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Schlafapnoe

„Apnoe“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „ohne Atmung“. Während des Schlafes kommt es zu Atemaussetzern. Dauern die Atemaussetzer länger als 10 Sekunden, spricht man von einer Schlafapnoe.

Schlafapnoe
© iStock - grandriver

Entstehung einer Schlafapnoe

Die Entspannung der ringförmigen Muskulatur um die oberen Atemwege während des Schlafs führt zu der häufigsten Form des Schlafapnoe-Syndroms, dem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom. Hier verlagert sich durch die Muskelentspannung des weichen Gaumens die Zunge in den Rachen zurück und führt zu einer Engstellung des Rachenraumes. Dadurch wird die Atmung unmöglich und ein Atemaussetzer (Atemstillstand) resultiert. Es folgt ein tiefer Atemzug, der zum Öffnen der Atemwege und einem lauten Schnarchton führt.

In der Regel tritt Schlafapnoe insbesondere bei Dauerschnarchern und Menschen mit extremem Übergewicht (Adipositas) auf. Das Übergewicht behindert möglicherweise Atem- und Herzaktionen. Inwiefern Übergewicht zum Apnoesyndrom beiträgt oder ob infolge der Schlafapnoe durch veränderte Gehirnfunktionen der Betroffenen ein gestörtes Essverhalten folgt, ist bisher ungeklärt.

Auch Alkohol führt zu einer Entspannung der Atemmuskulatur. Ebenso sind Schlafmittel als Risikofaktoren für eine Schlafapnoe zu nennen. Nikotin und Essen vor dem Schlafengehen tragen ferner zu einer erschwerten Atmung bei.

Zu den Ursachen für eine obstruktive Schlafapnoe gehören darüber hinaus allergische Reaktionen, die die oberen Atemwege während des Schlafs so stark verengen, dass sich die Sauerstoffzufuhr des Körpers verringert. Aber auch Veränderungen im Rachenraum, z. B. Fettablagerungen als Folge von Übergewicht sowie die Einnahme verschiedener Medikamente (etwa Antihistaminika) können die Entstehung einer Schlafapnoe begünstigen.

Für die zentrale Schlafapnoe ist eine Störung im zentralen Nervensystem (ZNS) ursächlich, aufgrund derer die Steuerung der Atemmuskulatur durch das Gehirn nicht genügend funktioniert.

Indizien: Schnarchen, Atemaussetzer und Tagesmüdigkeit

Die Anzeichen für eine Schlafapnoe erkennen häufig zunächst die Lebenspartner der Betroffenen. Denn zu den charakteristischen Symptomen gehört i. d. R. lautes Schnarchen, gefolgt von z. T. langen Atempausen und plötzlichem Nach-Luft-Schnappen, das oft mit einer kurzen Aufwachreaktion der Betroffenen einhergeht. Letztere nehmen Betroffene jedoch häufig nicht bewusst wahr. Da der Schlaf durch die Unterbrechungen anhaltend gestört ist, fühlen sich Menschen mit Schlafapnoe tagsüber i. d. R. ausgesprochen müde, z. T. schlafen sie insbesondere bei monotonen Aufgaben kurzzeitig ein (sog. Sekundenschlaf). Weitere Indizien, die auf eine Schlafapnoe hindeuten können, sind depressive Verstimmungen bis hin zur Depression, Kopfschmerzen, eine Abnahme der Leistungsfähigkeit und ein gestörtes Allgemeinbefinden. Folge einer Schlafapnoe sind in vielen Fällen Herz-Kreislauf-Probleme und auch Sodbrennen geht oft mit der Erkrankung einher. Schlafapnoe tritt nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern auf. Bei ihnen sind häufig vergrößerte Rachenmandeln die Ursache.

