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COPD

COPD bezeichnet eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung; die Abkürzung steht für die englische Bezeichnung chronic obstructive lung disease.

COPD
© iStock - Nikola Ilic

Rehabilitationsmaßnahmen bei COPD

Der Begriff „Rehabilitation“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Wiederherstellung“. Man unterscheidet die medizinische, berufliche und soziale Rehabilitation. Eine medizinische Rehabilitationsmaßnahme kann z. B. nach einem Krankenhausaufenthalt als Anschlussrehabilitation oder ohne vorherigen Krankenhausaufenthalt als stationäre Leistungen zur Rehabilitation beantragt werden.

Die pneumologische Rehabilitation umfasst viele verschiedene Maßnahmen, bei denen sowohl diagnostische als auch therapeutische Verfahren eingesetzt werden. Diese sollen Beschwerden wie Atemnot, Husten und Auswurf verringern, die Leistungsfähigkeit steigern, Ängste und Depressionen reduzieren und die Lebensqualität verbessern. Obwohl die Wirksamkeit einer Reha bei Atemwegserkrankungen laut Bundesverband der Pneumologen, der Deutschen Lungenstiftung und dem Verband Pneumologischer Kliniken durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt werden konnte, wird diese von den Patienten meist selten genutzt.

Eine pneumologische Rehabilitation wird neben COPD, für die die Wirksamkeit am besten belegt ist, auch für folgende chronische Erkrankungen der Atmungsorgane empfohlen:

  • Asthma bronchiale
  • Bronchiektasen
  • Mukoviszidose
  • interstitielle Lungenerkrankungen
  • restriktive Ventilationsstörungen
  • pulmonale Hypertonie
  • Obesitas-Hypoventilationssyndrom (Pickwick-Syndrom)
  • vor/nach Lungenvolumenreduktionsverfahren
  • vor/nach Lungentransplantation
  • nach Behandlung von Lungenkrebs (Anschlussrehabilitation)
  • Auswirkungen einer Rehabilitation

    Dass sich eine Rehabilitationsmaßnahme bei COPD positiv auf den Gesundheitszustand auswirkt, wurde in mehreren, randomisierten kontrollierten Studien und Metaanalysen untersucht. Nach einer Reha sind Betroffene z. B. leistungsfähiger, leiden weniger unter Atemnot und haben eine höhere Lebensqualität. Dies gilt sowohl für Menschen mit einer „stabilen COPD“ als auch für die Anschlussrehabilitation (AHB) nach einer Verschlechterung der COPD (Exazerbation).

    Bei Asthma bronchiale ist die Effektivität einzelner Therapiekomponenten wie Patientenschulung, Atemphysio- oder Trainingstherapie gut belegt und auch für andere Lungenerkrankungen gibt es zunehmend Belege für die Wirksamkeit. Insbesondere für interstitielle Lungenerkrankungen, Bronchiektasen und Lungenhochdruck liegen randomisierte kontrollierte Studien bzw. Beobachtungsstudien mit positivem Ergebnis vor.

    Wie sollte ein Rehabilitationsprogramm aussehen?

    Die Therapie sollte sich am Krankheitsbild des Betroffenen orientieren und versuchen, die medikamentöse Behandlung zu optimieren (medizinischer Aspekt). Die Einrichtungen sollten den Patienten bei der Verarbeitung ihrer Krankheit helfen und bei Bedarf ein Verhaltenstraining wie beispielsweise die Entwöhnung vom Rauchen anbieten (psychosozialer Aspekt). Da viele COPD-Patienten im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung untergewichtig sind, sollten nicht nur Betroffene mit Übergewicht eine gute Ernährungsberatung erhalten. Denn Untergewicht bei COPD vermindert die Belastbarkeit und erhöht die Sterblichkeit (ernährungswissenschaftlicher Aspekt).

