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COPD

COPD bezeichnet eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung; die Abkürzung steht für die englische Bezeichnung chronic obstructive lung disease.

COPD
© iStock - Nikola Ilic

Die Psyche, ein unterschätztes Begleitphänomen bei COPD

Auswirkungen auf Alltag und Lebensqualität

Bisherige Studien befassten sich – wenn überhaupt psychische Themen beleuchtet wurden – fast ausschließlich mit dem Thema Depression bei COPD. Doch erscheint dies aufgrund neuerer Untersuchungen zu eng gefasst: Panikartige Ängste und sog. „end of life“-Ängste (also solche, die sich mit dem Lebensende befassen) belasten die COPD-Betroffenen viel stärker.

Um mehr über psychische Belastungen bei COPD-Patienten zu erfahren, führte die Universität Marburg in Zusammenarbeit mit einer Klinik und einer Patientenorganisation eine umfangreiche Internet-Umfrage durch, an der bisher bereits 1.500 Patienten teilgenommen haben. Insgesamt mehr als 200 Fragen umfasste der Fragenkatalog, sodass die Teilnehmer sich mit einer großen Vielfalt von Themen auseinandersetzen mussten. Aufgrund dieser Umfrage liegt inzwischen die wahrscheinlich weltweit größte Datenmenge zum Thema „COPD und Psyche“ vor.

Wer hat sich an dieser Umfrage beteiligt?

Etwa 57 \\\% der Teilnehmer sind Rentner. Die meisten leiden unter einer COPD IV (sehr schwere COPD). 75 \\\% derjenigen, die die Fragen ausgefüllt haben, geben an, dass sie früher geraucht haben und 53 \\\% leiden krankheitsbedingt unter Beeinträchtigungen im Alltag und bezüglich ihrer Lebensqualität.

Das Ergebnis ist zwar nicht überraschend, aber in der Deutlichkeit doch erschreckend: Fast 50 \\\% der Teilnehmer formulierten, dass bei ihnen Begleiterscheinungen auftreten wie

  • Angst vor Atemnot
  • Angst vor körperlicher Aktivität
  • Progredienzangst, also die Angst, dass die Krankheit fortschreitet.
  • Wie sieht mein Sterben aus?

    Trotz der Ängste hinsichtlich der Entwicklung der Krankheit wünschen sich die Patienten mehr Information und Aufklärung. Besonders wichtig sind ihnen dabei Informationen zur Diagnose und zum Krankheitsverlauf. Sie wollen aber auch mehr über die Behandlungsmöglichkeiten, ein mögliches Verhalten bei Exazerbationen und über die Prognose, also den mutmaßlichen Verlauf der Krankheit wissen. Eine Frage vor allem beschäftigt sehr viele COPD-Betroffene: „Wie sieht mein Sterben aus?“

    Gespräch mit dem Arzt kann Ängste ausräumen

    Das Thema „Sterben“ erfüllt viele COPD-Patienten mit Ängsten: Am häufigsten wurde bei der Frage nach der stärksten Angst die Antworten „qualvoll zu ersticken“ und „starke Schmerzen zu haben“ angegeben. Doch ziehen die Betroffenen ihren Arzt laut der Umfrage nur relativ selten zurate, wenn es um ihre Ängste geht: 60 \\\% der Befragten würden ihre Ängste mit Angehörigen und Freunden besprechen – und nur wenige den Arzt einbeziehen. Dies ist insofern bedauerlich, weil sich bereits durch ein klärendes Gespräch und kleine Maßnahmen das Ausmaß der Ängste – vor allem bezüglich der beiden am häufigsten genannten Ängste – deutlich reduzieren lässt.

    Ängste in jedem Stadium der Erkrankung

    Die Umfrage erbrachte einen weiteren überraschenden Aspekt: Hinsichtlich der Ängste spielt es keine Rolle, ob sich Patienten im Anfangsstadium oder im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung befinden. Nicht der Schweregrad der Erkrankung bestimmt die Ängste, sondern die Psyche wird offenbar bereits durch die Mitteilung der Diagnose betroffen.

    Obwohl psychische Probleme häufig auftreten, werden diese im Alltag erstaunlich selten zwischen Ärzten und COPD-Patienten kommuniziert. Im Rahmen anderer Studien gibt es sogar Ergebnisse, dass kein einziger Patient je mit den behandelnden Ärzten über seine Ängste gesprochen hat. Zudem fühlten sich die Patienten deutlich zu wenig über ihre Erkrankung aufgeklärt.

    Ängste anzusprechen, ist oft enorm entlastend

    Ein oftmals nicht leichter, aber immens wichtiger erster Schritt muss gemacht werden: über Ängste und Depressionen zu sprechen. Allein schon das Thematisieren dieser Gefühle kann enorm entlastend sein. Positive Ergebnisse bezüglich der psychischen Begleitprobleme konnten durch die Teilnahme an einer stationären Rehabilitation verzeichnet werden: Selbst ohne psychotherapeutische oder medikamentöse Maßnahmen reduzierte die Gesamtheit aller Therapiemaßnahmen während des Klinikaufenthalts die Ängste und Depressionen.

    Dr. Klaus Kenn
    Berchtesgadener Land

    Quelle: COPD und Asthma 1/2014

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