Folgen und Risiken für Patienten mit Schlafapnoe

Schwerwiegende Folgen aufgrund des Sauerstoffmangels und des gestörten Nachtschlafes können z. B. sein:

  • Bluthochdruck (Hypertonie), Herzrhythmusstörungen
  • Herzinfarkt, plötzlicher Herztod
  • Krankhaft vermehrte Bildung roter Blutkörperchen
  • Geldrollen, d. h., Zusammenkleben der roten Blutkörperchen (Erythrozyten)
  • Diabetes, Schilddrüsenkrankheit
  • Depression, Aggression
  • Azidose – umgangssprachlich: Übersäuerung des Blutes und des Gewebes
  • Libidoverlust, sowohl bei Männern als auch bei Frauen
  • Persönlichkeitsveränderung
  • Schwächung des Immunsystems und damit verbundene Anfälligkeit für andere Erkrankungen
  • Verkürzte Lebenserwartung
  • Die dauerhafte Unterversorgung mit Sauerstoff kann bei unbehandelter Schlafapnoe zu erheblichen Folgeerkrankungen und im schlimmsten Fall zum Tode führen. Eine irreversible Schädigung von Herz, Kreislauf und Gehirn kann durch Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder einen Schlaganfall verursacht werden. Das Unfallrisiko nimmt sowohl am Arbeitsplatz, als auch im Straßenverkehr stark zu. Durch die Ausschüttung von Stresshormonen während des Schlafes haben Patienten mit Schlafapnoe ein gesteigertes Risiko für Diabetes.

    Zudem kommen koreanische Forscher im Rahmen einer Studie zu dem Ergebnis, dass Atemaussetzer während des Schlafes – wie sie bei Schlafapnoe auftreten – möglicherweise zum Verlust von Hirnsubstanz führen. Die Forscher stellten fest, dass bei den Männern, die nächtliche Atemstillstände hatten, die Hirnsubstanz in verschiedenen Regionen reduziert war. Grundsätzlich sei noch zu klären, ob die veränderte Hirnsubstanz tatsächlich Folge oder Auslöser der Atemstörung sei.

    Schlafapnoe bei Kindern

    Beinahe 2% aller deutschen Kinder leiden nach dem Robert Koch-Institut (RKI) an obstruktiver Schlafapnoe, die durch einen Verschluss der Atemwege gekennzeichnet ist. Ca. 7% aller deutschen Kinder schnarchen.

    Gerade im Vorschulalter und Schulalter erschweren nach dem Robert Koch-Institut (RKI) vergrößerte Rachen- und Gaumenmandeln die Atmung im Schlaf derart, dass der Schlaf für die betroffenen Kinder keine Erholungsfunktion mehr hat. Eine kindliche Schlafapnoe liegt vor. „Schlafdefizit und Schlafstörungen können Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizite bedingen oder verstärken“, so das RKI.

    Im ersten Lebenshalbjahr bedroht jüngere Säuglinge infolge einer Neigung zur Fehlregulation der Atmung durch die Gefahr des Atemstillstandes der plötzliche Kindstod (Sudden Infant Death Syndrome, SIDS).

    Die Frühgeborenen-Apnoe, die bei vielen Säuglingen, die vor der 34. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, diagnostiziert wird, ist eine zentrale Schlafapnoe. Man geht davon aus, dass die mindestens fünf Sekunden aussetzende Atmung durch eine noch unvollständige Ausbildung des Atemzentrums im Gehirn zu begründen ist. Das Atemzentrum kontrolliert die Atmung. Legt man die Kinder auf den Rücken oder die Seite und hält Kopf oder Nacken des Säuglings gestreckt, kann man einer Blockade der Atemwege vorbeugen.

    Bei Kindern mit Schlafapnoe werden laut der Charité häufig Übergewicht und vergrößerte Mandeln oder Polypen festgestellt. Kinder mit dem Schlafapnoe-Syndrom schnarchen, können schlecht Luft holen und leiden unter unruhigem Schlaf. Bei Schnarchen im Kindesalter sollte unbedingt ein Arzt hinzugezogen werden. Gesunder Schlaf sollte den betroffenen Kindern nicht dauerhaft fehlen.

