Krebs ist eine vielschichtige Krankheit. Man versteht darunter jede Veränderung eines Gewebes, bei der die Zellen sozusagen ihre Differenzierung verlieren und daher autonom, also selbstständig wachsen können.
Die Protonentherapie gehört zu den neueren Verfahren in der Strahlentherapie bei Krebs. Doch was steckt dahinter – und welche Vorteile kann sie bringen?
Übliche Verfahren in der Strahlentherapie nutzen Elektronen und Photonen, um den Tumor zu bekämpfen. Die Protonentherapie gehört hingegen zu der sog. Partikeltherapie – Protonen sind positiv geladene Ionen, die nach Angabe der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) eine andere „Flugkurve“ haben als die Photonen. Letztere verlieren bei der Bestrahlung an Geschwindigkeit, die Protonen können hingegen eine gleichbleibend hohe Geschwindigkeit bis zum Tumor aufrechterhalten. Im Tumor stoppen sie dann abrupt und bekämpfen diesen dann, in dem sie ihre Energie abgeben.
Hier liegt auch der Vorteil der Protonentherapie: Das Gewebe um den Tumor herum, wird nicht mit angegriffen – die Strahlenbelastung tendiert laut DKG gegen null. Dies macht vor allem dann Sinn, wenn um den Tumor herum sehr empfindliches Gewebe liegt: z. B. bei Aderhautmelanomen am Auge, bei Tumoren an der Schädelbasis oder bei Kopf-Hals-Tumoren in der Nähe der Speicheldrüse bzw. bei Speicheldrüsentumoren. Darüber hinaus sind Protonen noch aggressiver, bekämpfen den Tumor also wirkungsvoller.
Laut der DKG kann die Protonentherapie auch dann erfolgversprechend sein, wenn Tumoren auf die übliche Radiotherapie nicht mehr ansprechen, wie Untersuchungen ergebenen haben. Einsatzmöglichkeiten könnten hierbei Knochentumoren der Wirbelsäule, des Beckens oder der Leber sein.
Der Nachteil der Protonentherapie: Sie ist meist teuer, erfordert vergleichsweise viel Personal und ist aufwendiger. Daher gibt es nur wenige Standorte in Deutschland, die die Protonentherapie anbieten, dies laut DKG auch fast ausschließlich in Forschungsanlagen und eingebettet in wissenschaftliche Studien, weniger in Kliniken. Zudem, so betont der Krebsinformationsdienst, gibt es viele Krebspatienten, bei denen die klassische Strahlentherapie ausreicht oder sogar besser geeignet sein kann.
Standorte für die Protonentherapie sind in Essen, Heidelberg und Berlin. In Dresden soll demnächst ebenfalls eine Anlage in Betrieb genommen werden. Wie das Dresdener Uniklinikum mitteilte, soll im Herbst die Patientenversorgung im Rahmen von wissenschaftlichen Projekten starten.
Quelle: Befund Krebs 4/2014