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Tourette-Syndrom

Das Gilles-de-la-Tourette-Syndrom (GTS) oder kurz Tourette-Syndrom (TS) ist eine chronisch verlaufende neurologische Erkrankung. Das Tourette-Syndrom ist charakterisiert durch eine Kombination von motorischen und vokalen Tics.

Tourette Syndrom
© iStock - sdominick

Therapie des Tourette-Syndroms

Bisher ist es noch nicht gelungen, einen Wirkstoff zu entwickeln, der in der Lage ist, die beim Tourette-Syndrom auftretenden Tics verschwinden zu lassen und somit die Erkrankung zu heilen. Es gibt jedoch pharmakologische Substanzen und spezielle nichtmedikamentöse Verfahren, mit denen die Symptome gelindert werden können.

Insbesondere dann, wenn die Tics sehr ausgeprägt sind und sie die Tourette-Patienten in Alltagssituationen wie in Schule, Beruf oder bei Freizeitaktivitäten stark einschränken, kann eine ergänzende Therapie mit Medikamenten sinnvoll sein und die psychosoziale Belastung durch die Erkrankung verringern.

Pharmakotherapie mit D2-Blockern

Bei einem Medikament, das für die Behandlung von Tic-Störungen zugelassen ist, handelt es sich um den Dopamin-Rezeptor-Blocker (D2-Blocker) Haloperidol. Nervenzellen besitzen für das Andocken des Botenstoffes Dopamin mehrere verschiedene Rezeptoren. Einer davon ist der sog. D2-Rezeptor. D2-Blocker besetzen diesen Rezeptor und verhindern so, dass Dopamin andocken kann. Damit wird die Wirkung des Neurotransmitters an diesem Rezeptor unterbunden.

Inzwischen sind Mediziner dazu übergegangen, Haloperidol nicht mehr so häufig einzusetzen. Stattdessen werden andere Medikamente angewandt.

Ein weiterer Wirkstoff, der in Deutschland verwendet wird, ist Tiaprid. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen Gegenspieler (sog. Antagonist) des Dopamins, der den D2-Rezeptor blockiert. Neben Tiaprid können Risperidon, Pimozid und in einigen Fällen auch Methylphenidat zum Einsatz kommen. Dazu kann, v. a. wenn zu den Tics Zwangssymptome auftreten, ein Medikament eingesetzt werden, dass die Verfügbarkeit des Neurotransmitters Serotonin erhöht (z. B. ein Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, SSRI).

Kontrolle der Tics durch verhaltenstherapeutische Maßnahmen

Statt einer medikamentösen Therapie oder ergänzend zu dieser kann bei Patienten mit geringer Symptomatik die Häufigkeit und Intensität der Tics mit einer symptomzentrierten Verhaltenstherapie und einem Entspannungstraining reduziert werden. Zentraler Aspekt dieser Maßnahmen ist eine Kontrolle der motorischen und vokalen Tics durch den Patienten.

Zu diesen verhaltenstherapeutischen Strategien gehört u. a das sog. Habit-Reversal-Training, zu deutsch: Gewohnheits-Umkehr-Training. Mithilfe dieser Technik soll der Patient versuchen, statt des Tics eine andere Bewegung auszuführen oder den Tic umzuleiten. Grundlage dafür bildet ein Wahrnehmungstraining, mit dessen Hilfe die Selbstwahrnehmung verbessert werden kann. Zentraler Bestandteil ist die Übung motorisch inkompatibler Reaktionen, d. h. ein gezieltes Anspannen von Muskelgruppen, die der Bewegung entgegenwirken.

Inwieweit sich das Habit-Reversal-Training für die Tourette-Therapie als effektiv erweist, wurde u. a. an der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik Köln untersucht. Dabei wurden Kinder und Jugendliche mit Tourette-Syndrom im Alter zwischen 8 und 18 Jahren mit dem Habit-Reversal-Training behandelt.

Selbsthilfegruppen bieten Rückhalt und Erfahrungsaustausch

Der Anschluss an eine Selbsthilfegruppe z. B. der Tourette-Gesellschaft Deutschland e. V. kann Betroffenen mit Tourette-Syndrom oder anderen Tic-Störungen bzw. deren Angehörigen wertvolle Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung bieten. Selbsthilfegruppen erleichtern nicht nur den Kontakt zu anderen und den Austausch von Erfahrungen, sie unterstützen auch bei der Wahl eines spezialisierten Arztes oder bei schulischen Problemen.

Antje Habekuß

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