Alkoholsucht oder Alkoholkrankheit, die auch als Alkoholismus oder Alkoholabhängigkeit bezeichnet wird, ist eine körperliche Abhängigkeit von Ethanol, das im allgemeinen Sprachgebrauch als „Alkohol“ bezeichnet wird.
Alkoholsucht oder Alkoholkrankheit, die auch als Alkoholismus oder Alkoholabhängigkeit bezeichnet wird, ist eine körperliche Abhängigkeit von Ethanol, das im allgemeinen Sprachgebrauch als „Alkohol“ bezeichnet wird. Alkoholsucht verläuft progressiv, ohne einen einheitlichen Krankheitsverlauf zu zeigen und ist neben Tabakrauchen eine der häufigsten und schwersten Suchterkrankungen. Ethanol in Form von Trinkalkohol ist eine von mehreren sogenannten psychoaktiven oder psychotropen Substanzen, die einen Einfluss auf Empfindungen und Bewusstsein des Menschen haben. Je nach konsumierter Menge wirkt Ethanol anregend bis dämpfend.
Typische Symptome sind die Einstellung des gesamten Tagesablaufes und Lebensinhaltes auf die Sucht und die Beschaffung und den Konsum von Alkohol. Konsumzwang, Entzugserscheinungen, Kontrollverlust, eine steigende Toleranz gegenüber der Alkoholmenge und eine Veränderung der Persönlichkeit sind unter anderem Anzeichen für einen krankhaften Alkoholkonsum. Treten drei oder mehr dieser Verhaltensweisen gemeinsam auf, spricht man von einem missbräuchlichen Alkoholkonsum oder bereits von Alkoholsucht. Die Symptome treten nach einer größeren konsumierten Alkoholmenge auf als bei Gelegenheitstrinkern, die eine geringere Alkoholtoleranz auszeichnet. Um die gleiche Rauschwirkung zu erhalten, müssen Alkoholsüchtige immer größere Mengen konsumieren.
Lange Zeit ist die Forschung von einem einheitlichen Krankheitsverlauf ausgegangen, der über einen chronisch-fortschreitenden Prozess im sozialen Abstieg oder einem tödlichen Ausgang endet. In der Tat kann Alkoholsucht schwere körperliche und psychische Störungen verursachen und im Tod enden. Dennoch sind die Verläufe heterogen und frühere Definitionen und Einteilungsstufen werden als nicht mehr universell anwendbar angesehen.
In Deutschland sind zwischen 1,3 Millionen und 2,5 Millionen Menschen von einer Alkoholsucht betroffen, fast 8,5 Millionen konsumieren Alkohol in gesundheitlich bedenklicher Weise. Etwa 70 % der Erkrankten sind Männer, die Tendenz bei Frauen ist allerdings steigend. Das Alter der Betroffenen variiert dabei. Während Frauen in der Regel erst im mittleren Lebensalter eine Alkoholsucht entwickeln, ist ein exzessives Trinkverhalten bei Männern schon früher erkennbar. Mehr als täglich 12 Gramm reiner Alkohol bei Frauen und mehr als 24 Gramm bei Männern gelten als gesundheitsgefährdend. Ab 20 beziehungsweise 30 Gramm ist die Gefahr, körperliche Folgeerkrankungen zu entwickeln, erreicht.
Körperliche Erkrankungen, die mit der missbräuchlichen Verwendung von Alkohol zusammenhängen und sich zu chronischen Krankheiten entwickeln können, sind Veränderungen des Stoffwechsels, Schädigungen von Leber, Speiseröhre und Magen, Krebserkrankungen und Entzündungen. Gehirn und Nervensystem werden geschädigt, neuropsychologische Mängel treten auf.
Die Hauptursachen für die Entwicklung einer Alkoholsucht ist die psychosoziale Entwicklung. Der Übergang von normalem Alkoholkonsum zum Missbrauch ist oft fließend. Genetisch bedingte körperliche Störungen wie ein langsamerer Abbau von Alkohol oder bestimmte Gehirnstoffwechselstörungen können auch zu der Entwicklung einer Alkoholkrankheit beitragen, sind aber eher als eine von mehreren Ursache in einem multikausalen Zusammenhang zu sehen. Häufiger wird eine genetische Vererbbarkeit der Alkoholsucht diskutiert. In diesem Zusammenhang ist allerdings die Frage zu klären, ob das Verhalten geerbt oder gelernt/beobachtet worden ist. Neuere Untersuchungen gehen bei 50 – 60 % der Fälle von Alkoholabhängigkeit von einer genetischen Veranlagung aus, die auf einem Gen basiert, welches für die Produktion eines Proteins verantwortlich ist, das die Stressverarbeitung und die Gefühlssteuerung beeinflusst.
Die Alkoholsucht eines Betroffenen muss in der Regel von seinen Angehörigen mitgetragen und kompensiert werden. Aus der sozialen Umgebung kommt es dabei zur Anerkennung der Hilfestellung, aber auch zu einer Bewertung oder Abwertung der Familiensituation und dem eventuellen gesellschaftlichen Ausschluss. Zu Beginn der Alkoholsucht merken Angehörige häufig keine Erkrankung, weil nicht immer exzessive Rauschzustände auftreten. Oft „funktionieren“ Alkoholiker weiterhin und die Sucht ist nach außen hin nicht oder erst nach einigen Jahren sichtbar. Die von Alkoholsucht Betroffenen leugnen ihre Erkrankung und sind sich ihrer Schwere häufig nicht bewusst.
Im Gegensatz zu vielen anderen Rauschmitteln ist Alkohol eine gesellschaftlich anerkannte Droge. Durchschnittlich konsumiert jeder Deutsche rund 12 Liter Alkohol pro Jahr, am häufigsten Bier, Wein, Schaumwein und Spirituosen. Bereits im jungen Alter werden Kinder und Jugendliche mit Alkohol konfrontiert. Rund 25.000 Minderjährige und junge Erwachsene werden jährlich wegen missbräuchlichen Konsums von Alkohol ins Krankenhaus eingeliefert.
Ohne Therapie ist eine Überwindung der Alkoholsucht schwierig. Ein völliger Verzicht auf jede Form von Alkohol ist die einzig wirksame Methode. Der Verzicht ist ohne sogenannte Entzugserscheinungen nicht durchführbar, was bei vielen Betroffenen zu Rückfällen führt. Neben der körperlichen Abhängigkeit spielt bei der Alkoholsucht die psychische Abhängigkeit eine große Rolle, insbesondere weil die Konfrontation mit Alkohol im Alltag stärker ist als bei anderen Suchtmitteln.
Barbara Kliem