Kontakt 02202 18898-0 | info@curado.de
Menu
Curado Search
Sie sind hier: Startseite  »  Krankheiten  »  Krebs  »  Eierstockkrebs  »  Metastasen bei gynäkologischen Krebserkrankungen

Eierstockkrebs

Als Eierstockkrebs werden bösartige Tumoren bezeichnet, die sich aus dem Gewebe des Eierstocks gebildet haben. In über 70 % der Fälle bildet sich der Tumor an der Epithelschicht (Deck- und Drüsengewebe) des Eierstocks.

Eierstockkrebs
© IStock - Raycat

Metastasen bei gynäkologischen Krebserkrankungen

Nicht nur für die Erkrankten, sondern auch für die Medizin sind Patientinnen mit Metastasen eine besondere Herausforderung. Prof. Dr. Tanja Fehm, Universitätsklinikum Düsseldorf, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie, erklärt, wann Metastasen auftreten und wie sie behandelt werden.

Bei welchen gynäkologischen Krebserkrankungen treten am häufigsten Metastasen auf und warum?

Unter Metastasen versteht man die Absiedelung von Tumoren in periphere Organe wie z. B. Lunge, Leber, Knochen, Gehirn etc. Hierzu müssen sich Tumorzellen vom Primärtumor lösen und über die Blutbahn zu den entsprechenden Organen gelangen. Wenn dieses Ereignis eingetreten ist, gilt die Krebserkrankung prinzipiell nicht mehr als heilbar, sondern chronisch. Darüber hinaus gibt es die sog. Lymphknotenmetastasen. Hier haben die Tumorzellen den Weg über die Lymphbahnen genommen. Bei Lymphknotenmetastasen, die man auch als lokoregionäre Metastasen bezeichnet, ist eine Heilung prinzipiell noch möglich. Die Anzahl der befallenen Lymphknoten gilt bei den meisten Erkrankungen als ein wichtiger Parameter für die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls (Prognosefaktor).

Ca. 20 % aller Mammakarzinomaptientinnen entwickeln im weiteren Verlauf ihrer Erkrankung Fernmetastasen. Auch bei Zervix-, Endometrium- und Ovarialkarzinom können Patientinnen bei fortgeschrittenen Stadien Fernmetastasen erleiden. Häufiger sind jedoch hier Lokalrezidive, Peritonealkarzinosen (Befall des Bauchfelles mit Tumoren) und Lymphknotenrezidive.

Wo sind diese Metastasen i. d. R./häufig zu finden?

Beim Mammakarzinom sind die häufigsten Lokalisationen die Knochen, gefolgt von Lunge/Pleura und Leber. Anhand aktueller Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass für das Metastasierungsmuster der intrinsischen Subtyp des Primärtumors (e.g. luminal A/B, HER-2-Subtyp, triple negativ) ganz entscheidend ist. So ist eine Hirnmetastasierung bei HER-2-positiven metastasierten Mammakarzinomen in bis zu 50 % zu erwarten, während sie bei einem Luminal A Karzinom so gut wie nie auftritt.

Bei gynäkologischen Malignomen treten vor allem Leber- und Lungenmetastasen auf. Knochenmetastasen sind eher selten. Falls beim Zervixkarzinom supraklaviculäre und zervikale Lymphknotenmetastasen diagnostiziert worden sind, spricht man ebenfalls von einer Fernmetastasierung, auch wenn es sich um eine lymphogene Metastasierung handelt.

Mit welchen Therapieverfahren werden Metastasen i. d. R. behandelt?

Die wirksamste Therapie für alle Fernmetastasen ist die Systemtherapie. Dies gilt sowohl für die gynäkologischen Tumoren als auch beim Mammakarzinom. Beim Mammakarzinom kommen Chemotherapie, endokrine Therapie, zielgerichtete Therapie und Knochen modulierende Substanzen (z. B. Bisphosphonate) zum Einsatz.

Bei gynäkologischen Malignomen werden bei lokoregionäre Metastasierung häufig operative und/oder strahlentherapeutische Verfahren eingesetzt. Dies gilt vor allem für das Zervix- und Endometriumkarzinom. Liegen jedoch Fernmetastasen vor oder eine ausgedehnte Peritonealkarzinose, dann steht die Systemtherapie an erster Stelle. Beim Zervix- und Ovarialkarzinom werden zusätzlich zielgerichtete Therapien eingesetzt (z. B. Bevacizumab).

