Vulvakrebs ist eher selten, er macht nur etwa 4 bis 5 Prozent aller Genitalkarzinome aus. Frauen, die von Vulvakrebs betroffen sind, leiden meist unter Tumoren an den großen Schamlippen, aber auch die kleineren Schamlippen und die Klitorisregion können betroffen sein.
Enzia Selka, erste Vorsitzende der Selbsthilfegruppe VulvaKarzinom e. V. erläutert, wie eine Vulvektomie die Sexualität verändert und welche Möglichkeiten ein rekonstruktiver Eingriff bietet.
Durch eine Vulvektomie kann es zu körperlichen Veränderungen sowohl im Aussehen als auch in der Funktionalität des Genitales kommen. Das wäre z. B. der Fall, wenn die Klitoris entfernt werden muss oder der Scheideneingang verengt wäre. Auch das veränderte Aussehen nach einer operativen Entfernung der Schamlippen könnte zur Folge haben, dass sexuelle Störungen unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Diese reichen von körperlichen Beschwerden beim Geschlechtsverkehr (z. B. Schmerzen und Gefühlsstörungen) bis hin zu einer Vermeidungshaltung sowie seelischen Problemen (z. B. Angst, Schlafstörungen, Depressionen etc.). Schlimmstenfalls kann es zum Verlust der Fähigkeit kommen, Sexualität ausleben zu können.
Leider wird das Thema Sexualität von Frauen und Ärzten häufig tabuisiert und ausgespart, denn es bestehen auf beiden Seiten oft sehr große Schamgefühle. Es gibt Ärzte mit einer sexualmedizinischen Ausbildung, mit denen Sie eventuelle Probleme oder Einschränkungen besprechen können. Behutsam könnten zusammen neue Formen des Austauschs von Körperlichkeit und Zärtlichkeit besprochen werden, damit nicht erste zaghafte Versuche in Versagensängsten oder Vermeidungsverhalten enden.
Manchmal ist es sinnvoll, den Partner in diese ärztliche Beratung mit einzubeziehen, aber auch zu Hause sollte offen über beiderseitige Ängste geredet werden. Das Wichtigste, um die Sexualität weiterhin ausüben zu können, ist jedoch eine Operation, die von einem Arzt mit Erfahrung in der Vulvakarzinom-Behandlung vorgenommen werden sollte, um die Funktionalität zu erhalten.
Plastisch-chirurgische Operationen sollten in einem gynäkologisch-onkologischen Krebszentrum mit Erfahrung im Bereich der Vulvakrebschirurgie durchgeführt werden. Hierzu könnte es notwendig sein, einen plastischen Chirurgen hinzuzuziehen; die Leitung des Eingriffes sollte auf jeden Fall ein Frauenarzt mit Erfahrung im Bereich der Vulvakrebsoperationen und gynäkologischen, genitalplastischen Operationen haben.
Quelle: Leben? Leben! 1/2011