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Hodenkrebs

Der Begriff Hodenkrebs beschreibt einen bösartigen Tumor des Hodens, der zu 90 % von Keimzellen, also den Vorläuferzellen der Spermien, gebildet wird. Die restlichen 10 % entstehen aus anderen Zelltypen.

Hodenkrebs
© iStock - Korrawin

Hodenkrebs: Von der Entstehung bis zur Nachsorge

Einführung

In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 4.000 Männer an Hodenkrebs. Damit stellt im Hinblick auf die Gesamtzahl aller Krebserkrankungen der Hodenkrebs eine eher seltene Krebsart dar. Betrachtet man allerdings die Altersgruppe zwischen 20 und 45 Jahren, dann ist bei dieser der Hodenkrebs mit Abstand die häufigste bösartige Tumorerkrankung des Mannes.

Bei erwachsenen Männern entstehen 90 bis 95 Prozent aller bösartigen Tumoren aus dem Keimzellgewebe. Sie werden zusammenfassend als germinale Tumoren bezeichnet. Man unterteilt diese wiederum in Seminome und Nicht-Seminome. Die Ursachen, weshalb ein Hodenkrebs entsteht, sind noch nicht endgültig entschlüsselt. Es gibt aber viele Beobachtungen und Erkenntnisse, die wichtige Ansätze erkennen lassen.

Die Tatsache, dass besonders junge erwachsene Männer erkranken, legte bereits früh die Vermutung nahe, dass angeborene Veranlagungen oder Einwirkungen auf den Hoden im frühen Kindesalter an der Krebsentstehung beteiligt sind.

Heute geht man davon aus, dass die Basis für einen Hodenkrebs bereits vor der Geburt des später betroffenen Mannes, das heißt während der Entwicklung des Kindes im Mutterleib, gelegt wird.

Ein erhöhtes Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken besteht, wenn

  • ein angeborener Hodenhochstand vorliegt
  • der Vater/Bruder bereits an Hodenkrebs erkrankt war
  • die Mutter während der Schwangerschaft mit Östrogen haltigen Medikamenten behandelt wurde
  • bereits ein Hodentumor diagnostiziert wurde
  • Wie macht sich ein Hodenkrebs bemerkbar?

    Hodenkrebs macht sich vor allem dadurch bemerkbar, dass ein Hoden hart und angeschwollen ist und dass diese Schwellung keine Schmerzen verursacht. Sie wird oft vom Betroffenen selbst oder auch von seiner Partnerin getastet.

    Daher sollte jeder Mann zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr die Hoden regelmäßig selbst untersuchen.

    Weitere Befunde die häufig auftreten sind:

  • wenn sich die Größe eines Hodens verändert hat,
  • wenn in einem Hoden ein Knoten oder eine Verhärtung getastet wird,
  • wenn ein Schweregefühl im Hodensack oder ein ziehender Schmerz im Hoden besteht,
  • wenn sich im Hodensack Flüssigkeit angesammelt hat,
  • wenn Ausfluss aus dem Penis vorliegt,
  • wenn Blut im Samenerguss festgestellt wird.
  • Ein Arztbesuch ist dann dringend notwendig und sollte unverzüglich erfolgen.

    Welche Untersuchungen werden dann durchgeführt?

    Der erstbehandelnde Arzt, üblicherweise ein Urologe, wird dann mittels Tasten die Hoden untersuchen und anschließend eine Ultraschalluntersuchung durchführen. Zusätzlich werden die Blutwerte und im Besonderen die Tumormarker (humanes Choriongonadotropin = HCG; alpha Fetoprotein = AFP) kontrolliert. Findet sich bei der Tastuntersuchung bzw. im Ultraschall ein verdächtiger Herd, dann erfolgt die stationäre Einweisung und die operative Entfernung des betroffenen Hodens. Zusätzlich wird eine Ultraschalluntersuchung des Bauches, eine Röntgendarstellung des Brustkorbes und ggf. Computertomographien durchgeführt.

    Wie ist die Behandlung von Hodentumoren?

    Die Heilungschancen von Hodenkrebs sind sehr gut. Wird der Krebs früh erkannt und behandelt, betragen die Heilungschancen fast 100%, und selbst in fortgeschrittenen Fällen sind sie noch sehr gut.

