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Hodenkrebs

Der Begriff Hodenkrebs beschreibt einen bösartigen Tumor des Hodens, der zu 90 % von Keimzellen, also den Vorläuferzellen der Spermien, gebildet wird. Die restlichen 10 % entstehen aus anderen Zelltypen.

Hodenkrebs
© iStock - Korrawin

Entstehung von Hodenkrebs

Warum genau Hodenkrebs entsteht, ist bis heute nicht vollkommen entschlüsselt. Insbesondere aufgrund der steigenden Zahl der Neuerkrankungen in europäischen Ländern wird verstärkt an einer Aufdeckung der Risikofaktoren, die das Auftreten des Hodenkrebses begünstigen, geforscht. Einige Ursachen für die Entstehung sind bereits bekannt.

Genetische Veranlagung bei Hodenkrebs

Unter einer genetischen Prädisposition versteht man eine erbliche Veranlagung für das Auftreten einer bestimmten Erkrankung, in diesem Fall also die Entstehung eines Hodenkrebses. Sie liegt i. d. R. dann vor, wenn eine Krebserkrankung schon in jungen Jahren auftritt. Bis mehrere Veränderungen im Erbgut von Zellen, so genannte Mutationen, geschehen, die einen Krebs entstehen lassen, vergeht in der Regel viel Zeit.

Verfrüht tritt eine Erkrankung dann auf, wenn bestimmte Mutationen nicht mehr im Laufe der Zeit erworben werden müssen, sondern bereits seit der Geburt vorliegen. Da Hodenkrebs bei einem durchschnittlichen Alter von 38 Jahren diagnostiziert wird, wurde bereits früh vermutet, dass eine genetische Veranlagung bei der Entstehung dieser Erkrankung entscheidend ist.

Belegt ist diese Annahme durch die Tatsache, dass Hodenkrebs in manchen Familien gehäuft auftritt. Wenn beispielsweise in einer Familie mit mehreren Söhnen einer an Hodenkrebs erkrankt, so besteht für die Brüder ein etwa zwölffach erhöhtes Risiko, ebenfalls an Hodenkrebs zu erkranken. Auch wenn ein Vater einen Hodentumor hatte, ist das Erkrankungsrisiko seiner Söhne erhöht.

Wissenschaftliche Untersuchungen konnten nachweisen, dass Hodenkrebs bei europäisch-stämmigen Männern häufiger auftritt als bei afrikanisch-stämmigen. Auch dies ist ein Hinweis für eine genetische Prädisposition, da ansonsten unter gleichen Lebensbedingungen in gleichen Lebensräumen unabhängig der Abstammung auch ein gleich hohes Risiko für die Entstehung von Hodenkrebs zu erwarten wäre.

Eine genetische Veranlagung kann jedoch nicht die alleinige Ursache für die Entstehung von Hodenkrebs sein. Die Tatsache, dass in den letzten 20 Jahren die Zahl der Neuerkrankungen deutlich gestiegen ist, legt die Vermutung nahe, dass bestimmte, bisher unbekannte, Einflüsse in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter die Entstehung des Hodenkrebses ebenfalls begünstigen.

Entstehung von Hodenkrebs: Testikuläre intraepitheliale Neoplasie

Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass die Basis für die Entstehung der hauptsächlich auftretenden Form von Hodenkrebs, den Keimzelltumor, schon vor der Geburt gelegt wird. Während der Entwicklung im Mutterleib, der so genannten embryonalen Entwicklungsphase, können fehlerhafte Keimzellen entstehen, aus denen sich dann später Krebszellen entwickeln. Diese Zellen lassen sich in Gewebeproben des Hodens mikroskopisch von normalen Keimzellen unterscheiden. Sie werden heute als „Testikuläre intraepitheliale Neoplasie“ oder kurz TIN-Zellen bezeichnet, früher waren der Begriff „Carcinoma in situ“, kurz CIS, gebräuchlich. Solche TIN-Zellen sind meist bereits Jahre bevor schließlich ein Hodenkrebs diagnostiziert wird, mikroskopisch nachweisbar.

Bis zur Pubertät verbleiben die TIN-Zellen zunächst in einem Ruhestadium. Die hormonellen Veränderungen in der Pubertät bewirken dann den ersten Schritt einer weiteren Entwicklung der Vorläuferzellen zu echten Krebszellen. Da der Krebs aber nicht unmittelbar nach der Pubertät, sondern mit einem zeitlichen Abstand mehrerer Jahre auftritt, sind offensichtlich weitere Faktoren notwendig, um aus den Zellen endgültig wachsende Tumorzellen werden zu lassen. Es wird angenommen, dass dies äußerliche Faktoren sind, die der Wissenschaft bisher noch nicht genauer bekannt sind.

Hormonelles Ungleichgewicht als Risikofaktor für die Entstehung

Während der Schwangerschaft kann es zu leichten Verschiebungen im hormonellen Gleichgewicht der Schwangeren oder des Kindes kommen. Es wird angenommen, dass das Vorliegen eines erhöhten Anteils an Östrogenen die Entwicklung der Hoden des ungeborenen Kindes stören kann und somit auch Keimzellen negativ beeinflusst. Diese Keimzellen sind dann quasi verantwortlich für die spätere Entwicklung zu Krebszellen.

Eine Verschiebung des Östrogengleichgewichts der Schwangeren kann beispielsweise durch eine Behandlung mit Hormonen entstehen, weshalb Frauen in der Schwangerschaft in der Regel heute nicht mehr hormonell behandelt werden. Ein leichter Östrogenüberschuss kann aber zum Beispiel bei erstmals schwangeren Frauen, Zwillingsschwangerschaften und Schwangerschaften mit über 30 Jahren auftreten.

Entstehung von Hodenkrebs: Hodenhochstand

Der größte Risikofaktor für die spätere Entwicklung von Hodenkrebs ist ein Hodenhochstand. Er entsteht, wenn die Hoden, die sich beim ungeborenen Kind zunächst in der Bauchhöhle entwickeln, nicht in den Hodensack einwandern. Diese Absenkung der Hoden geschieht in der Regel im 7. Schwangerschaftsmonat, manchmal auch erst nach der Geburt. Wird dieser Prozess nicht oder nur unvollständig vollzogen, spricht man von einem Hodenhochstand. Der medizinische Fachausdruck dafür lautet Maldescensus testis.

Ein solcher Hodenhochstand kann medizinisch korrigiert werden. Für das Risiko, später an Hodenkrebs zu erkranken, ist es jedoch unerheblich, ob der Hodenhochstand behoben wurde oder in welchem Stadium die Absenkung der Hoden stehen geblieben ist.

Lydia Köper

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