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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Metastasen bei Brustkrebs: Ausbreitung von Tumorzellen

Innovative Behandlungskonzepte erhöhen Lebensqualität

Die Diagnose Krebs ist für betroffene Frauen ein Schock. Danach ist nichts mehr, wie es vorher war. Es folgen Untersuchungen, Therapien, Rehabilitation, Nachsorge. Begleitet wird diese Zeit meist von der Angst vor einem Rezidiv – oder vor Metastasen, die sich im Körper gebildet haben. Prof. Dr. Tanja Fehm, Universitätsfrauenklinik Düsseldorf, erklärt, wie sie entstehen und behandelt werden.

Bei welchen gynäkologischen Krebserkrankungen werden am häufigsten Metastasen gebildet? Und warum?

Häufig finden sich Metastasen beim Mammakarzinom. Ca. 20 bis 30 % der Brustkrebspatientinnen, die zunächst mit einer heilbaren Brustkrebserkrankung diagnostiziert werden, entwickeln im Verlauf eine Metastasierung. Beim Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) und Endometriumkarzinom (Gebärmutterkrebs) werden seltener Metastasen nachgewiesen, da i. d. R. die Erkrankungen eher lokal voranschreiten und meist auch in einem sehr frühen Stadium diagnostiziert werden können. Beim Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs) steht auch eher die Peritonealkarzinose (Bauchfellkrebs) im Vordergrund, wobei auch hier Lebermetastasen, pulmonale Metastasen (Metastasen in der Lunge) oder seltener Metastasen an anderen Organen im weiteren Verlauf diagnostiziert werden können.

Wie entstehen Metastasen?

Man unterscheidet eine hämatogene und lymphogene Metastasierung. Bei der lymphogenen Metastasierung breiten sich die Tumorzellen über die Lymphbahnen in die Lymphknoten aus. I. d. R. spricht man bei einer lymphogenen Metastasierung auch noch von einer lokalen Metastasierung, die meist eine Heilung noch ermöglicht. Bei der hämatogenen Metastasierung werden Tumorzellen über die Blutbahn in die Peripherie (z. B. Lunge, Leber, Gehirn, Knochen) gestreut. Bevor Tumorzellen in den Organen Metastasen bilden, verbleiben sie – manchmal über viele Jahre – in den prämetastatischen Nischen, hierzu zählt z. B. das Knochenmark. Sie können sich bei entsprechendem Wachstumsreiz über Mikrometastasen zu Makrometastasen weiter entwickeln.

Was ist unter zirkulierenden Tumorzellen zu verstehen und welche Rolle spielen sie beim Bilden von Metastasen?

Unter zirkulierenden Tumorzellen versteht man lediglich die Tatsache, dass von dem Primärtumor aus Tumorzellen in die Blutbahn gelangen. Man darf darunter aber auf keinen Fall eine Metastasierung verstehen. Zum einen stirbt ein großer Teil der zirkulierenden Tumorzellen in der Blutbahn ab. Nur ein kleiner Teil kommt in der Peripherie an. Wiederum hiervon besitzt nur ein kleiner Teil der zirkulierenden Tumorzellen die Fähigkeit, eine Metastase zu bilden.

Welche Organe sind am häufigsten von Metastasen befallen? Welche seltener?

Besonders häufig sind Lunge, Leber sowie Knochen befallen. Selten sind Metastasen beispielsweise im Bereich Milz, Magen, Gehirn oder Darm zu finden.

In welchen Organen sind Metastasen besonders gefährlich?

Metastasen sind immer dann gefährlich, wenn sie Organe in ihrer Funktion einschränken, die für das Überleben essenziell sind. So kann z. B. bei einer ausgedehnten Lebermetastasierung die Leber Giftstoffe nicht mehr verstoffwechseln. Eine ausgedehnte Lebermetastasierung ist somit, wenn sie nicht auf eine Behandlung anspricht, nicht mit dem Leben vereinbar. Große Problematiken können auch eine ausgedehnte Lungenmetastasierung hervorrufen, da die Lungen für den Gasaustausch notwendig sind. Ist die Lungenfunktion stark eingeschränkt, kann es ebenfalls besonders gefährlich werden. Auch eine ausgedehnte Gehirnmetastasierung kann massive Beschwerden verursachen. Das Gehirn ist durch einen knöchernen Schädel umgeben und kann sich daher nicht vergrößern. Die Patientinnen können aufgrund der Hirnmetastasen einen sog. Hirndruckanstieg erleiden, der mit massiven Kopfschmerzen und Übelkeit einhergeht.

Wie lange nach Erstdiagnose und anschließender Behandlung können Metastasen noch auftreten?

Diese Frage kann so nicht eindeutig beantwortet werden. Häufig treten Metastasen innerhalb der ersten zwei bis fünf Jahre auf. Besonders aber beim Mammakarzinom ist eine sog. Spätmetastasierung bekannt. Darunter versteht man, dass bei Patientinnen teilweise nach zehn bis 15 Jahren nach ihrer Ersterkrankung plötzlich Metastasen des ursprünglichen Tumors diagnostiziert werden. Noch ist es ein wissenschaftliches Phänomen und unklar, was die potenziell aggressiven Tumorzellen solange schlafen lässt und dann nach fünf bis zehn Jahren reaktiviert.

Wie werden Patientinnen mit Metastasen behandelt?

Die Behandlung der Metastasierung ist komplex, die Patientinnen sollten daher immer in einem Tumorboard vorgestellt werden, um multimodale Therapieansätze ausreichend zu berücksichtigen. I. d. R. erhalten Betroffene mit einer Fernmetastasierung eine Systemtherapie. Diese kann bestehen aus Antihormontherapie, zielgerichteter Therapie oder Chemotherapie. I. d. R. wird eine Chemotherapie beim triple-negativen Mammakarzinom oder bei einem eher aggressiven Tumorverlauf gewählt. Zusätzlich ergänzt wird die Therapie bei ossären Metastasen (Knochenmetastasen) durch eine Therapie mit dem Wirkstoff Denosumab oder mit Bisphosphonaten. Diese Therapie stärkt den Knochen und führt als Zeichen des Therapieansprechens zu einer Mehrsklerosierung des Knochens. Bei starken Knochenschmerzen oder Frakturgefährdung kann eine Strahlentherapie oder eine orthopädische Stabilisierung angezeigt sein. Ergänzend kann im Einzelfall natürlich auch die Metastasenchirurgie in Form von Leberteilresektionen oder Lungenteilresektionen eine Rolle spielen. Dies ist jedoch nur selten ein ausreichendes Behandlungskonzept.

Welche Heilungschancen haben Patientinnen mit Metastasen?

Generell sind Patientinnen mit einer Metastasenerkrankung nicht heilbar. Jedoch können durch innovative und multimodale Therapiekonzepte die betroffenen Frauen über mehrere Jahre stabil gehalten werden – bei guter Lebensqualität und minimalem Leidensdruck. Häufig „vergessen“ die Patientinnen, dass sie eine chronische Brustkrebserkrankung haben. Dennoch muss man derzeit davon ausgehen, dass sie mit einer metastasierten Brustkrebserkrankung nicht komplett geheilt werden.

Quelle: Leben? Leben! 3/2016

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