    Bei der Behandlung des Keimzelltumors handelt es sich um eine interdisziplinäre Therapiestrategie zwischen Urologe, Strahlentherapeut und internistischem Onkologen. Nur die enge Zusammenarbeit dieser Fachdisziplinen ermöglicht eine optimale Versorgung. Das konkrete therapeutische Vorgehen richtet sich nach der feingeweblichen Untersuchung (Histologie), dem Tumorstadium, d.h. wie fortgeschritten die Erkrankung ist und nach weiteren Risikofaktoren.

    Mit Ausnahme einer ausgedehnten, lebensbedrohlichen Metastasierung, bei der primär mit der Chemotherapie begonnen wird und die Hodenentfernung erst nach deren Abschluss erfolgt, wird zunächst der Primärtumor entfernt. Handelt es sich um ein so genanntes reines Seminom und war die Erkrankung nicht über den Hoden hinausgegangen ist in einigen Fällen die Therapie damit abgeschlossen. Sollten sich allerdings Risikofaktoren wie eine Tumorgröße über 4 cm finden ist eine zusätzliche (adjuvante) Monochemotherapie notwendig. Ähnlich verhält es sich bei dem so genannten Nicht-Seminom. Auch hier kann in einzelnen Fällen auf eine weiterführende Therapie nach Hodenentfernung verzichtet werden. Sollte aber doch bei Blutgefäßinfiltration eine zusätzliche Therapie notwendig sein, kommt nebenfalls eine Polychemotherapie mit zwölf Zyklen in Betracht.

    Wenn die Erkrankung, gleich ob Seminom oder Nicht-Seminom, bereits größere Lymphknoten im Bauch befallen hatt, oder bereits Metastasen in anderen Organen, wie Lunge oder Leber, aufgetreten sind, soll nach der Hodenentfernung nur die Chemotherapie durchgeführt werden.

    Bei der Polychemotherapie handelt es sich um eine Kombination aus drei Medikamenten, die über 5 Tage als Infusion in die Vene verabreicht werden. Diese Therapie wird dann alle 3 Wochen für 3-4 Zyklen wiederholt.

    Operation von Tumorresten

    Sollten nach einer Chemotherapie noch Tumorreste im Bauchraum oder der Lunge zurückgeblieben sein, dann können diese operativ entfernt werden. Dies erfolgt aber nicht beim reinen Seminom, sondern nur beim Nicht-Seminom mit einer Größe des Restes von mehr als 1 cm.

    Rückfall der Tumorerkrankung

    Sollte es zu einem Wiederauftreten des Krebses kommen, dann wird dieser wenn technisch möglich und onkologisch sinnvoll operiert. Wenn dies nicht geht oder nicht sinnvoll ist, wird eine erneute Chemotherapie zumeist eine Hochdosischemotherapie mit Stammzelltransplantation durchgeführt.

    Tumornachsorge

    Wenn die erste Behandlungsphase (Primärbehandlung) der Krebserkrankung – also Operation und/oder Chemotherapie abgeschlossen ist, beginnt die nächste Phase: die Tumornachsorge. Diese hat zur Aufgabe:

  • rechtzeitig zu erkennen, wenn die Krankheit wieder auftritt (Tumorrezidiv),
  • Begleit- oder Folgeerkrankungen festzustellen und zu behandeln sowie
  • bei physischen, psychischen und sozialen Problemen zu helfen; dazu gehören auch die Rehabilitation krankheitsbedingter Schäden und die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit.
  • Die Tumornachsorge sollte durch einen Arzt durchgeführt werden, der sich auf die Betreuung von Tumorpatienten spezialisiert hat. Dies kann ein Urologe oder ein Onkologe sein.

    Wichtig ist es, dass die Termine für die Nachsorgeuntersuchung pünktlich und gewissenhaft wahrgenommen werden. Es könnten sich vielleicht kleinste Tumorreste im Körper gehalten haben, die zu neuen Krebsgeschwülsten heranwachsen können. Rechtzeitig erkannt, können auch diese erfolgreich entfernt werden. Das bedeutet also, dass Früherkennungsuntersuchungen auch in der Krebsnachsorge von großer Bedeutung sind. Sie entlarven ein Karzinom, noch bevor es irgendwelche Beschwerden macht, und ermöglichen dadurch eine rechtzeitige und in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle erfolgreiche Therapie. Deshalb sind regelmäßige Kontrollen so wichtig. Die Abstände zwischen den einzelnen Termin sind anfangs relativ kurz und werden später größer. Einheitliche Regelungen für die Nachsorgeschemata gibt es nicht, allerdings hat die Deutsche Interdisziplinäre Hodentumorstudiengruppe sich in ihren Leitlinien 2002 auf ein Schema geeinigt, das der Erfahrung der beteiligten Ärzte entspricht.

