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Alkoholsucht

Alkoholsucht oder Alkoholkrankheit, die auch als Alkoholismus oder Alkoholabhängigkeit bezeichnet wird, ist eine körperliche Abhängigkeit von Ethanol, das im allgemeinen Sprachgebrauch als „Alkohol“ bezeichnet wird.

Alkoholsucht
© iStock - Marjan_Apostolovic

Entstehung von Alkoholsucht

Alkoholsucht wird durch verschiedene Faktoren begünstigt. In der Regel führt nicht nur ein einzelner Grund zu der Entwicklung einer Abhängigkeit. Genetische, körperliche, psychische sowie soziale und biographische Ursachen greifen ineinander. Körperliche Auswirkungen des Alkoholwirkstoffs Ethanol sind Stimmungsaufhellung, Angstabbau und Stimulation. Der Grund für diese Gemütszustände ist die Ausschüttung von Dopamin und Endorphinen. Daneben bedingen die starken Entzugssymptome ursächlich den physischen Drang, Alkohol zu trinken. Die Erkenntnis über das Ursachengefüge ist für die Behandlung einer Alkoholsucht unabdingbar.

Genetische Beeinflussung

Untersuchungen zeigen, dass Kinder alkoholkranker Eltern ein bis zu sechsfach höheres Risiko tragen, eine Alkoholsucht zu entwickeln. Welche Gene für die Weitergabe des Suchtpotenzials verantwortlich sind, ist noch unbekannt. Die Forschung vermutet ein mutiertes Gen, dass für ein Protein verantwortlich ist, das die Stressverarbeitung und die Gefühlssteuerung beeinflusst. Auch das erlernte Verhalten in Bezug auf Alkoholkonsum spielt eine Rolle. Durch das Umfeld, das einen Einfluss auf die Entwicklung des Heranwachsenden hat, leiden Kinder von Alkoholikern öfter an Ängsten und Persönlichkeitsstörungen, was wiederum Alkoholkonsum begünstigt.

Dabei scheint die Vererbbarkeit bei Frauen geringer ausgeprägt zu sein; diese wählen allerdings häufiger Alkoholkranke als Partner. Das Risiko, dass ein Sohn eines alkoholsüchtigen Vaters auch eine Sucht entwickelt liegt dagegen bei bis zu 25 %. Ein genetisch bedingter abweichender Enzymabbau in der Leber kann zu steigender Alkoholtoleranz und der damit verbundenen Gefährdung, eine Sucht zu entwickeln, führen.

Gesellschaftliche Ursachen für Alkoholsucht

Alkohol ist eine Gesellschaftsdroge. Sie ist gesellschaftlich anerkannt, legal, günstig und einfach zu beschaffen. In vielen Situationen ist der Konsum von Alkohol üblich oder gar erwartet. Weltweit belegt Deutschland im Vergleich des durchschnittlichen Alkoholkonsums den 5. Platz. Jeder Deutsche nimmt demnach jedes Jahr etwa zwölf Liter reinen Alkohols zu sich. Das tägliche „Feierabendbier“ und Alkoholkonsum bei festlichen Anlässen und sozialen Zusammenkünften ist eine in der Mehrheit der Bevölkerung verbreitete Lebensgewohnheit.

„Trinkfestigkeit“ gilt – insbesondere für Männer – als in der Regel positiv besetzte Charaktereigenschaft. Die Anstiftung zum Trinken kann zu unfreiwillig hohem Konsum und der Gefahr der Abhängigkeit führen. Besonders unter Jugendlichen gilt Alkoholkonsum als positiv besetzte Aktivität und eine hohe Verträglichkeit als erstrebenswert. Alkohol wird vielfach eingesetzt, um einen bestimmten Effekt zu erzielen. Das Knüpfen sozialer Kontakte kann unter Alkoholeinfluss erleichtert werden, der Konsument wirkt eventuell lockerer, aktiver und positiver.

Suchtgefahr Rausch

Die Suchtgefahr geht von der berauschenden Wirkung des Alkohols aus, den der Betroffene nicht nur immer wieder herstellen will, sondern muss. Die Alkoholmoleküle beeinflussen die Nervenzellen, indem sie bewirken, dass der Botenstoff Dopamin vermehrt ausgeschüttet wird. Dieser verursacht Glücksgefühle und Entspannung. Bei anhaltendem Alkoholkonsum sind weitere Wirkungen von Dopamin auf das Nervensystem die Verlangsamung von Reaktionen, nachlassende Geschicklichkeit, vermindertes Sprachvermögen und bis zur Aggression gesteigerte Selbstüberschätzung. Es sind aber vor allem die positiven Auswirkungen, die dazu führen, dass der Rauschzustand immer wieder herbeigeführt wird. Dieser wird als Ausweg zu den Problemen des Alltags empfunden und bei niedriger Frustrationstoleranz immer häufiger gewählt.

Steigende Alkoholtoleranz

Die Wirkungsweise von Alkohol ist individuell sehr verschieden und hängt von der Alkoholverträglichkeit der konsumierenden Person ab. Beispielsweise wirkt Alkohol bei Frauen in der Regel schneller und stärker als bei Männern. Bei beiden Geschlechtern steigt allerdings mit fortschreitendem Konsum die Alkoholtoleranz und dieser Prozess kann zu einer Alkoholsucht führen.

Ursache dafür ist die Einstellung des Körpers auf das dauerhafte Überangebot an Alkohol, dass unbewusst zugeführt wird, da immer größere Alkoholmengen benötigt werden, um den gleichen Rauschzustand herzustellen. Der Grund hierfür liegt in der Aktivierung des sogenannten Mikrosomalen Ethanol-oxidierenden Systems (MEOS), das einen alternativen Ethanol-Abbauweg zu den für den Alkoholabbau zuständigen Enzymen namens Alkoholhydrogenasen in den Mitochondrien der Leber darstellt. Dadurch kann in kürzerer Zeit mehr Alkohol abgebaut werden. Dieser Prozess wird als metabolische Toleranz bezeichnet und führt z. T. zu für Normaltrinker tödlich wirkenden hohen Alkoholwerten bei Alkoholikern.

Neuronale Toleranz

Ein weiterer Mechanismus, der zu einer steigenden Toleranz von Ethanolzufuhr und damit zu der Gefahr einer Alkoholsucht führt, ist der Versuch des Nervensystems, seine Funktionsfähigkeit zu erhalten, auch wenn die Bedingungen sich durch Alkoholkonsum verändern. Dieser Mechanismus wird als neuronale Toleranz bezeichnet. Alkohol verstärkt die hemmenden Impulse auf das Nervensystem und führt zu der empfundenen beruhigenden Wirkung. Das Nervensystem versucht allerdings, die verstärkte Hemmung bei anhaltender Alkoholkonzentration im Blut auszugleichen und sendet zur Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit vermehrt anregende Impulse. Der Zustand unter Alkoholeinfluss wird vom Gehirn als Normalzustand empfunden. Dieser Prozess bedingt die Entzugserscheinungen, die bei Unterbrechung des Alkoholkonsums bei Alkoholsucht auftreten.

Barbara Kliem

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