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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Neuer Marker könnte MS-Diagnose zukünftig erleichtern

Multiple Sklerose (MS) sicher zu diagnostizieren, erfordert langjährige neurologische Erfahrung, da eine Vielzahl klinischer und paraklinischer Befunde bewertet und eingeordnet werden muss. Manchmal ist eine eindeutige Diagnose erst nach Jahren möglich. Ein neuer potenzieller Biomarker, der mittels Bluttest bestimmt wird, könnte zukünftig die Diagnosestellung vereinfachen, berichtet das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS).

Einem Forscherteam des KKNMS um Vorstandsmitglied Prof. Dr. Bernhard Hemmer ist es gelungen, den Kaliumkanal KIR4.1 (1) als Ziel von Autoantikörpern (2) bei MS zu identifizieren. „Bei fast der Hälfte der untersuchten MS-Patienten konnten wir einen Autoantikörper gegen KIR4.1 im Blut nachweisen“, erklärt Prof. Dr. Hemmer, der die Neurologische Klinik des Klinikums rechts der Isar der TU München leitet. Diese Beobachtung könnte darauf hinweisen, dass KIR4.1 ein wichtiges Ziel der Immunantwort bei MS ist. Die Forscher wären damit wieder einen Schritt weiter, die Erkrankung besser zu verstehen.

Kaliumkanäle sind beim Menschen an der Regulierung des Elektrolythaushalts beteiligt und damit auch an elektrischen Vorgängen in erregbarem Gewebe wie Nerven- und Muskelzellen. Menschen und Tiere, denen KIR4.1 fehlt, haben neurologische Ausfälle, d. h., sie können z. B. Bewegungen nicht richtig koordinieren (Ataxie). Außerdem ist bei ihnen die Bildung des Myelins, der schützenden Isolierschicht um Nervenzellen, gestört. Das Besondere an KIR4.1 ist, dass es sowohl im Zentralnervensystem (ZNS) als auch in den Nieren vorkommt. „Ähnliches trifft auch auf Aquaporin-4 (3) (AQP4) zu“, sagt Prof. Hemmer. Die Entdeckung eines spezifischen Autoantikörpers gegen AQP4 bei Neuromyelitis optica, einer Sonderform der MS, im Jahr 2004 führte dazu, dass diese Patienten meist besser behandelt werden können. „Wir hoffen, dass KIR4.1 eine ähnliche Rolle für die MS spielen wird“, so der KKNMS-Experte weiter. Die Studienergebnisse, die in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden, sprechen dafür: Der Autoantikörper lässt sich vor allem im Blut von MS-Patienten nachweisen und nur sehr selten bei Menschen mit anderen neurologischen Erkrankungen (<1%). Bei Gesunden war der Antikörper nicht nachweisbar.

Potenzieller diagnostischer Marker

In bereits eingeleiteten KKNMS-Folgestudien hoffen die Neurologen nun herauszufinden, welche Bedeutung der Autoantikörper für die Entstehung der MS hat. „Darüber hinaus könnte der Autoantikörper zur Verbesserung der MS-Diagnostik beitragen und uns bei der Abgrenzung zu anderen neurologischen Erkrankungen unterstützen“, meint Prof. Hemmer abschließend. Auch dies wird Gegenstand weiterer Studien sein, um den Marker zukünftig auch in der Routinediagnostik nutzen zu können.

  1. Bei einem Kaliumkanal handelt es sich – vereinfacht ausgedrückt – um eine Durchtrittsstelle aus Protein in Zellmembranen, durch die Kaliumionen in die Zelle gelangen.
  2. Autoantikörper sind vom Immunsystem des Körpers gebildete Stoffe, die sich gegen körpereigene Zellen wenden und diese schädigen.
  3. Bei Aquaporin-4 handelt es sich um einen „Wasserkanal“ – durch ihn gelangt Wasser in die Zellen.

Quelle: BMS 3/12

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