    Welche Untersuchungen werden durchgeführt?

    Bei den einzelnen Nachsorgeuntersuchungen wird der Arzt zunächst eine ausführliche Befragung durchführen, ob es seit der letzten Untersuchung irgendwelche Besonderheiten gegeben hat. Dazu kommt die körperliche Untersuchung, bei der Blutdruck und Puls gemessen werden, das Körperprofil betrachtet und abgetastet wird. Hierbei werden besonders die oberflächlichen Lymphknotenstationen am Hals und am Übergang zum Oberkörper getastet.

    Ferner werden verschiedenste Blutwerte und die Tumormarker (HCG, AFP) bestimmt. Es hat sich gezeigt, dass sie häufig ansteigen, bevor in den bildgebenden Untersuchungen etwas sichtbar wird. Dies trifft überwiegend auf Patienten zu, bei denen die Tumormarker bereits am Beginn der Erkrankung erhöht waren. Daneben werden, falls notwendig, in bestimmten Abständen eventuell auch eine Ultraschalluntersuchung der Leber, eine Röntgenaufnahme der Lunge sowie eine Computertomographie durchgeführt.

    Besonders gezielt werden die Lymphknoten im hinteren Bauchraum überwacht. Betroffene, denen diese Lymphknoten durch eine Operation entfernt wurden, tragen ein geringeres Risiko, in diesem Bereich einen Rückfall zu erleben. Dennoch können auch bei ihnen späte Absiedlungen auftreten. Ein mögliches Nachsorgeschema finden Sie in Tabelle 1.

    Sexualität und Fruchtbarkeit

    Bei der Tumorerkrankung ist meist nur ein Hoden erkrankt, der im Rahmen der Therapie in der Regel entfernt wird. Der andere Hoden produziert normalerweise eine ausreichende Menge des männlichen Geschlechtshormon Testosteron. Aus diesem Grund ist die Sexualität in aller Regel nicht beeinträchtigt, und auch die Zeugungsfähigkeit bleibt erhalten.

    Eine umfangreichere Operation, bei der zugehörige Lymphknoten im Becken- und Bauchraum entfernt werden, kann unter Umständen wichtige Nerven schädigen, die für den Samenerguss benötigt werden, so dass dieser statt durch die Harnröhre nach außen, in die Blase erfolgt oder sogar fehlt. Das sexuelle Empfinden wird dadurch jedoch nicht gemindert.

    Die anderen Behandlungsmethoden beim Hodentumor wie Chemotherapie oder Bestrahlung schädigen auch die Samenproduktion im noch vorhandenen Hoden. Wie stark diese Schädigung ausfällt und ob sie vorübergehend oder anhaltend ist, hängt von der Intensität der jeweiligen Behandlung ab.

    Zudem muss erwähnt werden, dass bei etwa der Hälfte der Betroffenen bereits vor jeder Behandlung die Samenproduktion beeinträchtigt ist. Daher sollte ein Ausgangsbefund der Zeugungsfähigkeit erhoben werden. Optimal ist die Untersuchung einer Probe des Samenergusses. Sind genug zeugungsfähige Samenzellen enthalten, sollte vor der Therapie eine Samenprobe eingefroren werden, um für einen späteren Kinderwunsch gerüstet zu sein. Als Alternative kann zumindest das Hormon im Blut bestimmt werden, das die Samenproduktion steuert. Dies ist das Follikel-stimulierende Hormon (FSH). Ist die Samenproduktion bereits eingeschränkt, wird das FSH erhöht sein.

    Lebensqualität und Rehabilitation

    Die Diagnose Hodenkrebs ist für jeden Betroffenen ein enormer Einschnitt in sein bisheriges Leben. Plötzlich tritt etwas Schicksalhaftes und vom eigenen Willen nicht Beeinflussbares in sein Leben ein. Er muss sich mit Themen wie Krankheit und Sterben, die bisher in seinem Leben möglicherweise keine große Rolle gespielt haben, auseinander setzen. Anfangs stehen Sorgen und Ängste bezüglich der Grunderkrankung und deren erfolgreichen Behandlung im Vordergrund.

