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Eierstockkrebs

Als Eierstockkrebs werden bösartige Tumoren bezeichnet, die sich aus dem Gewebe des Eierstocks gebildet haben. In über 70 % der Fälle bildet sich der Tumor an der Epithelschicht (Deck- und Drüsengewebe) des Eierstocks.

Eierstockkrebs
© IStock - Raycat

„Eierstockkrebs ist noch nicht so im Bewusstsein wie Brustkrebs“

Bis zur richtigen Diagnose dauerte es ein halbes Jahr – solange wurden die Bauchkrämpfe von Jutta Attrot als Dickdarmproblem behandelt. Als dann trotz einer Darmspiegelung wieder starke Unterbauchschmerzen auftraten, schickte der Hausarzt sie in die Frauenklinik.

Dort wurde mir gesagt, dass ich einen verdächtigen Befund am linken Eierstock hätte, aber das habe ich gar nicht richtig wahrgenommen, weil ich so schockiert war, dass der Arzt, der den Untersuchungsraum betrat, ein Brötchen kaute. Auf die endgültige Diagnose „Eierstockkrebs“ musste ich nach einer Laparoskopie weitere zehn Tage warten.

Nach der Diagnose, bei der ich 43 Jahre alt war, sind wir im August 2018 erst mit der Familie zu einem Festival gefahren. Ich wollte noch einmal zusammen mit allen Spaß und Freude erleben. Dann folgte eine Riesenoperation mit der Entfernung nicht nur der Eierstöcke und der Gebärmutter, sondern auch von einem Teil des Dickdarms, des Dünndarms, Abhobeln des Bauchfells sowie der Zwerchfellkuppel und der Entfernung von 20 Lymphknoten. Nach den anschließenden sechs Zyklen Chemotherapie konnte ich nach Rehabilitation und Wiedereingliederung wieder Vollzeit arbeiten. Das war mir auch sehr wichtig, da ich immer sehr gerne gearbeitet habe.

Diese erste Chemotherapie habe ich als nebenwirkungsarm in Erinnerung, aber die ganze Therapiephase war überdeckt von der beinahe gleichzeitigen Krebsdiagnose meiner Mutter, bei der ein Gallengangstumor diagnostiziert worden war, an dem sie nur drei Monate später Weihnachten 2018 verstorben ist.

Nach Abschluss der Behandlung musste ich anfangs alle drei, später alle sechs Monate zur Kontrolle. 2021 kam dann bei einer Kontrolluntersuchung die böse Überraschung: Der Krebs war wieder da, der Tumor hatte sich um den Magen herum im Oberbauch verteilt. Die Klinik in meiner Heimatstadt Neumünster plante keine weitere Operation, sondern wollte mich erneut mit Chemotherapie behandeln.

Ich holte eine Zweitmeinung an der Charité Berlin ein, wo mir eine Operation angeboten wurde. Trotz der Einschränkung, dass die Erfolgsaussichten nur etwa bei 50:50 lägen, wollte ich diese Chance wahrnehmen und ließ mich in Berlin operieren. Nach fünf Stunden musste die Operation jedoch abgebrochen werden, weil bei mir Herz- und Kreislaufprobleme aufgetreten waren.

Zurück in Neumünster, erhielt ich wieder sechs Zyklen Chemotherapie, die mir körperlich und vor allem auch psychisch viel mehr zusetzten als der erste Durchgang. Da das Ziel ein anderes war als beim ersten Mal, sank meine Motivation, die Chemo durchzustehen. Das machte sich auch bei den Nebenwirkungen bemerkbar: Ich litt unter starker Übelkeit und konnte zeitweise gar nichts essen, sodass ich auf künstliche Ernährung angewiesen war.

Der Hund als große Unterstützung

Zudem fehlte eine starke Stütze, die mir während meiner ersten Chemotherapie unglaublich viel geholfen hatte: mein geliebter Yorkshire-Terrier. Früher habe ich diese pfiffige kleine Hunderasse selbst gezüchtet, die Zucht hatte ich aber schon vor der Krebserkrankung aufgegeben.

Den letzten Yorkie, der mich 2018 während der Therapie sehr motiviert, rund um die Uhr begleitet und vor allem auch meinen Tag strukturiert hatte, musste ich 2020 im Alter von 15 Jahren einschläfern lassen. Das Leben ohne Hund fällt mir immer noch schwer.

Damals wie heute habe ich das Glück, dass mein Lebensgefährte mit mir durch dick und dünn geht. Er war von Anfang an bei allen Arztgesprächen und Untersuchungen dabei und baut mich immer wieder auf. Auch meine Familie steht jederzeit für mich parat.

Während die erste Krebserkrankung mein Leben nur wenig verändert hat, bin ich nun sehr eingeschränkt, körperlich und auch seelisch. Ich würde so gerne viel mehr können als mein Körper zulässt. Wenn die Schmerzen stark sind und ich zu meinem Morphinpflaster zusätzlich Tabletten einnehmen muss, werde ich zudem sehr schläfrig und apathisch.

Selbsthilfe

Beim Eierstockkrebs stehen für die Selbsthilfe ganz andere Themen im Vordergrund als z. B. beim Brustkrebs, denn bei den häufigen Krebsformen wie Brust-, Darm- oder Lungenkrebs gibt es viel mehr Informationen für Betroffene und sie sind leichter zugänglich. Das Ovarialkarzinom ist vielfach unbekannt ebenso wie seine Symptome. Vieles, was bei Brustkrebs schon eine Selbstverständlichkeit ist wie z. B. das Einholen einer Zweitmeinung oder die Behandlung in Zentren, muss bei Eierstockkrebs immer noch erkämpft werden. Eierstockkrebs hat einfach noch keine so starke Lobby wie Brustkrebs.

Rückschauend würde ich nichts anders machen. Ich bin mit mir und meinem Umfeld im Reinen. Vieles nehme ich heute bewusster wahr, habe Unsinniges aussortiert und sage schneller nein. Ich lasse die Zukunft auf mich zukommen und habe auch nicht wirklich Angst vor dem Tod. Denn mit der richtigen Begleitung wie z. B. dem SAPV-Team, Palliativstationen, Hospiz oder Sterbeammen ist man nicht allein auf dem Weg.

Quelle: Leben? Leben! 3/2022

31.10.2024
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