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Psoriasis

Psoriasis bezeichnet in der medizinischen Fachsprache die Schuppenflechte. Dabei handelt es sich um eine chronische, nicht ansteckende Hautkrankheit, die sich in silbrigweißen Schuppen und entzündlich geröteter Haut äußert.

Psoriasis
© iStock - webphotographeer

Neuerungen in der Therapie von Psoriasis

Medizin macht deutliche Fortschritte

Als Ottfrid Hillmann, Vorsitzender des Deutschen Psoriasis Bundes, an Psoriasis erkrankte, war er gerade einmal 16 Jahre alt. Das war 1968. Er suchte Hilfe bei Hautärzten – erfolglos. Das hat sich mittlerweile geändert: „Die Dermatologen haben heute erheblich mehr Ahnung.“

Ottfrid Hillmann hat einen Arzt seines Vertrauens gefunden, der ihn regelmäßig betreut. Die scharf vom Rest der Haut abgegrenzten, roten Stellen sind bei ihm etwa am Kopf, den Ellenbogen oder Schienbeinen zu sehen. „Ich sage immer etwas scherzhaft, ich habe eine Wanderpsoriasis. Ist sie an einer Stelle verschwunden, taucht sie an einer anderen Stelle wieder auf.“ Deshalb behandelt er seine Schuppenflechte kontinuierlich mit Cremes. „Ich probiere viele Cremes aus. Manchmal ist ein Glückstreffer dabei“, berichtet Ottfrid Hillmann.

Insgesamt sind rund zwei Millionen Erwachsene und Kinder in Deutschland von Psoriasis betroffen. Die Ursachen dafür können genetisch, immunologisch und psychologisch sein. „Es gibt auf jeden Fall eine genetische Veranlagung. In ca. 30–50 % der Psoriasisfälle kann man ein gehäuftes Auftreten von Schuppenflechte in der Familie erkennen“, erläutert Dr. Maria Sakalidou, Universitätsklinikum Bonn. Die Erbanlage reiche allerdings nicht aus, um eine Psoriasis auszulösen. Es müssten weitere, häufig unbekannte äußere Faktoren, wie Verletzungen und/oder innere Faktoren, wie Psyche oder Stress hinzukommen. „Eine auslösende Wirkung können auch Infektionskrankheiten, Stoffwechselstörungen, hormonelle Faktoren und andere umweltbedingte Einflüsse haben“, sagt sie.

Symptome reduzieren

„Eine Heilung ist leider noch nicht möglich, aber die gute Nachricht ist, dass wir durch die inzwischen vorhandenen Therapiemöglichkeiten bei den meisten Betroffenen die Symptome der Erkrankung sehr deutlich reduzieren oder komplett zur Rückbildung bringen können“, erklärt Dr. Sandra Philipp, Charité – Universitätsmedizin Berlin. Dabei richten sich diese Therapiemöglichkeiten immer nach dem Schweregrad der Erkrankung. Ziel der Behandlung sei dabei, einen längeren Zeitraum der Beschwerdefreiheit zu erreichen, erläutert Dr. Sakalidou.

„Bei milderen Formen kommen lokale (topische) Therapien wie Glukokortikoide (Kortison) oder Vitamin-D-Analoga als Cremes, Salben, Schäume, Gele oder Lösungen zur Anwendung“, erklärt Dr. Philipp. Diese würden bei vielen Patienten zu einer guten Rückbildung der Hautveränderungen führen. Darüber hinaus stünde die Behandlung mit UV-Lichttherapien in Kombination mit Bädern zur Verfügung. Bei schwerer erkrankten Patienten, bei denen z. B. mehr als 10 % der Körperoberfläche betroffen sind, kommen i. d. R. systemische (innerliche) Therapien zum Einsatz. „Dafür werden Tabletten, Kapseln oder auch subkutane Spritzen bzw. Infusionen verwendet“, erläutert Dr. Philipp.

„Alle Therapien sind wirksam. Jeder Patient spricht auf verschiedene Therapiemöglichkeiten unterschiedlich an. Ein leichter Befall der Haut könnte z. B. nur mit einer Lokaltherapie sehr gut behandelt werden, wobei bei einem schweren Befall eine systemische Therapie notwendig sein wird, um einen guten Hautzustand und um einen längeren Zeitraum der Beschwerdefreiheit zu erreichen“, bemerkt Dr. Sakalidou.

Biologika können helfen

Als Ergänzung zu den bewährten Behandlungsmethoden hat sich die Medizin bei der Behandlung von Psoriasis in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt. „Seit einigen Jahren stehen die sog. biologischen Arzneimittel oder Biologika zur Verfügung. Diese sind in lebenden Zellen hergestellte Eiweißstoffe zur systemischen Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis und Psoriasis-Arthritis. Die Biologika greifen in das Entstehungsgeschehen der Schuppenflechte im Immunsystem des Körpers ein“, erklärt Dr. Sakalidou.

