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Pollenallergie

Bei einer Pollenallergie reagiert das Immunsystem auf bestimmte, eigentlich harmlose Eiweißstoffe in den Blütenpollen und leitet Abwehrmaßnahmen ein.

Pollenallergie
© iStock - mladenbalinovac

Hyposensibilisierung bei einer Pollenallergie

Durch eine Hyposensibilisierung wird der Körper bei einer Allergie allmählich an „sein“ Allergen gewöhnt wird, damit die allergische Reaktion darauf weniger heftig ausfällt. Besonders häufig wird die Hyposensibilisierung bei Insektengiftallergien sowie für Menschen empfohlen, die stark unter den allergischen Beschwerden leiden. Auch um der Gefahr vorzubeugen, dass sich aus einem Heuschnupfen ein Asthma bronchiale entwickelt, raten Mediziner zur Durchführung einer Hyposensibilisierung.

Was passiert bei der Hyposensibilisierung?

Dem Allergiker wird das Allergen zunächst in geringer Dosis zugeführt, um den Körper vorsichtig daran zu gewöhnen. Nach und nach wird die Allergendosis erhöht, damit der Organismus ab einem bestimmten Zeitpunkt auch auf die Allergene weniger stark reagiert, denen er in der Umwelt ausgesetzt ist. Ist eine bestimmte Dosis – die sog. Erhaltungsdosis – erreicht, erhält der Patient diese über einen bestimmten Zeitraum (i. d. R. drei Jahre) weiter. Anschließend sollte er mit den Allergenen aus der Umwelt besser zurechtkommen.

Welche Formen der Hyposensibilisierung gibt es?

Die Hyposensibilisierung wird auch spezifische Immuntherapie genannt und als SIT abgekürzt. Unterschieden wird zwischen der sog. subkutanen allergenspezifischen und der sublingualen allergenspezifischen Immuntherapie. Bei der subkutanen allergenspezifischen Immuntherapie (SCIT) wird dem Patienten das Allergen unter die Haut gespritzt, bei der sublingualen allergenspezifischen Immuntherapie (SLIT) erhält er es als Tropfen oder Tablette unter die Zunge.

Bei der SCIT – der „klassischen“ Form der Hyposensibilisierung – wird dem Patienten zu Anfang einmal wöchentlich das Allergen injiziert, und zwar in stetig ansteigender Dosis, bis eine bestimmte Dosis, die sog. Erhaltungsdosis, erreicht ist. Das dauert i. d. R. etwa 16 Wochen. Daran anschließend wird diese Erhaltungsdosis einmal monatlich verabreicht, im Allgemeinen über einen Zeitraum von drei Jahren. Erst dann ist meistens keine weitere Injektion des Allergens notwendig. Die SCIT kann auch als sog. Kurzzeit-Hyposensibilisierung erfolgen. Die Zeit bis zum Erreichen der Erhaltungsdosis verkürzt sich hierbei. Wenn es noch schneller gehen muss – etwa bei einer lebensbedrohlichen Insektengiftallergie –, kann auch eine Schnell- bzw. Rush-Hyposensibilisierung sinnvoll sein. Bei dieser Form der SCIT, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich macht, erhält der Patient mehrere Injektionen des Allergens pro Tag.

Auch bei der SLIT steigt die Dosis kontinuierlich bis zur Erhaltungsdosis an – allerdings von Tag zu Tag, statt von Woche zu Woche. Denn das Allergen muss dem Körper täglich in Tropfen- oder Tablettenform über einen Zeitraum von wenigstens drei Jahren zugeführt werden, bis die Therapie dauerhafte Wirkung zeigt.

Welche Therapie für welche Allergie?

Die Hyposensibilisierung kommt in erster Linie für Allergien infrage, bei denen die Allergene eingeatmet werden, sowie bei einer Insektengiftallergie. Klassische Fälle für eine Hyposensibilisierung sind Pollenallergien. Viele Pollenallergien können mit der SCIT oder der SLIT behandelt werden – welche für den einzelnen Patienten günstiger ist, sollten Arzt und Patient gemeinsam entscheiden. Auch Tierhaar-, Hausstaubmilben- und Schimmelpilzallergien werden u. U. mit der SIT behandelt. So kommt die SIT (meist in Form einer SCIT) bei einer Hausstaubmilbenallergie dann infrage, wenn trotz Maßnahmen, die die Milbenpopulation reduzieren, die Allergie nur unzureichend in den Griff zu bekommen ist. Die SIT soll u. a. einen Etagenwechsel der Allergie, d. h. dem allergischen Asthma bronchiale vorbeugen. Bei bereits bestehendem allergischem Asthma kommt die Hyposensibilisierung meist nur bei geringen Schweregraden der Erkrankung zum Einsatz. Vor allem junge Patienten mit geringen Asthmabeschwerden profitieren von einer SCIT. Die SLIT wird bei Asthma bislang nur im Einzelfall angewandt – Studien zeigen, dass sie vor allem bei einer Gräserpollenallergie von Kindern und Jugendlichen mit allergischem Asthma und bei hausstaubmilbenallergischem Asthma bei Jugendlichen ab 14 Jahren und Erwachsenen wirkt. Die SLIT in Tablettenform gibt es bislang für Allergien gegen bestimmte Gräserpollen.