    Ein weiterer wichtiger Therapiebaustein ist die Atemphysiotherapie, bei der Betroffene u. a. verschiedene Atemtechniken erlernen. Diese erleichtern ihnen die erschwerte Atmung im Ruhezustand oder unter Belastung. Den Patienten werden sowohl apparative als auch nicht-apparative Methoden, die das Abhusten verbessern, vermittelt. Ziel ist es, dass Patienten den Krankheitssymptomen nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern sich selbst helfen und Gegenmaßnahmen einleiten können.

    Sowohl bei der Anschlussrehabilitation als auch bei stationäre Leistungen zur Rehabilitation erfolgt zu Beginn eine Untersuchung durch einen Arzt. Anschließend erstellt der Arzt im Gespräch mit dem Patienten einen individuellen Reha-Therapieplan, der Bausteine aus folgenden Bereichen beinhalten kann:

    Trainings- und Sporttherapie (Lungensport)

    Belastungsatemnot wird zum einem durch die dauerhafte Verengung (chronische Obstruktion) der Bronchien, zum anderen aber auch aufgrund von Veränderungen der Muskulatur verursacht. Spezielles Training kann die Leistungsfähigkeit der Muskulatur erhöhen, sodass der Körper für höhere Belastungen weniger Atemaufwand benötigt. Wichtig ist, dass die Sporttherapie die medikamentöse Therapie ergänzen, jedoch nicht ersetzen kann.

    I. d. R. besteht die Sporttherapie während einer Rehabilitation aus Ausdauer- und Kraftrainings-Komponenten. In den letzten Jahren wurden in diesem Bereich viele neue Methoden entwickelt:

  • Intervall-Ausdauertraining: Kurze intensive Trainingsphasen wechseln sich mit längeren, weniger intensiven Phasen ab. Daher ist dieses Sportprogramm auch für schwerkranke Patienten geeignet.
  • Ganzkörpervibrationsmuskeltraining: Die Betroffenen stehen auf einer vibrierenden Metallplatte. Dadurch wird vor allem die Beinmuskulatur reflektorisch angespannt.
  • Neuromuskuläre Elektrostimulation: Auf den Muskeln (i. d. R. auf die Oberschenkel) der Betroffenen werden Elektroden aufgeklebt. Hierdurch werden die Muskeln direkt elektrisch stimuliert, wodurch dieser trainiert wird. Angewendet wird die neuromuskuläre Elektrostimulation bei Patienten mit starker Belastungsatemnot, die ein normales Training nicht oder nur schlecht durchführen können.
  • Inspirationsmuskeltraining: Betroffene atmen gegen einen Widerstand ein, wodurch das das Zwerchfell trainiert wird und so die Belastungsatemnot reduziert werden kann. Der Widerstand wird dabei individuell an den Betroffenen angepasst.
  • Patientenschulung

    Ziel der Patientenschulung ist es, die Betroffenen zu Experten im Umgang mit ihrer chronischen Erkrankung zu machen, wodurch sich der Krankheitsverlauf und die Lebensqualität verbessern können. In der Patientenschulung werden Themen wie die Krankheitslehre, die medikamentöse und nichtmedikamentöse Therapie (z. B. körperliches Training sowie Atem- und Hustentechniken), die verschiedenen Hilfsmittel (z. B. das Symptomtagebuch, das Peak-Flow-Meter) sowie besondere Behandlungsformen (z. B. Sauerstoff-Langzeittherapie, Operationen, Heimbeatmung) behandelt. Betroffene üben zudem die korrekte Inhalationstechnik ein und erfahren, wie man Bronchialinfekten vorbeugt, erkennt und behandelt, wie man sich bei einem Atemnotanfall verhält. In einigen Rehakliniken werden zusätzlich spezielle Schulungen für Patienten mit einer Sauerstoff-Langzeittherapie, einer nächtlichen außerklinischen Beatmungstherapie oder einer Schlafapnoe angeboten.

