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Lungenfibrose

Bei einer Lungenfibrose handelt es sich um eine Erkrankung des Lungengewebes. Kennzeichnend ist eine chronische Entzündung, bei der sich das Bindegewebe in den Zwischenräumen der Lunge vermehrt.

Lungenfibrose
© iStock - Chinnapong

Kontaktpflege in Zeiten der Pandemie – ein Erfahrungsbericht

Als plötzlich im März 2020 Lockdown verordnet wurde, war für meine Frau und mich der gewohnte Alltag weg. Als Patient mit fortgeschrittener Lungenfibrose blieb nur noch der Rückzug in die eigenen vier Wände. Keine Treffen mit Freunden, kein Sport, keine Reisen, Spaziergänge nur allein, keine Familienbesuche usw. Ihr alle habt da sicherlich ähnliche Erfahrungen wie wir gemacht.

Anfangs empfand ich die Ruhe auch als ganz angenehm – als so eine Art Urlaub zu Hause. Doch kurze Zeit später schlug sie mir aufs Gemüt und depressive Stimmung machte sich breit. Hinzu kam, dass wir beobachteten, dass viele auch von unseren älteren Freunden (teilweise über 70-Jährige) sich nicht an die Vorgaben hielten und sich weiter fröhlich trafen – ohne uns.

Uns wurde aufgrund meiner Erkrankung ein Sonderstatus zugebilligt. Alle verstanden unseren Rückzug. Depressive Stimmungen sind ein gefährliches Terrain, wenn man da erst einmal reinrutscht, können sie sich schnell zu einer handfesten Depression auswachsen. Auch das kennen sicher viele von uns.

Dagegen helfen erfahrungsgemäß nur Aufgaben und soziale Kontakte. Also versuchten wir, meine Frau und ich, den Kontakt zu unseren Kindern (wohnen nicht in der Nähe) zuerst per Telefon und dann gleich per WhatsApp oder Facetime aufrecht zu erhalten. Für die Familie ist das ausreichend, können doch bis zu vier Gesprächsteilnehmer/innen gleichzeitig telefonieren.

Doch für den größeren Freundeskreis war der Messenger nur für schriftliche Mitteilungen tauglich. Leider haben nicht alle Freunde/Freundinnen daran teilgenommen, was sehr schade war. Gespräche führten wir in der Zeit einzeln und nur direkt per Telefon. Es musste aber eine Möglichkeit geben, auch mehrere Teilnehmer*innen per Videoschaltung zusammen zu bringen.

Eine Recherche im Internet ergab, dass Konferenzschaltungen für Gruppen mit Video und Ton per Internet per Zoom möglich sind. Die Teilnehmerzahl ist unbegrenzt, die Konferenzzeit war es ursprünglich auch und wurde zwischenzeitlich für die kostenlose Nutzung auf 40 Minuten begrenzt. Zahlt man einen monatlichen Beitrag, kann man sich über den Videochat so lange unterhalten, wie man will. Das war für uns die Anti-Isolations-Lösung und ein Mittel gegen die aufkommende Depression.

Nachdem ich per E-Mail eine Umfrage bezüglich der Akzeptanz an den Freundeskreis geschickt hatte und fest davon ausgegangen war, dass alle begeistert sein würden, musste ich leider wieder feststellen, dass auch hier einige der Freunde/Freundinnen nicht mitmachen wollten, weil sie wieder den persönlichen Kontakt einforderten. Aber die meisten wollten doch.

Also habe ich einen Einladungslink für das erste Online-Treffen versandt und an einem Abend ging es dann los. Das war lustig, weil natürlich nicht alle mit der Technik zurechtkamen und vieles nicht gleich funktionierte. Parallel wurde dann auch noch per Handy/Telefon telefoniert, um entsprechende Hilfe zu geben. Mikrofon einschalten, Kamera einschalten, Beleuchtung einstellen, Nähe zum Mikrofon beachten, damit man verstanden wird und es keine quietschende Übersteuerung gibt.

Nach etwa 45 Minuten und vielen lustigen Kommentaren über die eigene Dummheit, das Alter usw. klappte es dann so einigermaßen. Es ist natürlich gegenüber einer persönlichen Begegnung kein wirklicher Ersatz, aber eine sehr, sehr gute Hilfe, um nicht in der Isolation zu versinken und das nicht nur in Pandemiezeiten.

Bis auf ein paar Monate mit geringer Inzidenz im Sommer 2020 unterhalten wir uns jetzt immer sonntags über Video und es gibt auch immer was zu quatschen. Das ging so bis Frühjahr 2021. Auch jetzt, nach dem Sommer 2021, wo Treffen in geschlossenen Räumen schwierig werden, wollen wir die Video-Konferenzen wieder aufnehmen.

Sicher ist es manchmal anstrengend, wenn die Internetverbindung nicht so toll ist, wenn der Lautsprecher wegen Übersteuerung quietscht usw. Aber das tut dem Zusammenfinden keinen Abbruch. Wenn man dann etwas versierter ist, kann man auch Bilder, Fotos oder Dokumente einblenden und allen zeigen.

Wichtig ist: Eine*r muss das organisieren und die benötigte Videochat-Zeit rechtzeitig bei dem Videokonferenzdienst anmelden. Der- oder diejenige muss dann den Link an die Teilnehmer/innen verteilen und die anderen Teilnehmer*innen in den virtuellen Zoom-Raum eintreten lassen. Er/Sie sorgt auch dafür, dass es nicht gar zu sehr durcheinandergeht und alle Teilnehmer*innen verstanden werden können. Aus meiner Erfahrung kann ich nur Mut machen, Gleiches auszuprobieren. Es ist relativ einfach, auch lustig, wohltuend und nach einiger Zeit gut beherrschbar.

Auch für andere Situationen sind Videochats gut anwendbar. So laufen jetzt mein Lungensport und das Yoga meiner Frau über Zoom. Wir öffnen zu gegebener Zeit den uns zugesandten Link und sehen die Vorturnerin im Video, turnen dann im Wohnzimmer nach und müssen das Haus nicht verlassen. Beim Lungensport muss man zudem den eigenen Ton und die Kamera ausschalten und braucht sich auch nicht sportfein zu machen – ganz praktisch. Für Menschen, die nicht in der Stadt wohnen, ist das vielleicht auch außerhalb von Pandemiezeiten eine gute Sache.

Klaus Wirth

Quelle: COPD & Asthma 4/2021

 

20.06.2022
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