Krebs ist eine vielschichtige Krankheit. Man versteht darunter jede Veränderung eines Gewebes, bei der die Zellen sozusagen ihre Differenzierung verlieren und daher autonom, also selbstständig wachsen können.
Diese Frage, soviel vorweg, lässt sich wahrscheinlich nicht allgemein beantworten. „Insgesamt gibt es bisher nur wenige Studien dazu, wie sich eine vegane Ernährung bei Krebs auswirkt“, heißt es in der Zeitschrift „einblick“ des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Während bei einer vegetarischen Ernährung, die in der Regel keine Schwierigkeiten mit der Nährstoffversorgung auftreten, kann eine vegane Ernährung zu Engpässen führen. So enthält etwa Kuhmilch viel Kalzium. Bei pflanzenbasierten Milchalternativen wie Mandel- oder Haferdrink sollte man genau auf die Inhaltsstoffe schauen und den Nährstoffgehalt vergleichen.
Das für die Knochengesundheit wichtige Mineral Kalzium lässt sich zwar gut über Mineralwasser aufnehmen, aber dazu ist es notwendig, sich gezielt ein kalziumreiches Wasser auszusuchen. Dazu zählen alle Mineralquellen, die mehr als 300 mg Kalzium/100 ml enthalten. Der Kalziumgehalt ist auf dem Flaschenetikett ausgewiesen.
Bei einigen veganen Lebensmitteln ist es aus anderen Gründen wichtig, genau auf die Inhaltsstoffe zu schauen: Soja enthält z. B. Stoffe, die eine hormonähnliche Wirkung haben. Das kann für Brustkrebspatientinnen mit hormonabhängigem Tumor von Bedeutung sein, da z. B. Östrogene das Wachstum von Brustkrebszellen fördern können.
Nach derzeitigem Wissensstand scheint es unbedenklich, moderate Mengen von etwa 1 bis 2 Portionen Soja pro Tag zu verzehren. 1 Portion entspricht z. B. einem Becher Sojamilch oder etwa 85 Gramm Tofu.
Bei Nahrungsergänzungsmitteln ist ebenfalls Vorsicht geboten: Die Einnahme sollte unbedingt mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten besprochen werden, da einige Präparate die Wirkung von Krebsmedikamenten beeinflussen können.
Hinzu kommt, dass Krebspatientinnen ein gesteigertes Risiko für Mangel- und Fehlernährung tragen, da sowohl die Erkrankung selbst als auch die Therapie den Eiweiß- und Nährstoffbedarf sowie den Kalorienbedarf erhöhen.
Vegane Ernährung wird im Zusammenhang mit der Vorbeugung von Krebserkrankungen oft sehr positiv bewertet. Zwar gibt es keine gute Datenlage, aber eine pflanzenbetonte Kost gehört zur Vorbeugung von Krebs.
Allerdings ist es ein Trugschluss, vegane Kost automatisch für „gesund“ zu halten. Viele vegane Fertigprodukte sind ebenso hoch verarbeitet und enthalten genauso viel Fett und Zucker wie konventionelle Fertigprodukte, warnt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.
Sie rät gesunden, vegan lebenden Personen, die Versorgung mit folgenden kritischen Nährstoffen regelmäßig überprüfen zu lassen: Vitamin B12, Kalzium, Eisen, Jod und Omega-3-Fettsäuren.
Bei bereits bestehender Krebserkrankung sieht die Mehrheit der Ernährungsfachleute die vegane Ernährung kritisch. „Es ist sehr schwer, allein durch pflanzliche Lebensmittel den erhöhten Eiweißbedarf zu decken. Der komplette Verzicht auf tierische Produkte geht zudem mit einer geringen Aufnahme an einigen wichtigen Nährstoffen wie Eisen, Zink, Vitamin B12, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren, Kalzium und Jod einher“, warnt z. B. der Krebsverband Baden-Württemberg in der Broschüre „Ernährung bei Krebserkrankungen“.
Quelle: Leben?Leben! 4/2023