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COPD

COPD bezeichnet eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung; die Abkürzung steht für die englische Bezeichnung chronic obstructive lung disease.

COPD
© iStock - Nikola Ilic

Lungenerkrankungen – Muss ich Angst haben?

COPD und Lunge e. V.

Ja, was soll nun dieser Beitrag? So werden einige fragen. Heidi Witt und ich, haben in den vielen Jahren unserer SHG-Tätigkeit sehr viele Menschen kennen gelernt. So unterschiedlich, wie sie nur sein können. Da bekommt man die Diagnose und der Eine bricht sofort zusammen, der Andere sagt „Na und?“. Nun, dies sind zwei Extreme und dazwischen gibt es tausende Schattierungen.

Sind das nicht wieder persönliche Meinungen? Gar die Meinung des Autors? Jein. Es gibt viele Darstellungen von Atemwegserkrankten, die lassen positiv in die Zukunft schauen. Es ist also nicht die Meinung des Autors alleine. Jeder hat Angst bzw. spürt sie und das ist auch gut so. Denn Angst schützt uns vor Gefahren und lässt uns nicht über die Stränge schlagen. So ist Angst eine nützliche Erfindung der Natur.

Wie gehe ich mit der Diagnose um?

Wenn der behandelnde Arzt einem sagt, man habe eine chronische Atemwegserkrankung, dann ist das natürlich erst einmal ein Schock, aber nicht das Todesurteil. Lungenkrebs wollen wir mal ausnehmen, denn da gibt es nur wenige gut behandelbare Sorten. Aber bei anderen Atemwegserkrankungen sind die Chancen sehr hoch, damit gut alt zu werden. Selbstverständlich muss man dafür etwas tun, auch wenn es schwerfällt. Den Kopf in den berühmten Sand zu stecken, bringt nichts.

Nachdem man den ersten Schock überwunden hat, sollte man gut auf das hören, was der Arzt erklärt. Oft ist es aber so, dass man, wenn man nach Hause kommt, alles vergessen hat. Meist sogar den Namen der Erkrankung. Scheue Dich nicht, einen Folgetermin mit dem Arzt zu machen und es noch einmal durchzusprechen. Oder rufe beim Arzt an, die Mitarbeiter werden am Telefon auch Auskunft geben und die Diagnose noch einmal wiederholen. Unwissenheit schürt nur weitere Ängste, die unnötig sind.

Schreibe alle Fragen für den nächsten Termin auf und denke daran unbedingt den Zettel mitzunehmen! Ja, der Eine oder Andere wird nun schmunzeln, aber das haben wir schon oft gehört. Der Zettel lag zu Hause. Mit dem Zettel auf dem die Fragen stehen, kann man mit dem Arzt alles durchgehen. Es sollte selbstverständlich sein, dass die Antworten auch aufgeschrieben werden. Nicht alles bleibt im Gehirn haften, bei einer Angst- oder Stresssituation.

Schließe Dich einer Selbsthilfegruppe für Atemwegserkrankte an (Gibt es keine, dann gründe eine und helfe anderen Menschen. Hier schlägt man auch noch zwei Fliegen mit einer Klappe. Hat man doch eine Aufgabe die einen erfüllt.). Auskünfte bekommt man bei den Gemeinden, zumindest können die einem auch sagen, wohin man sich wenden muss. In den Gruppen sind Menschen, die genauso wie Du ein Problem mit den Atemwegen haben. Alle bekommen keine Luft oder nicht ausreichend genug davon. So haben alle etwas gemeinsames und das ist ein guter Anfang etwas zusammen zu tun.

Muss ich Angst haben?

Nein. Atemnot kann einem Angst machen, aber sich nun nur noch mit seiner Angst auseinanderzusetzen und darauf zu warten, wann man wieder keine Luft bekommt, blockiert einem das ganze Leben. Ich selber habe die COPD schon seit gut 30 Jahren, auch wenn man sie nicht von Anfang an so nannte. Und ich kannte einen Mann, der hatte die COPD seit seinem 5. Lebensjahr und wurde 82 Jahre alt.

Um trotzdem ein langes Leben zu erreichen, muss man einiges tun. Hier sollte erwähnt werden, wenn man gesund ist und lange leben möchte, dann hat man auch da ganz schön etwas zu tun. Es wird einem nichts geschenkt. Im Sessel sitzen und nichts machen, hilft nicht wirklich. Bewegung ist hier schon die halbe Miete. Gute Ernährung gehört auch dazu. Verkriechen sollte man sich auch nicht. Suche die sozialen Kontakte. Bleibe mit Freunden in Kontakt. Und Freunde, die sich plötzlich nicht mehr melden, weil man nicht mehr so mit kann wie sonst: Waren das oder sind das gute Freunde? Wer einen Partner hat, kann sich mit ihm austauschen und wer keinen hat, sollte versuchen mit einem Menschen zusammenzukommen, den man mag. So kann man seine Ängste teilen und bekommt vom Partner in schwierigen Situationen tröstende Worte. Das klingt banal, hilft aber.

