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Lungenkrebs

Unter Lungenkrebs – geläufig ist auch der Begriff Bronchialkarzinom – versteht man die Neubildung bösartiger Zellen (maligne Neoplasie) im Lungengewebe bzw. in den unteren Atemwegen (Bronchien oder Bronchiolen).

Lungenkrebs
© iStock - utah778

Therapieansätze bei Lungenkrebs

Weltweit ist Lungenkrebs die häufigste und am häufigsten zum Tode führende Krebsursache. Jedes Jahr erkranken in Deutschland ca. 18.000 Frauen neu an Lungenkrebs.

Hauptauslöser für Lungenkrebs ist Rauchen. Je mehr Zigaretten im Laufe eines Lebens geraucht wurden, desto größer ist das Risiko für Lungenkrebs. Dabei sind auch individuelle Faktoren zu berücksichtigen. Um die Dosis der konsumierten Zigaretten abzuschätzen, wurde eine allgemeingültige Einheit gefunden, das Packungsjahr. Aufgrund der uneinheitlichen Packungsgrößen rechnet man 20 Zigaretten täglich einem Packungsjahr zu. Das bedeutet dann, dass ein Raucher der zehn Jahre lang täglich 20 Zigaretten geraucht hat, eine Rauchdosis von zehn Packungsjahren erworben hat.

Fast alle Patientinnen mit Lungenkrebs waren oder sind Raucher

Das Risiko für viele Krankheiten darunter Lungenkrebs steigt sowohl mit der Dauer des Rauchens als auch mit der Dosis. Weniger relevant sind verschiedene berufsbedingte krebserregende Stoffe, darunter vor allem Asbest und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Ein Einfluss sonstiger Umweltbelastungen ist vermutlich vorhanden, das Ausmaß ist jedoch noch Gegenstand der Forschung. Gleiches gilt für den Einfluss genetischer Faktoren. „Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass neun von zehn Lungenkrebspatienten geraucht haben“, bemerkt Dr. Jutta Kappes, Universitätsklinik Heidelberg.

Eine etablierte Früherkennungsuntersuchung gibt es bisher nicht. In Studien erwiesen sich viele Untersuchungen als zu ungenau, mit zu hohem Anteil an übersehenen Lungentumoren. Andere in Studien geprüfte Verfahren sind zwar empfindlich, lösen jedoch häufig falschen Krebsverdacht und belastende Untersuchungen aus. Dennoch könnte für Risikogruppen wie langjährige Raucher oder Menschen mit beruflichem Risiko durch sog. low dose CT-Thoraxuntersuchungen Lungenkrebs früher erkannt werden. Letztendlich kann diese CT-Untersuchung nicht garantieren, dass ein Mensch tumorfrei ist, da einige Lungenkrebsarten sehr aggressiv sind, schnell wachsen und trotz wiederholter CT-Thoraxuntersuchungen im frühen Stadium nicht entdeckt werden, erläutert die Medizinerin.

Keine spezifischen Symptome

Tumoren in der Lunge lösen meist nur unspezifische Beschwerden aus. So kann etwa vermehrter Husten ein Hinweis auf Lungenkrebs sein. Da viele Raucher aber unter Husten leiden, nehmen sie dieses Symptom nicht als ein mögliches Warnsignal für eine Krebserkrankung wahr und gehen häufig erst dann zum Arzt, wenn Blut im Auswurf zu sehen ist. Daher sollte jeder Husten, der länger als sechs bis acht Wochen andauert, abgeklärt werden.

Tumoren in der Lunge werden in zwei Hauptgruppen eingeteilt. Das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom und das kleinzellige Bronchialkarzinom. Besonders bei dem sehr aggressiven kleinzelligen Bronchialkarzinom besteht ein hohes Risiko, dass sich bereits bei der Erstdiagnose Metastasen gebildet haben.

Operation im frühen Stadium von Lungenkrebs

I. d. R. werden die meisten Lungenkrebserkrankungen erst in einem fortgeschrittenen, also nicht mehr operablem Stadium erkannt. Nur bei rund 30 % der Patienten ist die Erkrankung bei der Diagnose noch in einem frühen Stadium, d. h., der Tumor ist lokal begrenzt. Ist dies der Fall, ist eine Operation die Therapie der Wahl und die wichtigste Behandlung von Lungenkrebs, die mit dem Ziel der Heilung eingesetzt werden kann. Je nach endgültigem Tumorstadium wird zusätzlich eine Chemotherapie und/oder eine Bestrahlung erforderlich. „Neben der örtlichen Begrenzung des Tumors muss der Gesundheitszustand des Patienten aber auch eine Operation zulassen“, gibt Dr. Kappes zu bedenken.

Im Rahmen der Operation werden der Tumor und der betroffene Lungenlappen mit den dazugehörigen Lymphknoten entfernt. Die Lunge besitzt rechts drei Lungenlappen und links zwei Lungenlappen. Je nach Ausdehnung kann es auch notwendig werden, eine komplette Lungenhälfte zu entfernen. Jede Operation an der Lunge setzt voraus, dass ausreichend gute Herz-Lungen-Funktionswerte vorliegen. Da Lungenkrebs häufig eine Folge des Rauchens ist, leiden viele Betroffene bereits unter einer chronisch-obstruktiven Bronchitis (COPD), Lungenemphysem, koronare Herzerkrankung oder Gefäßerkrankungen und sind deshalb körperlich nicht in der Lage, eine Operation zu überstehen. Das Risiko und den Nutzen für die Operation im Vorfeld zu überprüfen, ist Aufgabe der behandelnden Ärzte.

