Krebs ist eine vielschichtige Krankheit. Man versteht darunter jede Veränderung eines Gewebes, bei der die Zellen sozusagen ihre Differenzierung verlieren und daher autonom, also selbstständig wachsen können.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist vielen Patientinnen oft eine Hilfe – nicht nur bei der Krebsbehandlung. Dr. Andrea Hellwig, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e. V. (AGTCM), erklärt, wie sie in der Krebstherapie eingesetzt wird und wie sie helfen kann, Nebenwirkungen wie Übelkeit zu lindern.
Wichtig für einen Verständniseinstieg in das medizinische System der Chinesichen Medizin ist zunächst, dass es sich hier um ein eigenständiges medizinisches und wissenschaftliches System handelt. Die theoretischen Grundlagen der Chinesichen Medizin unterscheiden sich deutlich von denen der Schulmedizin. Pathologie und Diagnostik erfolgen auf strengen theoriebasierten Prinzipien, die ein guter Therapeut über Jahre hinweg lernen muss und sollte. Grundsätzlich wird der Mensch als holistisches System (ganzheitlich) verstanden, das durch verschiedene theoretische Modelle erklärt wird. Diese sind u. a. (!) die 5-Elemente-Theorie, die Yin-Yang-Theorie oder die zang-fu-Theorie. Zeigen sich Krankheitssymptome, weist dies immer auf ein Ungleichgewicht verschiedener Faktoren im Körper sowie dem mentalen und psychischen System des Menschen hin. Dies gilt es, genau zu erklären und zu differenzieren und daraus eine adäquate Therapiestrategie abzuleiten.
Akupunktur, chinesische Arzneimitteltherapie, Tuina, chin. Diätetik, Qigong und Tai-Chi. Das Herz der Chinesischen Medizin stellt dabei die Arzneimitteltherapie dar.
In der ergänzenden (adjuvanten) Behandlung zu schulmedizinischen Therapien, in erster Linie zur Reduktion der Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie sowie Antikörpertherapie. Hier zeigen sich gute bis sehr gute Ergebnisse. Darüber hinaus werden keine offiziellen Empfehlungen ausgesprochen.
In erster Linie sollten hier Arzneimitteltherapie und Akupunktur eingesetzt werden. Ergänzende diätetische Maßnahmen und Qigong sind hilfreich.
Es gibt Forschungsergebnisse, die darauf hinweisen, dass bestimmte chinesische Arzneimittel das Wachstum von Tumorzellen hemmen. Bisher wird die Arzneimitteltherapie aber lediglich als adjuvante Therapie eingesetzt.
Die Arzneimittel werden sehr spezifisch und anhand der individuellen Symptomatik eingesetzt. Eine mögliche therapeutische Strategie in diesem Zusammenhang stellt sich wie folgt dar: Aus Sicht der Chinesischen Medizin verursachen Chemotherapeutika u. a. schwere toxische Hitze im Körper mit einer damit einhergehenden Schädigung des Yin. Die Nebenwirkungen zeigen sich daher beispielsweise in Beeinträchtigungen der normalen Schleimhautfunktionen, wie etwa Brennen der Schleimhäute, Zungenbrennen, schwere Verstopfung (Obstipation) etc. Zudem zeigen sich vielfach schwere Polyneuropathien, die aus Sicht der Chinesischen Medizin ebenfalls in diesen Zusammenhang gehören. Therapeutisch werden hier u. a. Yin nährende Substanzen eingesetzt, um der Schädigung des Yin entgegenzuwirken.
Bei der Akupunktur wird versucht, die energetischen Funktionsmechanismen zu regulieren und wieder herzustellen. So kann mithilfe der Akupunktur beispielsweise mit Chemotherapeutika oft einhergehende Übelkeit gelindert werden.
In der adjuvanten Behandlung schulmedizinischer Krebstherapie sollte ein Therapeut mit einer hohen Qualifikation für Arzneimitteltherapie und Akupunktur herangezogen werden und hier diejenigen Therapeuten mit höchstem Ausbildungsniveau. Diese Therapeuten können Heilpraktiker oder Ärzte sein.
Die Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin ist einer der ältesten Fachverbände für Chinesische Medizin in Deutschland. Sie ist Teil eines internationalen Netzwerkes und wichtiger Ansprechpartner für fachlichen und politischen Austausch zu klassischen und modernen Themen der Chinesischen Medizin. Experten dort raten:
Quelle: Leben? Leben!