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Ernährungsformen

Die meisten Ernährungsformen sollen die Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Körpers unterstützen, können aber unter Umständen auch schnell das Gegenteil bewirken.

Ernährungsformen
© IStock - TommL

Rohkost

Die meisten Menschen stellen sich unter Rohkost vorwiegend den Verzehr von rohem Gemüse, Salaten und Obst vor. Allerdings gibt es unterschiedliche Formen der Ernährung durch Rohkost, die sogar Fleisch und Fisch beinhalten kann. Grundsätzlich sind unter dem Begriff „Rohkost“ alle Lebensmittel zu verstehen, die unverarbeitet verzehrt werden: ungekocht und ungebraten.

Ernährungswissenschaftler unterscheiden die vegane und die vegetarische Rohkost. Die vegane Ernährung durch Rohkost beinhaltet nur pflanzliche Lebensmittel: Obst und Gemüse, jede essbare Form von Blattgrün, Oliven, Öl, Nüsse, Pilze, Samen und Kräuter. Mit Milchsäure vergorene Lebensmittel wie beispielsweise Sauerkraut sind ebenfalls in der veganen Rohkost enthalten.

Die vegetarische Rohkost ermöglicht hier schon wesentlich mehr Spielraum in der Auswahl der Lebensmittel. Sie enthält außer den Nahrungsmitteln der veganen Rohkost auch Käse und andere Milchprodukte aus Rohmilch und auch Eier. Tierische Produkte wie einige Fischsorten, die nicht gekocht oder gebraten wurden, sind hier in den Ernährungsplan integriert: Sushi zählt dazu, sowie Lachs, Matjes- und Bismarckhering und Thunfisch. Viele Rohkost-Vegetarier integrieren auch Tatar, Carpaccio und rohen Schinken in ihren Speiseplan. Rohkost besteht zu 100 Prozent aus Lebensmitteln, die ungegart verzehrt werden und bestenfalls zur Haltbarmachung geräuchert oder eingelegt werden dürfen.

Durch diese Ernährungsform werden hitzeempfindliche Vitamine in den Nahrungsmitteln nicht zerstört. Mineralstoffe und Enzyme bleiben vollständig erhalten. Prinzipiell geht die Ernährung nach dem Prinzip der Rohkost auf alte Völker in Indien und im Iran zurück, die sich allerdings ausschließlich durch rohe Früchte ernährten. In der altindischen Philosophie herrscht der Denkansatz, diese Form der Ernährung erzeuge eine vollständige Harmonie zwischen Körper und Geist.

Unter den Ernährungswissenschaftlern sind die Meinungen zur Rohkost gespalten. Viele Wissenschaftler vertreten die Meinung, dass ein hoher Anteil an Rohkost in der Ernährung zahlreichen Krankheiten vorbeugen kann. Eine Ernährung ausschließlich durch Rohkost gilt jedoch als wenig empfehlenswert. An der Universität Gießen wurde Ende der Neunziger Jahre eine Fachstudie durchgeführt, die in Fachkreisen unter der Bezeichnung „Giessener Rohkoststudie“ einen hohen Bekanntheitsgrad genießt. In dieser Studie wurde das Ernährungsverhalten von Menschen untersucht, die sich durch Rohkost, sowohl vegan als auch vegetarisch ernährten, sowie deren Gesundheitszustand. Die Bedingungen der Teilnahme lagen in der Ernährung durch Rohkost zu mindestens 70 Prozent, darüber hinaus durften nur Nichtraucher teilnehmen, die sich seit mehr als einem Jahr mit Rohkost ernähren. Die Studie brachte überraschende Ergebnisse hervor. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer waren untergewichtig und hatten in einem relativ kurzen Zeitraum durchschnittlich zehn bis zwölf Kilogramm an Gewicht verloren. Gut dreißig Prozent der teilnehmenden Frauen im Alter von unter 45 Jahren befanden sich vorzeitig in der Menopause. Auffällig war eine Überversorgung mit zahlreichen lebenswichtigen Vitaminen, gleichzeitig aber wurde eine Unterversorgung mit Zink, Kalzium, Vitamin D und B12 deutlich. Rund die Hälfte der männlichen Teilnehmer litt an Blutarmut, bei den Frauen war es nur ein Zehntel der Teilnehmerinnen. Die Studie schloss mit dem Fazit ab, dass eine ausschließliche Ernährung mit Rohkost zu Mangelerscheinungen und Unterernährung führt.

Die Ernährung ausschließlich durch Rohkost findet noch in weiteren Punkten Kritik unter Ernährungswissenschaftlern. Viele Lebensmittel werden erst durch Garungsvorgänge verdaulich, zahlreiche Lebensmittel können roh kaum verzehrt werden, weil sie schlichtweg ungenießbar sind. Viele Bestandteile der Rohkost können nicht verdaut werden, sie vergären und faulen im Darm. Durch ausschließliche Ernährung mit Rohkost kann dauerhaft die Darmschleimhaut geschädigt werden. Zahnschäden können nicht nur durch die Unterversorgung mit dem für Knochen und Zähne so wichtigen Spurenelement Kalzium entstehen, sondern auch durch den hohen Säuregehalt der Nahrungsmittel.

Für Menschen mit einer Histaminintoleranz ist die Ernährung durch Rohkost absolut ungeeignet, während Menschen mit Glutenunverträglichkeit Rohkost in der Regel sehr gut vertragen. Problematisch kann Rohkost aber auch für Menschen werden, die an einer Fruchtzuckerintoleranz leiden. Grundsätzlich kann Rohkost zu zahlreichen Verdauungsproblemen führen.

Ein weiterer Aspekt, der hinsichtlich der Rohkost dringend anzumerken ist, sind Parasiten und Bakterien, von denen Obst und Gemüse recht häufig befallen sind. Durch Kochen oder Braten werden sie vernichtet, in der Rohkost nimmt der Mensch sie mit auf und sie gelangen in den Verdauungstrakt.

Kinder sollten keinesfalls ausschließlich durch Rohkost ernährt werden. Sie benötigen in der Wachstums- und Entwicklungsphase zahlreiche Nährstoffe, die nur durch eine gesunde, ausgewogene Mischkost zugeführt werden können. Auch für schwangere und stillende Frauen verbietet sich die Ernährung ausschließlich durch Rohkost.

Ernährungswissenschaftler preisen ein gesundes Maß an Rohkost trotzdem an. Für einen Menschen mit gesunden Verdauungsorganen und ohne Intoleranzen auf bestimmte Substanzen in der Nahrung wie Milchzucker, Fruchtzucker oder Histamine kann Rohkost, sofern sie zu höchstens dreißig Prozent mit gesunder Mischkost kombiniert wird, sogar sehr gesund sein. Der Körper wird mit zahlreichen Vitaminen versorgt, viele Menschen fühlen sich sowohl körperlich als auch seelisch und geistig sehr wohl und vor allem sehr leistungsfähig.

Monika Celik

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