Nach der Operation ist es wichtig, eine gute Schmerzkontrolle und eine suffiziente Atemtherapie aktiv durchzuführen. Sechs Wochen nach der Operation sind ein angepasstes körperliches Training z. B. Nordic Walking sowie Dehnungsübungen zu empfehlen, um Verwachsungen des Rippenfells und mögliche schmerzhafte Schrumpfungen des Zwischenrippenraums zu vermeiden.

Chemotherapie zur Behandlung von Metastasen

Lungenkrebs im fortgeschritten Stadium, der bereits die Lymphknoten befallen oder Tochtergeschwülste in anderen Organen (Fernmetastasen) ausgebildet hat, ist in den meisten Fällen operativ nicht mehr behandelbar. In diesem Fall kommt eine Chemotherapie oder Chemotherapie mit Bestrahlung zum Einsatz, erklärt die Medizinerin. Medikamente, die im Rahmen einer Chemotherapie verabreicht werden, hemmen die Zellteilung im ganzen Körper und damit insbesondere das Wachstum der sich schnell teilenden Tumorzellen.

Tumoreigenschaften bekämpfen

Immer wichtiger werden sog. zielgerichtete Therapien, die zur Behandlung des Bronchialkarzinoms im fortgeschrittenen Stadium zum Einsatz kommen. Hier werden Substanzen eingesetzt, die sich ganz konkret gegen bestimmte Eigenschaften des Tumors richten.

Allerdings sind diese Therapien nicht für jeden Patienten geeignet. Damit Betroffene mit solch einer Therapie behandelt werden können, muss der Tumor ganz bestimmte Eigenschaften aufweisen. Um sicherzustellen, dass diese Therapieform anspricht, wird vorher die Gewebeprobe des Tumors auf sein Genprofil hin untersucht sog. onkogene Treibermutationen.

Dabei handelt es sich um Tumorgewebe-Mutationen, die für das Wachstum und die Vermehrung des Tumors verantwortlich sind. Die Therapie setzt dann an diesem Punkt an. Rund 15 % der Lungenkrebspatienten können damit behandelt werden. „I. d. R. verursachen diese Therapien weniger Nebenwirkungen als eine Chemotherapie, der Tumor spricht besser darauf an und die Patienten profitieren länger von dieser Behandlung. Dennoch sind auch hier Nebenwirkungen möglich, wie akneartige Ausschläge, Durchfälle oder schmerzhafte Risse an Händen und Füßen“, erklärt Dr. Kappes.

Immunabwehr ankurbeln

Darüber hinaus gibt es Patienten, für die eine Immuntherapie infrage kommt. Diese Therapieform ist ein neuer Hoffnungsträger bei Lungenkrebs. Übergeordnet kommen Antikörper zum Einsatz sog. Checkpoint-Hemmer, die in die Steuerung der Immunantwort gegen den Tumor eingreifen. Mithilfe dieser Therapie wird also die körpereigene Immunantwort gegen die Krebszellen aufrechterhalten, der Körper wird somit unterstützt, den Tumor selbst zu bekämpfen.

Diese Therapie wird bei Lungenkrebspatienten im metastasierten Tumorstadium eingesetzt, Nebenwirkungen sind aber auch hier möglich. Insbesondere sind auf überschießende Autoimmunreaktionen des Körpers zu achten und Patienten über mögliche Frühsymptome aufzuklären.

Welche Behandlung für welche Patientin die beste ist, ist somit eine schwierige Entscheidung, die viel Erfahrung voraussetzt. Im Idealfall wird die Therapie nach Diskussion in einer Expertenrunde, einem sog. Tumorboard festgelegt. In zertifizierten Lungenkrebszentren ist dies Standard.

Seit 2008 können sich Kliniken als Lungenkrebszentrum der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifizieren lassen. Das große Ziel ist dabei, die Prognose der Erkrankung Lungenkrebs zu verbessern und eine hohe Behandlungsexpertise durch definierte, leitliniengerechte Diagnostikabläufe und Therapiestandards herzustellen. Weiterhin muss die Möglichkeit, an Studien teilzunehmen, in jedem Zentrum vorgehalten werden.

Bisher werden ca. ein Drittel aller neu an Lungenkrebs erkrankten Patienten in einem Lungenkrebszentrum behandelt. Dr. Kappes rät: „Patienten sollten die Möglichkeit nutzen, sich eine Zweitmeinung in einem heimatnahen Lungenkrebszentrum einzuholen.“ Patienten profitieren vor allem davon, dass erfahrene Ärzte die häufig mit dem Krankheitsbild befasst sind, den Krankheitsverlauf, die Röntgenbilder, und, die Untersuchungsergebnisse besprechen und einen individuellen Therapievorschlag erarbeiten.

Quelle: Leben? Leben! 4/2017

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