Erste körperliche Anzeichen für ein Burn-out können ein allgemeines Erschöpfungsgefühl, Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder ein Schweregefühl sein. Auf der seelischen Ebene kommt es dann häufig zu Reizbarkeit und Konzentrationsproblemen.
05:30 Uhr aufstehen, duschen. Dann die zwei Kinder wecken und anziehen, gemeinsam frühstücken, Kinder in den Kindergarten und los zu Arbeit. 8.30 Uhr Computer im Büro anschalten, Post öffnen… Ein alltägliches Szenario vieler Mütter, zu dem noch Wäsche waschen, Putzen, die Erwartungen des Partners usw. hinzukommen. Nicht immer ist es da einfach, die eigene Psyche im Gleichgewicht zu halten. Zeitdruck und die eigenen Erwartungen sowie jene des Umfeldes führen dazu, dass nicht nur Manager, sondern auch Mütter unter Burn-out leiden. Prof. Dr. Kerstin Weidner, Universitätsklinik Dresden, erklärt, wie sich ein Burn-out behandeln lässt und was Mütter vorbeugend für sich selbst tun können.
Erste körperliche Anzeichen können ein allgemeines Erschöpfungsgefühl, Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder ein Schweregefühl sein. Auf der seelischen Ebene kommt es dann häufig zu Reizbarkeit und Konzentrationsproblemen. Wichtig ist: Ein Burn-out darf nicht mit einer psychischen Erkrankung verwechselt werden. Das ist klar voneinander zu unterscheiden.
U. a. sind Menschen besonders betroffen, die überhöhte Erwartungen an sich selbst haben sowie Personen mit hohem Pflichtbewusstsein, hoher Leistungsbereitschaft und Menschen, die dazu neigen, eigene Bedürfnisse zu vernachlässigen und solche, die eine ängstlich/abhängige Persönlichkeitsstruktur haben. Auch Menschen, die wenige sog. korrigierende Lebensbereiche haben, die den Aufbau von Ressourcen ermöglichen. Das sind aber nur einige Beispiele.
Mütter belastet häufig die fehlende Anerkennung durch die Gesellschaft und vor allem auch durch den Partner, nach dem Motto: „Er darf arbeiten gehen, ich muss hier die Stellung halten und keiner sieht, was ich den ganzen Tag mache.“ Außerdem müssen Mütter häufig mehrere Aufgaben parallel meistern. Darüber hinaus gibt es ein Überangebot von Möglichkeiten und damit verbunden einen Konkurrenzdruck unter Müttern, dem Baby oder Kind das Bestmögliche bieten zu müssen. Auf der anderen Seite können auch mangelnde Außenkontakte oder reduzierte soziale Netze zu einer Überlastung beitragen. Der Anspruch, sowohl der Rolle als (perfekte) Mutter als auch als Partnerin, Tochter, frühzeitig wieder Berufstätige usw. gleichzeitig zu genügen, belastet Mütter.
Eine große, insbesondere bei Perfektionismus oder realen Überforderungen.
Burn-out ist grundsätzlich erst einmal keine Erkrankung und somit leitet sich von der Diagnose auch keine Kassenleistung ab. Deshalb wird keine klassische Therapie durchgeführt, eher eine Beratung im Sinne der Prävention. Häufig verbergen sich aber hinter einem vermeintlichen „Burn-out“ andere psychische Erkrankungen, wie Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen oder Persönlichkeitsstörung als ernst zu nehmende und behandlungsbedürftige seelische Erkrankungen. Dann ist dringend eine Behandlung angezeigt. Unbehandelt können die Symptome immer weiter zunehmen bis hin zu einer schweren Depression, Suizidgedanken, einer Ausweitung der vorhandenen Angst sowie möglicherweise eine Angstübertragung auf das Kind. Werden psychische Störungen nicht behandelt, drohen Mutter-Kind-Bindungsstörungen.
Leiden die Mütter unter psychischen Störungen (zu denen nicht Burn-out zählt), kommt eine ambulante oder (teil-)stationäre Psychotherapie in Betracht. Insbesondere im ersten Lebensjahr des Kindes, aber auch später, stehen Betroffenen spezialisierte Mutter-Kind-Therapien zu Verfügung. So können Mütter gemeinsam mit dem Kind behandelt werden. Eine mögliche Störung der Mutter-Kind-Beziehung kann so behandelt oder einer möglichen Bindungsstörung kann vorgebeugt werden.
Liegen psychische Erkrankungen oder auch ein Burn-out vor, eignet sich auch eine medizinische Rehabilitation, um zu vermeiden, dass sich eine bestehende oder drohende Erkrankung verschlechtert, oder eine Mutter-Kind-Kur. Diese ist allerdings erst sinnvoll, wenn es möglich ist, das Kind auch zeitweise in eine Betreuung zu geben, also nach dem dritten Lebensjahr des Kindes. Wer eine Mutter-Kind-Kur machen möchte, muss dafür keine psychischen Diagnosen aufweisen.
Sie lernen u. a. besser für sich selbst zu sorgen, Selbstsicherheit und -kompetenz zu entwickeln, aber auch Aufgaben zu delegieren und zu priorisieren sowie Entspannungstechniken. Liegt eine psychische Störung vor, lernen sie, damit umzugehen, und natürlich zielt die Therapie auf Symptomreduktion hin. Dafür stehen verschiedene Psychotherapiemethoden zur Verfügung.
Hilfreich ist es, wenn Mütter perfektionistische Persönlichkeitseigenschaften erkennen und abbauen. Außerdem hilft ein Tagesrhythmus mit ausgeglichenen Angeboten und Außenkontakten aber auch Ruhephasen und das Schaffen kleiner eigener Freiräume, wie etwa ein Spaziergang oder der Besuch einer Sportgruppe. Sie sollten sich nach Möglichkeit von gesellschaftlichen Erwartungen distanzieren und natürlich auch den Partner in den Familienalltag mit einbeziehen.
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Quelle: Deutsches Magazin für Frauengesundheit 1/2019