Neurodermitis ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung, die von einem starken Juckreiz und trockener Haut gekennzeichnet ist. Auf der Haut entstehen rote, entzündliche, schuppende Ekzeme, die gelegentlich auch nässen.
Die Behandlung der Neurodermitis richtet sich nach dem Schweregrad der Hautprobleme. Da die Neurodermitis i. d. R. in Schüben verläuft, kann sich die Therapie immer wieder ändern. In Zeiten, in denen die Haut trocken, aber ekzemfrei ist, ist nur eine sog. Basistherapie oder Basispflege notwendig, bei dauerhaften, schwer ausgeprägten Ekzemen ist zudem u. U. die Einnahme von Medikamenten sinnvoll, die Einfluss auf das Immunsystem nehmen (sog. immunmodulierende Medikamente).
Da der Hautzustand während der Behandlung in regelmäßigen Abständen neu beurteilt und die Therapie ggf. angepasst werden muss, sprechen Mediziner auch von einer Stufentherapie der Neurodermitis.
Die Haut muss bei Neurodermitis stets gepflegt werden; auch in Zeiten, in denen keine Beschwerden auftreten. Sie ist i. d. R. recht trocken, weshalb ihr regelmäßig Fett von außen zugeführt werden muss, um Ekzemen und anderen Hautveränderungen vorzubeugen. Die Basispflege besteht in dem bei Bedarf mehrfach täglichen Eincremen der Haut mit einer Creme oder Salbe, wobei bei sehr trockener Haut Wasser-in-Öl-Emulsionen, also fette Salbengrundlagen sinnvoll sind, bei weniger trockener Haut eher Öl-in-Wasser-Emulsionen, also feuchtere Cremes. Stoffe, die die Haut reizen können (z. B. Duft- und Konservierungsstoffe), sind als Cremezusatz tabu. Die Haut vieler Betroffener profitiert jedoch davon, wenn das Basispflegeprodukt Harnstoff (UREA) enthält. Bei Kindern unter fünf Jahren sollten harnstoffhaltige Cremes besser nicht verwendet werden, da sie die ohnehin empfindliche Haut zusätzlich reizen können.
In Stufe 2 der Neurodermitis zeigen sich auf der Haut leichte Ekzeme. Die Behandlung besteht darin, die Basistherapie weiterzuführen und zudem die Haut bzw. die betroffenen Hautstellen einmal täglich mit einer Creme zu behandeln, die weniger stark wirksame Glukokortikosteroide (zu denen auch das Kortison zählt) enthält. Allerdings sollte diese Behandlung wegen möglicher Nebenwirkungen (z. B. einem Dünnerwerden der Haut) nur über einen begrenzten Zeitraum durchgeführt werden – bis die Haut sich wieder erholt hat. Können Glukokortikosteroide z. B. aus Unverträglichkeit nicht eingesetzt werden, sollten die betroffenen Hautstellen mit einem Produkt behandelt werden, das sog. Calcineurininhibitoren enthält, die Entzündungen entgegenwirken. Diese können i. d. R. ab einem Alter von drei Jahren eingesetzt werden, bei Abwägung von Nutzen und Risiken auch früher.
Auch in Stufe 3 der Neurodermitis, die mit mittelschweren Ekzemen einhergeht, kommt der Basispflege eine wichtige Stellung zu, nur werden jetzt stärkere Glukokortikosteroide eingesetzt. Diese können bei Bedarf auch mit Calcineurininhibitoren kombiniert werden. In Stufe 4, bei anhaltenden und schweren Ekzemen, kommen zusätzlich Medikamente zum Einnehmen zum Einsatz, die die Aktivität des Immunsystems unterdrücken. Das Mittel der Wahl ist für Erwachsene Ciclosporin A, wird dies nicht vertragen, können auch Azathioprin, Mycophenolatmofetil oder Methotrexat zum Einsatz kommen, wobei die drei letzten Wirkstoffe nicht offiziell zur Behandlung von Neurodermitis zugelassen sind (sog. off-label use). In weniger schweren Fällen kann der Arzt auch zeitweilig Glukokortikosteroide in Tablettenform verordnen.
Bei der Licht- oder Phototherapie erfolgt unter ärztlicher Aufsicht eine Bestrahlung mit ultraviolettem (UV) Licht, d. h. entweder mit UVA- oder UVB-Strahlen. Verstärkt werden kann die Wirkung der UV-Strahlen durch die Balneophototherapie mit PUVA. PUVA ist eine Psoralen-Lösung, die einem Bad zugesetzt wird und die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöht. Im Anschluss an das PUVA-Bad erfolgt eine Bestrahlung der Haut mit UVA-Strahlen. Die Lichttherapie hat sich vor allem bei schweren Formen der Neurodermitis als günstig erwiesen.
Eine Blutwäsche, IgE-Apherese oder selektive Immunadsorption genannt, ist ein relativ neues Verfahren, das bei schweren Formen der Neurodermitis zum Einsatz kommen kann. Kurz gesagt werden dabei Antikörper aus dem Blut herausgewaschen, die vermutlich zur Entstehung der Beschwerden beitragen. Dabei handelt es sich um eine recht aufwendige Therapie, da das Blut in Etappen aus dem Körper in ein Gerät gepumpt wird, das die Antikörper entfernt. Anschließend wird das gereinigte Blut in den Körper zurückgeleitet. Eine Blutwäsche dauert ca. vier Stunden, mehrere Behandlungen sind nötig. Die medizinischen Leitlinien zur Behandlung der Neurodermitis sehen dieses Therapieverfahren noch nicht vor, weshalb es bislang nur im Einzelfall eingesetzt wird.
Quelle: allergikus 4/2016