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Heroinabhängigkeit

In einer Heroinabhängigkeit befinden sich Menschen, die sowohl physisch als auch psychisch auf den Konsum von Heroin angewiesen sind. Bei Heroin handelt es sich um eine stark süchtig machende Droge aus der Gruppe der Opioide.

Heroinabhängigkeit
© iStock - Dmitrii Balabanov

Therapie einer Heroinabhängigkeit

Das wichtigste Element für eine erfolgreiche Therapie der Heroinabhängigkeit ist, dass die Konsumenten dies auch tatsächlich wollen. Doch auch wenn Menschen, die unter Heroinabhängigkeit leiden, dieser entsagen wollen, ist es für sie aufgrund der psychischen und physischen Entzugserscheinungen nicht einfach, „clean“ zu werden.

Welche Möglichkeiten der Therapie von Heroinabhängigkeit gibt es?

Es gibt unterschiedliche Methoden, um eine Heroinabhängigkeit zu therapieren. Die extremste Methode ist der „kalte Entzug“. Beim sogenannten „kalten Entzug“ versuchen die Konsumenten ohne ärztliche Hilfe vom Heroin loszukommen. Der kalte Entzug wird auch Totalentzug genannt, da hier die Konsumenten von jetzt auf gleich komplett auf Heroin verzichten und auch keine anderen abmildernden Medikamente zu sich nehmen. Der kalte Entzug ist nicht unbedingt die empfehlenswerteste Variante, um der Heroinabhängigkeit zu entsagen, da die hierbei auftretenden Entzugserscheinungen dramatische Ausmaße annehmen können.

Was bedeutet ein kalter Entzug für Menschen mit Heroinabhängigkeit?

Da die Konsumenten ihre gewohnte Dosis Heroin unvermittelt auf Null fahren, reagiert ihr Körper nach einiger Zeit mit heftigen Entzugserscheinungen. Zunächst fühlen sich die Konsumenten sehr schwach, es läuft ihnen eine wässrige Flüssigkeit aus Augen und Nase, sie beginnen zu zittern und gleichzeitig zu schwitzen. Danach fallen sie nicht selten in einen unruhigen Schlaf. Nach dem Erwachen sind die Pupillen sehr stark geweitet, die Augen tränen übermäßig, aus der Nase fließt eine schleimige Flüssigkeit. Die Haut der Betroffenen wird extrem kalt, eine starke Gänsehaut bildet sich. Dieser Zustand wird in den USA auch als „Cold Turkey“ bezeichnet.

Im weiteren Verlauf wird der Körper der Betroffenen von Krämpfen geschüttelt, was zu heftigem Erbrechen und Durchfall führt. Fast unerträgliche Gelenkschmerzen setzen ein. Zusätzlich setzt starker Schüttelfrost ein, den auch viele übergelegte Decken nicht mildern können. In ihren Zuckungen beginnen die Betroffenen unkontrolliert zu treten. Die Betroffenen kommen nicht zur Ruhe und werfen sich krampfartig hin und her. Nicht selten schreien sie ihre Schmerzen hinaus.

Dieser Anblick führt bei Anwesenden hin und wieder dazu, dass sie, um dem Leid ein Ende zu machen und weil sie um das Leben der Betroffenen fürchten, den Konsumenten doch wieder eine kleine Dosis Heroin verabreichen. Umso erstaunlicher ist die danach stattfindende Verwandlung. Alle Symptome sind auf einmal wie weggeblasen und aus dem personifizierten Elend werden wieder entspannte und nach einer Dusche wieder gepflegt aussehende Menschen, die jedoch zu ihrer Heroinabhängigkeit zurückgekehrt sind.

Kann eine langsame Reduktion der Dosis aus der Heroinabhängigkeit herausführen?

Eine weitere Methode der Therapie von Heroinabhängigkeit ist die allmähliche Senkung der Heroindosis in Eigenverantwortung.

