädigung besteht. Während der Schwangerschaft wird jedoch als Vorsichtsmaßnahme eine Therapiepause empfohlen.

Glatirameracetat

Glatirameracetat wird einmal täglich ins subkutane Fettgewebe verabreicht und ist insgesamt gut verträglich. Grippeartige Nebenwirkungen wie bei den Interferonen sind nicht zu erwarten, jedoch werden häufig lokale Reizungen und Verhärtungen an der Einstichstelle beobachtet. Selten tritt eine sog. „Flush“-Symptomatik auf, und zwar dann, wenn das Medikament versehentlich in eine Vene injiziert wird. Hierbei kommt es zu Gesichtsrötung, Herzrasen und manchmal auch zu Luftnot.

Natalizumab

Bei schnellem Krankheitsfortschritt unter Interferonen oder Glatirameracetat kann eine Therapie mit Natalizumab eingeleitet werden. Hierbei handelt es sich um Antikörper, welche alle vier Wochen als Kurzinfusion intravenös verabreicht werden. Die Gabe erfolgt i. d. R. ambulant in einem neurologischen Zentrum oder einer Praxis. Die meisten Patienten erfahren unter dieser Therapie eine Stabilisierung der Erkrankung mit verminderten Schüben. Eine mögliche Nebenwirkung kann eine progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) sein. Hierbei handelt es sich um eine Viruserkrankung des Zentralnervensystems, die bisher fast nur bei stark abwehrgeschädigten Patienten beobachtet wurde (z. B. nach Organtransplantationen oder bei AIDS). Zudem wurden gehäuft Lebererkrankungen beschrieben, sodass eine regelmäßige Kontrolle der Leberwerte während einer Behandlung mit Natalizumab erfolgen sollten. Unter Natalizumab wird eine strikte Schwangerschaftsverhütung empfohlen und es sollte nicht gestillt werden.

Therapie der sekundär progredienten Multiplen Sklerose

Bei dieser Verlaufsform ist bei rascher Verschlechterung eine Mitoxantrontherapie sinnvoll. Das Medikament wurde ursprünglich zur Behandlung von Krebserkrankungen entwickelt und wird alle drei bis sechs Monate als Infusion verabreicht. Die Wirksamkeit ist bei Patienten mit rasch fortschreitender, schubförmiger MS und bei Patienten mit sekundär progredienter MS belegt. Während der Therapie muss eine strenge Schwangerschaftsverhütung erfolgen. Mögliche Nebenwirkungen sind Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, ein erhöhtes Risiko für Infektionen, eine Schädigung des Herzens mit Abnahme der Pumpfunktion und Unfruchtbarkeit. Einzelne Fälle von Leukämie sind beschrieben. Vor Verabreichung muss eine Ultraschalluntersuchung des Herzens erfolgen, nach Verabreichung regelmäßige Blutkontrollen. Die Mitoxantrongabe kann mit einem Kortisonstoß (siehe oben) kombiniert werden.

Therapie der primär progredienten Multiplen Sklerose

Diese Verlaufsform ist die seltenste und bisher ist keine gesicherte Immuntherapie bekannt. Interferone und Glatirameracetat haben in Studien keinen Erfolg gezeigt. Bei schnellem Fortschreiten der Erkrankung können regelmäßige Kortisonstoßtherapien wirksam sein, selten kann auch eine Behandlung mit Mitoxantron erwogen werden.

Behandlung der Krankheitssymptome

Neben der Schubtherapie und der Schubprophylaxe spielt die Behandlung der Symptome eine bedeutende Rolle für das Wohlbefinden und die Lebensqualität. Symptome wie Spastik, Gangstörung, Blasenstörungen, Depressionen, Schmerzen und Schlafstörungen können mit verschiedenen Medikamenten gelindert oder ganz aufgehoben werden. Wichtig ist auch, nicht offensichtliche Beschwerden wie Konzentrationsstörungen, Depressionen, Fatigue, Impotenz oder Verstopfung anzusprechen. Nur so kann gezielt behandelt werden. Eine krankengymnastische und ergotherapeutische Mitbehandlung bei Patienten mit z. B. Gang- und Koordinationsstörungen ist eine wichtige Säule der MS-Therapie. Hierbei werden u. a. Strategien entwickelt, die bestehenden Einschränkungen zu kompensieren.

Quelle: Ratgeber MS 2011

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