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Diabetes

Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.

Diabetes Mellitus
© iStock - PixelsEffect

Diabetikerwarnhunde

Experteninterview mit Anna Oblasser-Mirtl

Anna Oblasser-Mirtl ist diplomierte Trainerin für exotische Tiere und professionelle zertifizierte Hundetrainerin. Als Inhaberin des Animal Training Centers in Rohrbach in der Steiermark bildet sie Diabetikerwarnhunde (Signalhunde für Menschen mit Diabetes lautet der gesetzliche Begriff) aus und verrät im Interview, was die Hunde können und für wen sie gedacht sind.

Was kann ein Diabetikerwarnhund?

Grundsätzlich beinhalten die Aufgabengebiete der Hunde, Hypo- und Hyperglykämie zu erkennen und situationsabhängig anzuzeigen. Weltweit einzigartig ist, dass unsere Hunde vier Anzeigeverhalten beherrschen. Sie können die Pfote geben, bellen, sie ziehen an einem Spielzeug, das am Gürtel des Diabetikers hängt, und können eine Notfallglocke drücken. Sie lernen auch, diese unterschiedlichen Anzeigeverhalten situationsbezogen anzuwenden. Wenn jemand an der Universität im Hörsaal sitzt, möchte er nicht, dass der Hund bellt, also sollte er an dem Spielzeug ziehen. Umgekehrt hilft das aber wenig, wenn der Hund im Kofferraum sitzt, da sollte er Notsituationen anzeigen, indem er bellt. Manche Hunde werden auch selbst kreativ und lassen sich andere Methoden einfallen, sie bringen z. B. das Messgerät. Zudem können sie im Notfall Hilfe holen, sie apportieren Insulin, Notfallspritzen, Traubenzucker und andere wichtige Lebensmittel. Abgesehen davon vermitteln sie Sicherheit, was vor allem Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes hilft.

Gibt es Kriterien, nach denen Diabetikerwarnhunde vergeben werden?

In den vergangenen Jahren hat es sich herumgesprochen, wie hilfreich richtig ausgebildete Hunde für Diabetiker sein können, und wir haben viele Anfragen. Wir versuchen herauszufinden, welche Personen einen Hund brauchen, und auch, ob sie sich für einen Hund eignen. Denn ein Hund ist nicht nur ein weiteres Messgerät, sondern ein Lebewesen, das auch gewisse Dinge braucht. Als erstes Kriterium für einen Diabetikerwarnhund gilt aber eine Wahrnehmungsstörung. Vor allem Kinder merken oft nicht, wenn der Blutzucker zu hoch oder niedrig ist. Auch bei psychischen Problemen kann der Hund eine große Hilfe sein. Wir haben zwar auch viele Erwachsene, die einen Diabetikerwarnhund haben, aber Kinder sprechen eben sehr gut auf die Tiere an, deswegen vergeben wir die Hunde auch ein bisschen lieber an Kinder mit Diabetes. Hier würde ich gerne erwähnen, dass es oft, aber nicht immer der Fall ist, dass Personen in einer Hypo-/Hyperglykämie nicht richtig ansprechbar bzw. handlungsfähig sind. Die Hunde verlieren ihre Motivation nicht, aber es ist für sie eine schwierige Situation, wenn sie falsches Feedback erhalten. Die Kinder sind nicht sofort hellwach, wenn der Hund sie weckt. Dafür weckt der Hund aber die Eltern, die gesund sind, sich nach der Anzeige um das Kind und dann um den Hund kümmern und ihn entsprechend loben. Normale Anzeigen sind für das Tier keine psychische Belastung und es verstört sie nicht! Es kann jedoch vorkommen, dass sie sich – wie die Eltern auch oft – Sorgen machen, wenn der Blutzucker über einen längeren Zeitraum abweichende Werte aufweist.

Sie sprechen davon, dass die Aufgaben der Hunde diese auch belasten können. Worauf müssen Diabetiker bei speziell ausgebildeten Hunden besonders achten?

Wir haben strenge vertragliche Richtlinien, die sich auf die nötige Bewegung, tierärztliche Versorgung und das verwendete Futter beziehen. Ein Diabetikerwarnhund benötigt auch im Alltag ein besonderes Management. Wie oben erwähnt, ist das einerseits das Feedback. Andererseits müssen Diabetiker auch darauf achten, den Hund nicht zu überanstrengen. Wenn man möchte, dass er in der Nacht Notfälle anzeigt, dann darf man mit ihm tagsüber keine vierstündige Wanderung machen. Denn dann schläft in der Regel auch ein Diabetikerwarnhund in der Nacht.

Wie läuft die Ausbildung und die Vergabe der Hunde ab?

Es gibt zwei Ausbildungswege. Einer ist die Fremdausbildung, das machen wir. Die Hunde kommen bei uns zur Welt, wir bilden sie aus, lernen sie kennen und wissen dann, welchen Hund wir vergeben. Wir wissen, wie das Tier leben kann und können somit für jeden Diabetiker den perfekten Hund finden. Die Auswahl geht dabei über mehrere Monate, in denen wir die Familie und Diabetiker kennen lernen und natürlich umgekehrt. Der andere Ausbildungsweg ist die Selbstausbildung. Dabei werden die Welpen selbst ausgebildet, in der Hoffnung, dass sie sich dann als Diabetikerwarnhund eignen. Allerdings sehe ich es kritisch, wenn Laien Hunde ausbilden. Denn man muss wissen, was der Hund braucht, und es müssen die richtigen Tiere ausgewählt werden. Es gibt zudem seit Jänner 2015 eine offizielle Prüfung am Messerli Institut der Veterinärmedizinischen Universität. Diese besteht aus einer Verhaltens- und einer Gesundheitsprüfung und es gibt eine Kenndecke nach Bestehen. Diese trägt der Hund danach und darf daher z. B. auch offiziell in Supermärkte mitgenommen werden.

Welche Hunde eigenen sich am besten als Diabetikerwarnhund?

Es braucht einen Hund, der charakterstark und gehorsam ist. Zu einem gewissen Teil müssen die Hunde auch penetrant sein. Im Prinzip kann das jeder Hund sein, aber da die Anforderungen doch recht hoch sind, sind es oft Labradore oder Labradormischlinge. Wir züchten auch eine Mischung aus Labrador und Trüffelsuchhund. Den dieser hat eine besonders Nase und ein Fell, das keine Haare verliert, ist also auch allergikergeeignet. Zusätzlich haben wir auch noch Mischlinge verschiedenster Größen und Zwergschnauzer.

Quelle: Befund Diabetes Österreich 1/2016

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