Kommen Depressionen auf, sollte man sofort dagegen steuern. Das Schlimme an solchen ´Depris` ist, man merkt sie nicht direkt. Aber Anzeichen gibt es genug: Schlafstörungen, traurig sein aus nichtigem Anlass, auf nichts mehr Lust haben usw. Dies sollte man dann vertrauensvoll seinem behandelnden Arzt erzählen. So kann man zusammen eine Lösung finden. Auch sollte man sich nicht scheuen, einen Psychotherapeuten zurate zu ziehen. Das ist keine Schande, hilft aber mit den Ängsten besser umzugehen. Auslöschen kann man die Ängste sowieso nicht.

Was sicherlich auch ein falscher Ansatz ist, ist es die Krankheit zu ignorieren. Da kann in kurzer Zeit ein großer Schaden auflaufen. Kommt es zur Atemnot und man meint dann, jetzt ziehe ich durch egal was kommt, dann schadet man seinen anderen Organen auch noch. Die Situation verschlimmert sich dadurch zunehmend.

Was kann ich tun, um gut über die Runden zu kommen?

Ganz wichtig ist es, seine Medikamente regelmäßig und pünktlich einzunehmen. Das mindert die Atemnot. Und bitte nicht nach dem Motto, ach, ich habe sie heute vergessen, dann nehme ich sie morgen oder morgen direkt doppelt. Ein solches Verhalten schadet nur dem ganzen Körper. Und Organe, denen es gut geht, werden beschädigt.

Bewegung. Bewegung stärkt die Muskulatur. Ausdauersport stärkt die Atemhilfsmuskulatur. Hat man selber nicht den richtigen Antrieb, so kann man in einer Lungensportgruppe mit anderen zusammen Sport treiben, der entsprechend auf die Erkrankung angepasst wurde oder ist. In der Gemeinschaft macht es mehr Spaß. Wie so vieles im Leben.

Die Erkrankung annehmen und mitarbeiten. Auf keinen Fall der Krankheit die ganze Aufmerksamkeit widmen. Auch hier ist der Mittelweg der richtige, wie so oft.

Muss ich mich schämen?

Nein, natürlich nicht. Warum sollte man sich schämen. Es gibt so viele Krankheiten, und man kann sich doch nicht für eine Erkrankung schämen. Da hätte man viel zu tun, würde man sich für jede Erkrankung schämen. Oder? Sollte es zur Sauerstoffversorgung kommen, ist auch das kein Grund für Scham. Klar werden viele Menschen schauen. Na und? Sollen sie doch. Sie schauen nur, weil es ihnen unbekannt ist. Das ist nun mal so bei den Menschen, alles, was sie nicht kennen, ist ihnen suspekt. Im Bekanntenkreis kann man sie ja aufklären. Und wenn man es 20 Mal erklärt. Irgendwann schwindet die Scheu vor dem Unbekannten.

Und dann gibt es noch etwas über das wir mal reden sollten. Ihr kennt bestimmt auch alle diese Schlaumeier „Was regst Du Dich so auf, Du hast doch geraucht wie ein Schlot und bei Deinem Lebenswandel, brauchst Du Dich doch nicht zu wundern.“ Solche Sprüche kann man auch gut stecken lassen. Genau diese Leute sind es, die dann zu schnell mit dem Auto fahren, sich nicht gesund ernähren oder zu viel Alkohol trinken. Mit dem Finger auf andere zeigen und selber nicht anders sein. Einfach umdrehen und stehen lassen. Streit, Zank und Stress bringen nichts, die regen nur auf und es kann zur Atemnot kommen. Jeder lebt sein Leben so, wie er es möchte. Macht das, was ihm Spaß bringt. Dann sollte man auch dazu stehen und sich kein schlechtes Gewissen einreden lassen, oder sich gar für sein Leben schämen. Denn es ist ja so, wir leben in einer Solidargemeinschaft und der Lungenerkrankte wird vielleicht mal für den, der zu schnell gefahren ist und verunfallt, einstehen müssen. Selbstverständlich sollten wir dann auch nicht mit dem Finger auf andere zeigen.

Wolfgang Ramsteiner
COPD und Lunge e. V.

Quelle: COPD und Asthma 2/2012

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