    Obstruktive Schlafapnoe fördernde Faktoren

    Bei dem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom erschlafft die Schlundmuskulatur im Schlaf und dadurch verengen sich die oberen Atemwege. Der dann folgende Sauerstoffmangel führt über den daraus resultierenden Kohlendioxidanstieg zu einem deutlich verlangsamten Puls und einer gesteigerten Herzfrequenz – Herzrasen entsteht. Im Gehirn kommt es durch den Kohlendioxidanstieg zu einer Steigerung des Atemantriebs und in der Folge zu Hyperventilationserscheinungen, wie z. B. schnellen Atemzügen oder Hechelatmung und zur Öffnung der Atemwege. Gleichzeitig steigt die Herzfrequenz, um den fehlenden Sauerstoff zu ersetzen.

    Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom wird zum Beispiel ungünstig beeinflusst durch

  • Negativen Stress – Experten sprechen von Distress
  • Medikamentenmissbrauch
  • Rauchen
  • Verstärktes Übergewicht (Adipositas)
  • Nasenpolypen
  • Vergrößerte Rachenmandeln
  • Rückenlage
  • Nach hinten fallenden Unterkiefer im Schlaf
  • Liegen gleichzeitig starkes Übergewicht (Adipositas), Schlafapnoe und eine Cor pulmonale vor – Reaktion des Herzens auf eine durch eine Lungenerkrankung ausgelöste Drucksteigerung im Lungenkreislauf, die sich durch eine Rechtsherzvergrößerung zeigt –, spricht man vom Pickwick-Syndrom. Dieses Syndrom ist nach einer Romanfigur von Charles Dickens benannt. Zum Teil leiden die erkrankten Menschen an erheblicher Schlafsucht.

    Komplikationen und Verlauf des Schlafapnoe-Syndroms

    Der zu geringe Sauerstoffgehalt im Blut lässt bei der Schlafapnoe die Gefäße in der Lunge enger werden und führt damit zu einer Erhöhung des Widerstands in der Lunge (der Arzt spricht vom pulmonalen Widerstand). Es kann somit zu einer Rechtsherzvergrößerung bzw. Rechtsherzschwäche kommen. Mediziner sprechen dann von einer Cor pulmonale. Dem Patienten fallen zunächst ein schneller Herzschlag und Atemnot auf. Weitere Folgen sind später eine Lebervergrößerung und Wasseransammlungen im Gewebe der Beine (Ödeme).

    Unabhängig von Alter, Gewicht und bestimmten Vorerkrankungen ist die Schlafapnoe aufgrund der Atemaussetzer während des Schlafes mit einem erhöhten Risiko für das Herz-Kreislaufsystem verbunden. Je mehr Atemstillstände pro Stunde vorliegen – gemessen mit dem Apnoe-Index AI –, desto gefährlicher ist die Schlafapnoe. Bei einem AI von über 20 ist bei unbehandeltem Schlafapnoe-Syndrom die Mortalitätsrate (Sterblichkeitsrate) deutlich erhöht. Nach dem Landesverband Schlafapnoe Thüringen versterben über einen Zeitraum von 10 Jahren (sog. 10-Jahres-Morbiditätsrate) bis zu 50% der Apnoe-Patienten. Auch die Häufung von Schlaganfällen und koronaren Herzkrankheiten (Krankheiten der Herzkranzgefäße) steigt nach dem Robert Koch-Institut.

    Das Schlafapnoe-Syndrom ist jedoch gut behandelbar und sollte bei einem Verdacht darauf frühzeitige Konsequenzen nach sich ziehen: Aufsuchen eines Arztes, Therapie der Schlafapnoe und entsprechende vorbeugende Maßnahmen treffen – Gewichtsabnahme bei vorhandenem Übergewicht, Alkohol- und Nikotinverzicht sowie Vermeiden schwerer Mahlzeiten vor dem Schlaf.

    Auch die Schlafhygiene wirkt sich positiv auf einen erholsamen Schlaf aus: Regelmäßige und ausreichende Schlafenszeiten, auf die Schlaflage achten (Seitenlage – notfalls Tennisball ins Kissen einnähen, um eine Lageveränderung in die Rückenlage zu verhindern).

    Birgit Lindner
    allergikus 1/2018

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