In den vergangenen Jahren seien hier mehrere Wirkstoffe auf den Markt gekommen. „Der neueste Wirkstoff ist ein Interleukin-Inhibitor. Dieser kann bereits zu einem frühen Zeitpunkt in der Therapie verschrieben werden, wenn der Arzt eine äußerliche Therapie für nicht mehr ausreichend erachtet und eine systemische Therapie für erforderlich hält“, sagt sie. Interleukine sind Botenstoffe, die zu Entzündungen führen können. Inhibitoren sind Hemmstoffe, die biologische Vorgänge einschränken oder verhindern. Der Wirkstoff neutralisiert die Aktivität des Botenstoffes Interleukin-17A, welches bei Schuppenflechte als zentraler Treiber der Entzündung in erhöhten Konzentrationen im Körper vorkommt. Das Entzündungsgeschehen in Haut und Gelenken wird so unterbrochen und andere Symptome der Krankheit werden gelindert. Somit kann es zu einer Verbesserung der Hauterscheinungen und einer Linderung der Symptome wie Schuppung, Juckreiz und Schmerzen kommen.

Die Ansprechraten in Bezug auf die Verbesserung der Symptome der Haut bei den neuen Behandlungsmethoden wären sehr gut, betont Dr. Philipp. Im Schnitt würde sich bei ca. 60–70 % der Patienten nach zwölf bis 16 Wochen eine 75%-ige Verbesserung der Hautveränderungen zeigen. Diese Medikamente sind auch wirksam bei Psoriasis-Arthritis, bei der sich Gelenke und Sehnenansätze entzünden. Dies trifft auf rund 20 % der Menschen mit Psoriasis zu. „Die Therapie der Psoriasis richtet sich grundsätzlich individuell nach dem Patienten“, ergänzt Dr. Sakalidou. Die Therapie werde vom behandelnden Hautarzt entsprechend den Leitlinien nach Stufenschema unter enger Kommunikation mit dem Patienten eingeleitet. Kontraindikationen wie Herzinsuffizienz, Hepatitis B oder C, HIV, Malignom oder Tuberkulose müssen für bestimmte Therapien beachtet werden. Ebenso ein möglicher Kinderwunsch.

Darüber hinaus wurde ein neuer Antikörper gegen Interleukin-17 mit Wirksamkeit auf Haut und Gelenke zugelassen. „Auch wurden sog. Biosimilars zugelassen“, erläutert Dr. Philipp. „Es handelt sich dabei ebenfalls um gentechnisch hergestellte Präparate, die den entsprechenden Originalpräparaten ähneln, sowohl was Aufbau, Funktion und Anwendungsbereich angeht“, erklärt sie. Nach Ablauf des Patenschutzes der Originalpräparate und den entsprechenden Studien könnten diese auf den Markt kommen.

Ebenfalls in der Entwicklung seien neue kleinmolekulare Substanzen, die als Tablette eingenommen werden können und auf Haut und Gelenke wirken. Die Wirksamkeit auf die Haut sei dabei geringer als bei den Biologika, räumt die Ärztin ein, von Vorteil sei jedoch die geringere Anzahl von Sicherheitsuntersuchungen, wie z. B. Blutentnahmen. „Auch für schwerer betroffene Kinder und Jugendliche mit Psoriasis sind 2015 zwei weitere Biologika zugelassen worden“, bemerkt sie.

Offen mit der Krankheit umgehen

Somit gibt es eine berechtigte Hoffnung für Menschen wie Ottfrid Hillmann, dass die Behandlung der chronischen Erkrankung dauerhaft verbessert werden kann. Was die Medikamente allerdings nicht beeinflussen können, ist der Leidensdruck der Betroffenen. Und der ist – gerade unter jungen Menschen – meist hoch. „Menschen mit Psoriasis sind Meister im Täuschen und Tarnen, tragen beispielsweise auch im Sommer Pullover oder T-Shirts“, berichtet Ottfrid Hillmann von seinen Erfahrungen. Häufig werden sie von ihren Mitmenschen stigmatisiert, viele schauen die Betroffenen an, reagieren ängstlich auf die sichtbare Hautveränderung. „Vor allem Jugendliche leiden darunter, wenn sie angestarrt werden“, berichtet er. „Sie werden nicht als normal akzeptiert, müssen sich immer wieder erklären.“

Ihnen und anderen Betroffenen macht Ottfrid Hillmann Mut, offen mit ihrer Krankheit umzugehen. „Je mehr sie die Krankheit verschweigen, umso größer ist der Leidensdruck. Hat man allerdings einmal den Schritt gewagt und geht offen damit um, kann das befreiend sein“, bemerkt er und rät Menschen mit Psoriasis, sich Hilfe zu suchen. Selbsthilfegruppen wären eine gute Möglichkeit. Aber auch mit Familienmitgliedern und Freunden ins Gespräch zu kommen kann helfen, mit dem psychologischen Druck besser klarzukommen. Er selbst hat für sich entschieden: „Ich kämpfe nicht mehr dagegen an. Ich weiß, ich muss mich mit der Krankheit arrangieren, damit leben. Sicher werde ich trotzdem etwas dagegen tun. Seit ich aber den verkniffenen Kampf aufgegeben habe, geht es mir deutlich besser.“

Quelle: Patient und Haut 1/2016

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