Für wen kommt eine SIT nicht infrage?

Es gibt Personengruppen, für die eine SIT nicht angezeigt ist. Dazu gehören Menschen mit teil- oder völlig unkontrolliertem Asthma bronchiale, schweren Autoimmunerkrankungen oder einem nicht funktionierenden Immunsystem. Auch die Einnahme von Medikamenten, die die Tätigkeit der Körperabwehr unterdrücken (sog. Immunsuppressiva), spricht gegen die Durchführung der SIT. Das Gleiche gilt für Krebserkrankungen und andere bösartige Tumoren. Ist bereits ein vorhergehender Versuch mit der SIT fehlgeschlagen, weil die Nebenwirkungen zu stark waren, sollte ebenfalls auf die Therapie verzichtet werden. Daneben eignet sich die Hyposensibilisierung nicht für Patienten, die sich nicht an das Einnahmeschema halten. So muss bei der SLIT gewährleistet sein, dass der Patient sein Medikament über den gesamten Zeitraum von drei Jahren täglich nimmt, damit das Ziel erreicht werden kann. Gegen die Durchführung einer SCIT spricht zudem das Vorliegen einer Erkrankung, bei der kein Adrenalin verabreicht werden darf – Ausnahme ist hier die Insektengiftallergie. Die SLIT eignet sich i. d. R. nicht für Personen mit akuten Entzündungen der Mundhöhle. Schwangere dürfen eine SIT im Allgemeinen nicht beginnen (Ausnahme: lebensbedrohliche Insektengiftallergie). Fortgeführt werden darf die Behandlung jedoch bei einer Insektengiftallergie und bei Allergenen, die eingeatmet werden, vorausgesetzt, die Therapie wird gut vertragen. Die regelmäßige Einnahme von Beta-Blockern spricht ebenfalls gegen eine SIT. Bei Kindern ist eine Hyposensibilisierung ab dem Alter von fünf Jahren möglich.

SCIT oder SLIT?

Bislang wurden deutlich mehr wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirksamkeit der SCIT durchgeführt als zur SLIT. D. h., dass die Wirksamkeit der SCIT bei vielen Allergien klarer bestätigt wurde als die der SLIT. Doch das bedeutet nicht, dass die SLIT schlechter wirken muss. Die Vorteile der SLIT gegenüber der SCIT liegen darin, dass sie seltener starke Nebenwirkungen verursacht als die SCIT, bei der das Allergen direkt unter die Haut gespritzt wird, und sie insofern patientenfreundlicher ist, als dass die Patienten ihr Medikament zu Hause einnehmen können und nicht zum Arzt müssen. Allerdings hat das Ganze auch einen Nachteil: Während bei der SCIT zu Anfang wöchentlich und später etwa einmal monatlich eine Injektion verabreicht werden muss, müssen die SLIT-Patienten ihr Medikament täglich einnehmen und dürfen dies nicht vergessen. Welche Therapie für den Einzelnen infrage kommt, müssen Arzt und Patient daher gemeinsam entscheiden.

Anaphylaktischer Schock durch die SIT

U. U. reagiert das Immunsystem auf die Gabe des Allergens so stark, dass es zu lebensbedrohlichen Beschwerden kommt. Deshalb ist es ganz wichtig, dass die Patienten vor allem nach der Gabe der ersten SCIT- oder SLIT-Dosis für wenigstens 30 Minuten unter ärztlicher Beobachtung stehen. Da die SCIT in der Einleitungsphase, in der die meisten allergischen Reaktionen auftreten, ohnehin in der ärztlichen Praxis durchgeführt wird, ist das jedoch i. d. R. kein Problem. Bei der SLIT treten dagegen weitaus seltener schwere allergische Reaktionen auf.

Quelle: Allergikus 3/2015

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