Die interventionell radiologischen Verfahren Laserinduzierte Thermotherapie (LITT), Radiofrequenzablation (RFA) usw. sind für die gynäkologischen Malignome bislang nicht vorausschauend untersucht und sollten deshalb nur in Einzelfällen bei lokalisierter Metastasierung zum Einsatz kommen.

Was ist hier das Ziel der Behandlung?

In aller Regel gilt die Erhaltung der Autonomie und Lebensqualität als wichtigstes Kriterium. Wenn Symptome, wie Luftnot oder Schmerzen auftreten, liegt das Hauptaugenmerk in der Linderung oder Beseitigung der Symptome. Natürlich ist es auch das Ziel, die Erkrankung zu verlangsamen oder ganz zum Stillstand zu bringen. Das sollte aber nicht zulasten der Lebensqualität gehen und muss immer wieder dahin gehend hinterfragt werden.

Wie häufig sind sie schon bei der ersten Krebsdiagnose Metastasen zu finden?

Primär metastasierte Erkrankungen sind bei Erstdiagnose generell selten. Ausnahme sind sehr fortgeschrittene Erkrankungen, die längere Zeit unentdeckt geblieben sind. Der lokale Tumor hatte in diesen Fällen genügend Zeit zu streuen. Aus diesem Grund ist die Früherkennung von Krebserkrankungen besonders wichtig. Beim Mammakarzinom ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Rezidivs oder einer Metastase davon abhängig, zu welchem intrinsischen Subtyp der Primärtumor zählt. Bei triple negativen Patientinnen ist die Metastasierungswahrscheinlichkeit hoch. Hingegen scheinen Luminal A-Patientinnen eher selten Metastasen zu entwickeln. Generell ist das Risiko in den ersten zwei bis drei Jahren hoch und nimmt nach dem fünften Jahr nach Erstdiagnose deutlich ab. Trotzdem können auch nach fünf Jahren noch Rezidive oder Metastasen auftreten.

Bei gynäkologischen Malignomen ist die Prognose – wie auch beim Mammakarzinom – i. d. R. im Stadium I exzellent und die Wahrscheinlichkeit für eine spätere Metastasierung gering. So ist selbst beim Ovarialkarzinom im Stadium FIGO I die Fünf-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit größer 90 %. Bei höheren Stadien nimmt die Wahrscheinlichkeiten für ein Rezidiv bzw. eine Metastasierung signifikant zu. Meist entwickeln die Patientinnen mit gynäkologischen Malignomen ihr Rezidiv oder eine Fernmetastasierung innerhalb der ersten fünf Jahre.

Wie ist die Prognose für Patientinnen mit Metastasen? Ist eine Heilung hier möglich?

Die Prognose hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, wie Anzahl der Metastasen, Lokalisation, Allgemeinzustand, Begleiterkrankungen, Vortherapien usw. Bei einer isolierten Knochenmetastase ist die Prognose sehr günstig. Hat die Patientin jedoch eine ausgedehnte Lebermetastasierung mit beginnendem Leberversagen, ist die Prognose sehr schlecht. Bis heute gilt der Grundsatz, dass eine metastasierte Erkrankung – und dies gilt für alle – prinzipiell nicht heilbar ist. Mindestens 50 % der metastasierten Mammakarzinom-Patienten sterben innerhalb von 40 Monaten. Die mittlere Überlebenszeit des metastasierten Mammakarzinoms beträgt zwei bis drei Jahre. Trotzdem gibt es beim Mammakarzinom aber immerhin ca. 10 % der Patienten, die zehn und mehr Jahre überleben.

Bin ich geheilt?

Prinzipiell gelten zunächst alle Patientinnen als geheilt, deren Tumor komplett und im gesunden entfernt worden ist. Durch die Strahlentherapie und/oder ggf. Systemtherapie kann je nach Entität das Risiko eines Rückfalls reduziert werden. Wenn die Patientin fünf Jahre rezidivfrei geblieben ist, gilt sie als definitiv geheilt. Allerdings gibt es insbesondere beim Mammakarzinom das Phänomen der Spätmetastasierung d. h., dass durchaus auch nach zehn bis 20 Jahren eine Fernmetastasierung auftreten kann. Dies ist jedoch selten.

Quelle: Leben? Leben! 4/2015

Copyrights © 2021 GFMK GMBH & CO. KG