    Die Diagnose löst bei fast allen Menschen Unsicherheit und Ängste aus.
    Wichtig ist es, über diese Gefühle zu sprechen. Auch Angehörige und Freunde werden zunächst vor den gleichen Schwierigkeiten stehen und es wird – so zeigt es die Erfahrung vieler Betroffener – am Anfang nicht leicht sein, mit ihnen ein offenes Gespräch zu führen. Trotzdem ist es notwendig, das Gespräch zu suchen, die Ängste gemeinsam zu überwinden und einen offenen Umgang mit der Erkrankung zu finden.

    Nach abgeschlossener Therapie mit sehr guter Heilungsaussicht nehmen die Folgen der Krebserkrankung und die Nebenwirkungen der Behandlungsmaßnahmen den größeren Stellenwert ein.

    Oft belastet eine quälende Müdigkeit mehr oder weniger den Tagesablauf der Betroffenen – eine Folge der Chemotherapie. Diese besondere Form der chronischen Erschöpfung bei Krebs wird auch als Fatigue bezeichnet, was aus dem Französischen kommt und so viel wie „Ermüdung oder Mattigkeit bedeutet. Anders als die am Abend oder nach körperlichen Anstrengungen entstehende normale Müdigkeit lässt sich Fatigue nicht durch ausreichenden Schlaf beheben. Das Fatigue-Syndrom kann oft Wochen bis Monate über den Behandlungszeitraum hinaus anhalten und beeinträchtigt die Lebensqualität Betroffener meist erheblich.

    Nach großen Operationen oder belastenden medikamentösen Behandlungen verspüren die Patienten häufig zunächst das Bedürfnis nach einer Ruhe- oder Rückzugsphase. Manche Kranke berichten auch über vorübergehende Ängste oder depressive Verstimmungen über Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Händen und Füßen sowie über Schmerze im Narbenbereich. Um zu vermeiden, dass solche Gemütslagen oder körperlichen Beschwerden das weitere Leben dauerhaft einschränken ist es sehr empfehlenswert, sich frühzeitig am öffentlichen Leben und an Familienaktivitäten teilzunehmen. Als sehr hilfreiche und als vorbereitende Maßnahme bietet sich die Durchführung einer Anschlussheilbehandlung bzw. einer Rehabilitation (ehemals Kur) in einer onkologischen Fachklinik an. Durch gezielte Therapieprogramme mittels Bewegungstherapien, körperlichem Training- und Fitnessprogrammen, Ergotherapie, ärztlichen Beratungsgesprächen und psychologischer Betreuung können die oben genannten Beschwerden positiv beeinflusst und der Patient auf das Erwerbsleben und die täglichen privaten Aktivitäten umfassend vorbereitet werden. Darüber hinaus können die vielen Fragen hinsichtlich Umschulung, Erwerbsunfähigkeit, Rente oder Nachteilsausgleich durch versierte Sozialarbeiterinnen beantwortet und erste Schritte eingeleitet werden. Die Beantragung einer Rehabilitation zu Lasten der Rentenversicherung oder der Krankenkasse erfolgt durch den Patienten und wird entweder direkt durch das Akutkrankenhaus oder nach stationärer Entlassung durch den betreuenden Urologen, Onkologen oder Hausarzt medizinisch begründet.

    Zusammenfassung

    Hodenkrebs ist auch im fortgeschrittenen Stadium durch eine interdisziplinäre Therapie sehr gut heilbar. Die notwendige Therapie kann jedoch vorübergehende oder bleibende Schäden hinterlassen. In der modernen Krebstherapie geht es nicht nur um Heilung, Funktionserhalt oder Verlängerung der Überlebenszeit, sondern auch um die Qualität dieses Lebens und Erhaltung der Erwerbsfähigkeit. Die Lebensqualität bezieht sich nicht nur auf den körperlichen Zustand, sondern auch auf das seelische, soziale, ökonomische und spirituelle Wohlbefinden des Betroffenen und seiner Angehörigen. Sollte die Lebensqualität und/oder die Erwerbsfähigkeit durch die Tumorerkrankung oder die Therapie eingeschränkt sein, sollte jeder Patient fachlich Hilfe in Anspruch nehmen, z.B. im Rahmen einer Rehabilitation. Die Tumornachsorge durch einen onkologisch versierten Arzt stellt einen wesentlichen Bestandteil in der Behandlung dar und sollte bei allen Patienten mit Hodentumoren erfolgen.

    Prof. Dr. Oliver Rick
    Bad Wildungen

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