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Stillen

Nach der Geburt des Babys ist die Frau in der Lage, das Kind mit ihrer Muttermilch aus der Brust durch das Stillen zu versorgen. Die Muttermilch enthält viele wichtige Nährstoffe, die für die Entwicklung des Neugeborenen wichtig sind.

Stillen
© iStock - Likoper

Stillen fördert Gesundheit von Baby und Mutter

Julia Afgan, erste Vorsitzende der La Leche Liga Deutschland (LLLD) erklärt im Interview, warum Stillen die Gesundheit von Mutter und Kind verbessert, die Bindung stärkt und wie Mütter Probleme in den Griff bekommen.

Frau Afgan, warum ist Stillen wichtig für das Kind?

Das Baby erhält ernährungsphysiologisch genau die Milch, die es für sein Wachstum braucht und die es am besten verträgt. Dazu schützt Stillen vor Mittelohrentzündungen, vor Erkrankungen der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes. Zudem zeigen sich Schutzwirkungen gegen Krebserkrankung im Kindesalter sowie gegen späteres Übergewicht. Das Saugen an der Brust statt an künstlichen Saugern reduziert das Risiko von Zahnfehlstellungen und Karies. Und das Stillen hat übrigens auch Auswirkungen auf die Frauengesundheit. Es fördert die Rückbildung der Gebärmutter und senkt das Risiko der Mutter, an Brust- oder Eierstockkrebs, Osteoporose, Übergewicht und Diabetes Typ 2 zu erkranken.

Was bedeutet es für die Mutter-Kind-Beziehung?

Über das Stillen hat die Mutter die Möglichkeit, schnell auf die Bedürfnisse ihres Kindes nach Nahrung und Beruhigung zu reagieren. Das zeitaufwendige Zubereiten von Ersatznahrung sowie das Reinigen aller Gerätschaften entfallen. Während des Stillens schenkt eine Mutter ihrem Kind immer auch Nähe und Körperkontakt. Über diesen häufigen und engen Kontakt lernen Mutter und Kind einander kennen und vertrauen. Beim Stillen schüttet die Mutter außerdem Oxytocin aus, unser sogenanntes Bindungs- und Liebeshormon. Es ist Basis für den Beziehungsaufbau. Zugleich sorgt es für ein gewisses Quantum an Gelassenheit und reduziert Stress. Auch das Baby schüttet während des Stillens Oxytocin aus, es entspannt sich und schläft nach dem Stillen häufig ein.

Wer kann Müttern bei Problemen zur Seite stehen?

Hat eine Frau Probleme oder vielleicht auch zunächst nur Fragen oder Unsicherheiten, helfen ihr die Nachsorgehebamme und ausgebildete Stillberaterinnen weiter. Ausgebildete Stillberaterinnen sind entweder ehrenamtlich für La Leche Liga Deutschland bzw. die Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen tätig oder sie arbeiten als zertifizierte Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC. Bei Fragen rund um die Kindergesundheit sind Kinderärzte zuständig, bei Fragen zur Frauengesundheit Gynäkologen.

Was können Stillende tun, wenn nicht genug Milch kommt?

Die Mutter sollte am besten direkt fachliche Hilfe einholen. Zunächst müssen die Ursachen gefunden werden, z. B. ob das Kind richtig angelegt ist und effektiv saugen kann, ob die Mutter genug Ruhe hat und das Kind häufig genug angelegt ist oder ob es vielleicht ein anatomisches oder physiologisches Problem vonseiten der Mutter oder des Kindes gibt. Je nach Ursache können dann die passenden hilfreichen Maßnahmen eingeleitet werden.

Worauf sollten stillende Mütter bei der Ernährung achten?

Die stillende Mutter darf alles essen, was sie möchte. Es gibt keine verbotenen Lebensmittel, auch wenn es überall zu lesen ist. Blähende Wirkungen von z. B. Hülsenfrüchten oder Zwiebeln entstehen lediglich im mütterlichen Darm, aber niemals in der Brust, denn dort befinden sich keinerlei Darmgase. Eine stillende Mutter kann daher ganz entspannt nach eigenem Hungergefühl und mit Genuss essen. Die grundlegende Zusammensetzung der Muttermilch ist unabhängig von der Ernährung der Mutter. Das Kind ist gut versorgt, wenn die Mutter sich ganz normal ausgewogen ernährt und bei Fetten darauf achtet, hochwertige Fette wie z. B. Raps-, Oliven – oder Leinöl zu verwenden. Es macht auch keinen Sinn, über das eigene Durstgefühl hinaus zu trinken. Den Mehrbedarf an Flüssigkeit reguliert der Körper von allein, indem die stillende Mutter Durst spürt.

Welche Medikamente sind in der Stillzeit erlaubt?

Für Medikationen in der Stillzeit ist das Internetportal embryotox die richtige Informationsstelle. Diese Informationen sind wesentlich differenzierter als die in den Packungsbeilagen üblichen verallgemeinerten Warnhinweise. Es gibt nur ganz wenige Ausnahmefälle, in denen tatsächlich eine Stillpause oder ein Abstillen notwendig wird.

Wie oft sollte das Baby gestillt werden?

Es ist ganz normal, dass ein Neugeborenes etwa zehn bis zwölf Mal in 24 Stunden trinken möchte. Es braucht keine festen Trinkabstände oder bestimmte Uhrzeiten, zu denen es trinken darf oder sollte. Ein gesundes Neugeborenes kann sein Hunger- und Sättigungsgefühl sehr gut allein regulieren. Es kann ohne Einschränkung immer dann angelegt werden, wenn es möchte, und so lange saugen wie es mag.

Was tun, wenn es mit dem Stillen nicht klappt?

Wenn eine Mutter auch nach ausgiebiger Beratung und Hilfe nicht stillen kann, so hat sie vielleicht die Möglichkeit zum Teilstillen. Mütter stillen ihr Kind soweit es geht und füttern es zusätzlich mit der Flasche. Ist kein Teilstillen möglich oder möchte bzw. kann die Mütter aus unterschiedlichen Gründen nicht stillen, steht ihr Muttermilchersatznahrung zur Verfügung. Sie kann das Flaschefüttern so stillähnlich wie möglich gestalten: Beide machen es sich gemütlich, kuscheln sich in eine ruhige Ecke, haben engen Körper- und Blickkontakt.

La Leche Liga Deutschland e. V.
Dörriesstr. 2
53894 Mechernich
E-Mail: info@lalecheliga.de

Quelle: Deutsches Magazin für Frauengesundheit 1/2019

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