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Frauengesundheit

Frauen unterscheiden sich durch mehrere Aspekte von Männern: die körperlichen Unterschiede sind am augenfälligsten, doch auch in der Hormonbildung und anderen körperlichen Eigenschaften grenzen sich Frauen und Männer voneinander ab.

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© iStock - AMR Image

Hilfe bei Depressionen

Frauen sind häufiger von Depressionen betroffen als Männer. Noch immer wird die Krankheit häufig unterschätzt, auch mit Blick auf die Folgen für Betroffene. Im Unterschied zu einer Depression ist eine depressive Stimmung keine psychische Erkrankung. Die Symptome ähneln zwar denen einer Depression, sind aber bei einer Depression deutlich stärker und halten auch länger an. Armin Rösl, Stellvertretender Vorsitzender und Sprecher der Deutschen DepressionsLiga, weiß, wie sich eine Depression anfühlt und auch, was Betroffenen helfen kann.

Herr Rösl, häufig wird von der Volkskrankheit Depression gesprochen. Bedeutet das, dass Betroffene mittlerweile offener damit umgehen?

Auch, wenn seit einiger Zeit von der „Volkskrankheit Depression“ die Rede ist, tun sich viele noch schwer, darüber zu reden. Insbesondere Betroffene, weil sie sich schämen, weil sie Angst um ihren Arbeitsplatz haben oder weil sie sich nicht eingestehen wollen, dass mit ihrer Psyche etwas nicht stimmt.

Woran erkenne ich, dass ich eine Depression habe?

·         Dass Sie seit längerer Zeit antriebslos, ausgelaugt, dauermüde sind.
·         Dass Sie kein Selbstwertgefühl mehr haben, sich völlig wertlos fühlen.
·         Dass Sie nicht mehr schlafen können, weil negative Gedanken im Kopf ständig kreisen und Sie aus dem Hamsterrad des Grübelns nicht mehr rausfinden.
·         Dass Sie sich nur noch minderwertig und zu Nichts nutze fühlen.
·         Dass Sie zu antriebslos und müde sind, um selbst vermeintlich kleine Dinge zu erledigen, wie Zähne putzen oder duschen.
·         Dass Sie die Außenwelt nur noch wie durch eine große, dicke Blase schemenhaft wahrnehmen, wie abgeschottet von der Welt, Wörter und Sätze, die Ihnen gesagt werden, zwar hören, aber nicht mehr einordnen und darauf reagieren können.
·         Dass Sie keinerlei Freude mehr empfinden.
·         Dass Sie keine Gefühle mehr empfinden.
·         Und dass Sie Suizidgedanken entwickeln, die immer konkreter werden und nicht mehr aus dem Kopf gehen.

Warum ist es wichtig, die Krankheit ernst zu nehmen und was kann helfen?

Als jemand, der selbst durch eine schwere Phase mit all diesen Symptomen durchgegangen ist, sage ich: Depression ist eine schwere, lebensbedrohliche Erkrankung. Wer Gefühle wie diese über einen längeren Zeitraum spürt und keinen Ausweg sieht, dem rate ich, nein: den bitte ich: Reden Sie darüber. Mit einer Vertrauensperson, mit ihrer Partnerin/ihrem Partner, einer Freundin/einem Freund, mit ihrer Hausärztin/ihrem Hausarzt. Versuchen Sie nicht, „diese Sache“ mit sich selbst auszumachen. Auch wenn es für sie anfangs „klein“ erscheint.

Ja, jeder hat mal Phasen, in denen er morgens keine Lust und keinen Antrieb hat. Keine Lust auf den immer wiederkehrenden Alltag. Auf den Job. Das ist nichts Ungewöhnliches. Wenn dieses Gefühl aber nicht mehr vergeht, dauerhaft anhält, wenn es immer dunkler wird in Kopf und Seele, dann ist es nicht mehr eine Phase, dann kann mehr dahinterstecken. Spätestens dann gilt: reden.

Wer sind neben Ärztin/Arzt die richtigen Ansprechpartner?

Bei Vereinen und Institutionen wie der Deutschen DepressionsLiga, die einzige bundesweit aktive Betroffenenorganisation für Menschen mit unipolarer Depression, und der Stiftung Deutsche Depressionshilfe können sich Betroffene, Angehörige, schlichtweg alle Menschen über die „Volkskrankheit Depression“ informieren und sich erste Ratschläge holen. Dies ersetzt keine Therapie, aber sie können helfen, sich bzw. den Angehörigen einzuschätzen und sie können erste Fragen beantworten.

Wie kann eine Depression behandelt werden?

Welche Therapieform der Betroffenen im Einzelfall helfen kann, dies kann nur ein Facharzt/eine Fachärztin herausfinden. So individuell jeder Mensch ist, so individuell verläuft eine Depression. Sie hält sich nicht an ein Schema F. Es gibt weder eine Wunderpille, noch ein einfaches Allheilmittel.

Wer einen Vergleich haben möchte: Für mich fühlt sich Depression an wie ein mehrfacher Bänderriss im Kopf. Nichts geht mehr. Mit dem Unterschied zum „echten“ Bänderriss am Sprunggelenk: Die Depression ist nach außen hin nicht sichtbar. Das macht es für viele Betroffene sowie Angehörige bzw. Außenstehende schwer, damit umzugehen.

Was können Angehörige tun, um Erkrankte zu unterstützen?

Wichtig für Betroffene, wenn sie sich gegenüber jemanden äußern und über ihre schweren, dunklen Gefühle reden, ist, dass sie ernst genommen werden. Dass sie nicht mit Sätzen wie „geh mal raus an die frische Luft“ oder „das wird schon wieder“, manchmal mit dem Zusatz „früher warst du doch ganz anders“, abgespeist werden.

Nehmen Sie sich Zeit, wenn jemand über seine depressiven Gefühle reden möchte. Zeigen Sie, dass die Betroffene Ihnen vertrauen kann. Bieten Sie an, mit zur Arztpraxis zu gehen, wenn es die Lage erfordert. Denn wichtig ist, dass sich Betroffene nicht alleingelassen fühlen.

Damit sich keine Betroffene allein fühlt, auch dafür ist die Deutsche DepressionsLiga da. Informations- und Aufklärungsarbeit, Lobbyarbeit für die Depression bzw. die Betroffenen, das sind die Schwerpunkte des ehrenamtlich tätigen Vereins, in dem Vorstandsmitglieder und ein Großteil der Mitglieder selbst Depressionserfahrungen haben.

Aber eben auch Betroffenen das Gefühl zu geben: Du bist nicht allein. Und mit Geschichten von anderen Betroffenen in der Reihe „Lichtblicke“ (gibt es als Broschüre und als Serie auf www.depressionsliga.de) Mut zu machen und zu zeigen, was man in der schweren Phase einer Depression nicht sieht: dass es Wege zurück ins Leben gibt.

Quelle: Frauengesundheit 4/2023

 

 

14.06.2024
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