    (Atem-)Physiotherapie, Krankengymnastik

    Der Betroffene soll vor allem atemerleichternden Techniken in Ruhe und bei körperlicher Belastung erlernen. Beispiele hierfür sind die Lippenbremse, atemerleichternde Körperhaltungen wie Päckchensitz, Torwartstellung oder Kutschersitz sowie verschiedene Hustentechniken. Bei schwerkranken Patienten ist ein gezieltes „Geh- und Treppensteigtraining“ sehr wichtig. Hier üben die Patienten, die erlernten Techniken in Belastungssituationen des Alltags anzuwenden. Menschen mit Atemwegserkrankungen profitieren zudem von einer krankengymnastischen Husten- und Atemschulung. Denn Schwierigkeiten beim Abhusten führen bei vielen Betroffenen zu einer Verschlechterung der Lebensqualität. Im Einzelfall kann es auch wichtig sein, die Patienten mit Hilfsmitteln zu versorgen und den Umgang mit diesen zu üben (z. B. Rollatortraining).

    Ernährungsberatung

    Viele Patienten mit fortgeschrittenen Atemwegserkrankungen leiden unter einer stark verminderten Körpermuskelmasse. Die Folge ist eine eingeschränkte Belastbarkeit. Aber auch bei normal- und übergewichtigen Atemwegserkrankten kann die Körpermuskelmasse verringert sein. Daher gehört deren Messung zur Routinediagnostik der Rehabilitation. Ergeben sich Auffälligkeiten, erhalten die Betroffenen eine spezialisierte Ernährungsberatung und ggf. eine hochkalorische Ernährung. Die Mahlzeiten sollten öfters und in kleinen Portionen eingenommen und mit körperlichem Training sinnvoll ergänzt werden.

    Sozial- und Berufsberatung

    Hierzu zählen z. B. die Einleitung von Umschulungen oder – insbesondere für ältere Patienten – auch das Stellen von Anträgen auf Pflegebedürftigkeit, Schwerbehinderung, Hilfsmittelversorgung sowie die Beratung über soziale Dienste. Für Menschen, die stark in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind, können auch Hilfsmittelberatung und -training empfehlenswert sein. So können z. B. Rollatoren die Mobilität erhöhen oder ein verlängerter Schuhlöffel das Anziehen erleichtern.

    Tabakentwöhnung und psychologische Hilfen

    Um Betroffenen den Rauchverzicht zu erleichtern, stehen während einer Rehabilitationsmaßnahme verschiedene Hilfen wie z. B. eine Nikotinersatztherapie oder verhaltenstherapeutischer Programme zur Verfügung. Zudem besteht in vielen Kliniken ein Rauchverbot. Auch psychische Probleme wie Depression, Angst und Panik können in den Rehabilitationseinrichtungen behandelt werden. Hierfür stehen verschiedene psychologische, psychotherapeutische sowie medikamentöse Hilfen zur Verfügung.

    Knochenschutz

    Häufig leiden Menschen mit fortgeschrittenen Lungenerkrankungen an Osteoporose (Knochenschwund). Begünstigt wird diese durch Bewegungsmangel, hormonelle Faktoren, Kortison in Tablettenform (orale Steroidtherapie) sowie durch Rauchen. Eine Messung der Knochendichte sowie Maßnahmen zum Schutz der Knochen sind daher wichtig.

    Dauer der pneumologischen Rehabilitation

    Rehabilitationsmaßnahmen dauern in der Regel drei Wochen. In den Leitlinien der American Thoracic Society und der European Respiratory Society wird empfohlen, dass pro Woche mindestens drei Trainingseinheiten und insgesamt mindestens 20 meist einstündige Einheiten stattfinden sollten. Die Wirksamkeit einer pneumologischen Rehabilitation hängt dabei von der Dauer ab.

    Quellen:
    COPD und Asthma 2/2019
    COPD und Asthma 1/2016

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