Prinzipiell ist der Gedanke der langsamen Reduktion von Heroin gut, doch wären die Konsumenten zusätzlich zu ihrer bestehenden Heroinabhängigkeit weiterhin den negativen Einflüssen der Drogenszene ausgesetzt, wenn sie sich ihren Stoff dort besorgen müssten. Die langsame Reduktion der Heroindosis würde von den Konsumenten den sehr starken Willen erfordern, ihre Gewohnheiten auch ohne Änderung ihres Umfeldes zu ändern. Erfahrungsgemäß ist solch ein Vorgehen in der Regel zum Scheitern verurteilt und bietet keinen dauerhaften Weg aus der Heroinabhängigkeit.

Wie funktioniert die Substitutionstherapie bei Heroinabhängigkeit?

Erfolgreicher als die langsame Reduktion der Dosis in Eigenregie ist die Inanspruchnahme einer sogenannten Substitutionstherapie.

Die Substitutionstherapie oder auch Drogenersatztherapie wendet sich an Menschen, die unter sehr schwerer Heroinabhängigkeit leiden. Sie hat zum Ziel, durch die kontrollierte Gabe von Ersatzdrogen den Konsumenten zu ermöglichen „clean“ zu werden. Da Heroinabhängigkeit eine anerkannte Erkrankung darstellt, werden die notwendigen Maßnahmen im Rahmen einer Substitutionstherapie unter bestimmten Voraussetzungen von der gesetzlichen Krankenkasse getragen.

Die bekannteste Ersatzdroge stellt hier das Methadon dar. Es wird oral eingenommen und entfaltet die gleiche Wirkung wie Heroin, allerdings empfinden die Konsumenten bei der Einnahme nicht den für Heroin typischen „Kick“ oder „Flash“.

2009 hat der Deutsche Bundestag beschlossen, die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine Therapie von Schwerstopiatabhängigen mit Diamorphin (durch die Pharmaindustrie hergestelltes Heroin) zu schaffen. Hintergrund dieser Entscheidung war ein erfolgreicher Modellversuch des Bundesministeriums für Gesundheit in Zusammenarbeit mit den Ländern Hamburg, Hessen, Niedersachsen und NRW. Die in diesem Modellversuch ermittelten Erkenntnisse zeigten, dass bei Heroinabhängigkeit unter bestimmten Voraussetzungen eine Therapie mit künstlichem Heroin erfolgreicher ist, als eine Ersatztherapie mit Methadon. Die Therapie mit Diamorphin wendet sich an Konsumenten über 23 Jahre, die seit mindestens fünf Jahren sehr stark vom Heroin abhängig sind und bei denen bereits mindestens zwei Suchttherapien erfolglos waren. Darüber hinaus wird die Therapie mit Diamorphin von bestimmten Fachzentren durchgeführt.

Keine Substitutionstherapie ohne entsprechende psychosoziale Betreuung

Sowohl die Therapie von Heroinabhängigkeit mithilfe von Methadon als auch mithilfe von künstlichem Heroin findet ausschließlich in entsprechenden Programmen statt, die neben dem Ersatz von Heroin auch eine verhaltenspsychologische Betreuung bieten. Erfahrungsgemäß ist nämlich keine Therapie einer Heroinabhängigkeit erfolgreich, wenn nicht auch die Probleme der Konsumenten angegangen werden, die erst in die Sucht hineingeführt haben.

Hilfe durch Selbsthilfe

Gerade nach einer erfolgreichen Therapie der Heroinabhängigkeit fällt es den meisten ehemaligen Konsumenten dennoch schwer, dauerhaft „clean“ zu bleiben. Die Erinnerungen an die positiven Gefühle, die ihnen die Einnahme von Heroin verschafft hat, bleiben allgegenwärtig. Auch wenn die Betroffenen im Rahmen einer Substitutionstherapie an ihrem Verhalten gearbeitet haben und ihnen durchaus klar ist, welches Verhalten sie in die Heroinabhängigkeit geführt hat, so ist das dauerhafte „Standhaftbleiben“ häufig sehr schwer. Hierbei können Selbsthilfegruppen wertvolle Hilfe leisten, gerade in der Zeit nach der Therapie. Durch das Gespräch mit anderen Betroffenen und den Erfahrungsaustausch können sich die Betroffenen gegenseitig eine Stütze sein.

Melissa Seitz

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