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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Plasmaaustausch bei Multipler Sklerose

Die Plasmapherese oder der Plasmaaustausch wird umgangssprachlich auch „Blutwäsche“ genannt. Bei diesem Verfahren werden Stoffe aus dem Blut entfernt, die bei der Multiplen Sklerose zur Entzündung im Gehirn beitragen.

Allerdings konnte eine Wirksamkeit des Plasmaaustausches nur für die Schubtherapie nachgewiesen werden. D. h., nur bei neu aufgetretenen Symptomen, die nicht auf die Standardtherapie einer hoch dosierten intravenösen Steroidtherapie („Stoßtherapie“) ansprechen, ist der Plasmaaustausch eine mögliche Therapieoption. Als Intervalltherapie zur Prophylaxe eignet sich die Blutwäsche nicht.

Bevor man sich für einen Plasmaaustausch entscheidet, müssen verschiedene Fragen geklärt werden: Sollte erneut Kortison gegeben werden oder liegt ein sog. „Steroidversagen“ vor? Ist der Schub so schwerwiegend, dass deutliche Beeinträchtigungen vorliegen? Gibt es Gegenanzeigen, die eine Blutwäsche bei mir verbieten? Habe ich eine Chance, dass mir die Blutwäsche hilft? Diese Fragen sollten Sie im Vorfeld mit einem in der MS-Therapie erfahrenen Arzt erläutern.

Was geschieht bei der Plasmapherese?

Um die Plasmapherese durchzuführen, muss ein Venenzugang gelegt werden, der einen hohen Blutfluss erlaubt. Das Blut wird aus dem Körper geleitet. Über eine Filtration oder Zentrifugation wird das Blutplasma mit den entzündlichen Botenstoffen sowie Antikörpern entfernt. Anschließend werden die Blutzellen sowie eine eiweißreiche Lösung zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes wieder infundiert. Es werden ca. vier bis sechs solcher Behandlungen i. d. R. jeden zweiten Tag durchgeführt. Typischerweise zeigt sich eine Verbesserung der Symptome nach zwei bis vier Behandlungen. Die Behandlung sollte frühzeitig – d. h. möglichst nicht später als vier bis sechs Wochen nach Symptombeginn eingeleitet werden. Dann sind die Erfolgschancen der Plasmapherese am größten.

Verschiedene Studien zeigen eine deutliche klinische Besserung durch den Plasmaaustausch bei 40–70% der Patienten, die nicht auf Steroide reagiert haben. Pathologische Untersuchungen von MS-Herden geben Hinweise, dass die Entzündungsherde im Gehirn unterschiedliche Ursachen haben. Hierbei finden sich bei einer Patientengruppe Ablagerungen von löslichen Bestandteilen des Immunsystems, sog. Antikörper und Komplement. Patienten mit diesem Subtyp profitieren von einer Plasmapherese. Insgesamt konnten durch histologische Untersuchungen vier Subtypen nachwiesen werden. Eine Bestimmung der Subtypen ist jedoch nur durch eine Entnahme von Hirngewebe möglich. Eine solche Gewebeentnahme ist bei bekannter Multipler Sklerose nicht angezeigt.

Neues Einsatzgebiet

Ein neues Einsatzgebiet des Plasmaaustausches bei der Multiplen Sklerose hat sich durch die Einführung des Wirkstoffs Natalizumab ergeben. Natalizumab ist zur Behandlung der hoch aktiven schubförmigen Multiplen Sklerose zugelassen. Selten kommt es aufgrund der Therapie zu einer Progressiven Multifokalen Leukenzephalopathie (PML). Dies ist eine virale Erkrankung des Gehirns, die von Patienten mit einer Immunsuppression bekannt ist. Die wichtigste Behandlung der PML besteht in der möglichst raschen Entfernung des Wirkstoffs. Dieser kann durch die Plasmapherese ausgewaschen werden. Hierdurch kommt es zu einer Erholung des Immunsystems und damit zu einer effektiven Bekämpfung der Infektion.

Ein weiteres, seltenes Einsatzgebiet des Plasmaaustausches ist die sog. Neuromyelitis optica (Devic-Syndrom). Die Neuromyelitis optica zeichnet sich durch Entzündungen der Sehnerven sowie eine Beteiligung des Rückenmarkes aus. Sie wurde lange Zeit als Sonderform der MS angesehen, konnte aber in den vergangenen Jahren durch den Nachweis von spezifischen Antikörpern (sog. Aquaporin-4-Antikörpern) abgegrenzt werden. Diese Antikörper, die für die Bildung von Kanälen in der Zellmembran zuständig sind und den Durchtritt von Wassermolekülen erleichtern, können durch eine Blutuntersuchung nachgewiesen werden. Bei der Neuromyelitis optica kann bei Schüben ebenfalls ein Plasmaaustausch durchgeführt und die krankmachenden Antikörper können so ausgewaschen werden.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Blutwäsche bei der Multiplen Sklerose eine wichtige Therapieoption ist, die jedoch nur in sehr speziellen, seltenen Fällen angezeigt ist.

Quelle: BMS 2/11

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