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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Verbesserung des Wohnumfelds

Körperliche Beeinträchtigungen treten bei Menschen mit MS im Verlauf der Krankheit häufig auf. Koordinations- und Bewegungsstörungen können zu einem Problem werden, wenn das Wohnumfeld daran nicht angepasst ist. Deshalb sollten von MS Betroffene und ihre Angehörigen möglichst frühzeitig in der eigenen Wohnung Vorkehrungen treffen und Umbauten vornehmen, die das Leben bei Bedarf erleichtern. Werden diese wegen der MS nicht benötigt, umso besser.

Zur Barrierefreiheit einer Wohnung gehört nicht nur, dass sie mit einem Rollator oder einem Rollstuhl gut zu erreichen ist oder die Türen ausreichend breit sind, abhängig von der jeweiligen Beeinträchtigung kommt eine Vielzahl weiterer Anpassungen hinzu, die oft keine größeren baulichen Veränderungen erfordern, sondern leicht zu realisieren sind. Häufig sind es genau diese kleinen, kostengünstigen Anpassungen, die den Alltag sehr vereinfachen.

Hauseingang, Treppen, Türschwellen

Zu einer barrierefreien Wohnung gehört, dass auch Rollstuhlfahrer ohne die Hilfe anderer ins Haus gelangen. Treppen stellen dabei eine unüberwindliche Barriere dar. Ist der Hauseingang nur über eine Treppe zu erreichen, sollte man daher über den nachträglichen Einbau einer Rampe nachdenken. Fehlt dafür der Platz, kann eventuell ein Plattformlift für den Außenbereich an die Treppe gebaut werden. Wenn möglich sollte der Eingangsbereich zudem überdacht sein, damit auch bei Regen niemand nass wird, denn mit dem Rollator oder dem Rollstuhl dauert es u. U. länger, ins Haus zu kommen. Wichtig ist auch eine gute Beleuchtung. Helles Licht, das bei Bewegungen automatisch an- und nicht allzu schnell wieder ausgeht, gibt Sicherheit.

Die Haustür mit dem Schlüssel zu öffnen, kann bei MS z. B. aufgrund von Koordinationsstörungen oder aus dem Rollstuhl heraus ebenfalls schwierig sein. Hilfreich ist hier der Einbau einer Haustür, die sich durch einen sog. Transponderschlüssel öffnen lässt, der nur kurz berührt werden muss. Für Rollstuhlfahrer sollte die Haustür ausreichend breit (wenigstens 90 Zentimeter) und der Raum davor und dahinter groß genug sein, damit Rollstuhlfahrer genug Bewegungsfreiheit haben.

Liegt die Wohnung in einem höheren Stockwerk, muss sie über einen Fahrstuhl oder einen Treppenplattformlift zu erreichen sein, um auch den Rollator oder Rollstuhl nach oben zu befördern. Auf dem Weg in die Wohnung sollten sich keine Türschwellen oder weitere Hindernisse befinden, die einem Rollstuhlfahrer Probleme bereiten könnten. Lichtschalter und auch Briefkästen sollten in einer Höhe (ca. 85 cm vom Boden) angebracht sein, die vom Rollstuhl aus gut erreichbar sind. Der Bodenbelag im Hausflur und im Treppenhaus muss rutschfest sein. Falls es ein Treppenhaus gibt, sollten beide Seiten der Treppe einen Handlauf haben.

In der Wohnung

Eine barrierefreie Wohnung verfügt ebenfalls über ausreichend große Türen und niedrige Lichtschalter. Türschwellen sind Stolperfallen und sollten daher unbedingt entfernt werden. Mit etwas mehr Aufwand lassen sich auch Türen verbreitern. Doch u. U. ist das nicht nötig, z. B. wenn in der Wohnung ein anderer, schmalerer Rollstuhl genutzt wird oder der von MS Betroffene noch beweglich genug ist, um sich in der Wohnung selbstständig, z. B. mithilfe eines Stocks zu bewegen.

Wichtig ist ein barrierefreies Bad, etwa mit einer bodengleichen Dusche, die ausreichend groß ist, um darin im Sitzen zu duschen. Auch das Waschbecken sollte gut zu erreichen sein – es gibt Waschbeckenheber, die entweder auf Knopfdruck oder durch einen Hebel das Becken absenken und anheben, je nachdem, wer es gerade benutzt. Hat das Bad eine Badewanne statt einer Dusche, kann der Einbau eines Badewannenlifts u. U. nötig werden. Alle Badarmaturen sollten gut zugänglich und leicht zu bedienen und die Schränke in einer Höhe angebracht sein, die ihre Benutzung auch aus dem Sitzen erlaubt. Haltegriffe in der Dusche, am Waschbecken, am WC und der Badewanne sollten angebracht werden. Die Badezimmertür sollte nach außen aufgehen, sodass sie sich von außen öffnen lässt, sollte der Badbenutzer vor der Tür stürzen und sich nicht mehr aufrichten können. Zudem sollte sie sich von außen öffnen lassen, selbst wenn von innen abgeschlossen ist und der Schlüssel steckt.

Größere Umbauten zur Barrierefreiheit sind oft teuer. Bei einer Schwerbehinderung kommen u. U. die Träger der Rehabilitation (z. B. die gesetzliche Rentenversicherung), die Integrationsämter oder die gesetzliche Pflegeversicherung auf Antrag für die Kosten oder einen Teil davon auf. Bei bestehender Pflegebedürftigkeit kann bei der Pflegeversicherung ein Antrag auf Kostenübernahme gestellt werden. Ist ein Antragsteller auf die Kostenübernahme angewiesen, um den Umbau zu finanzieren, sollte er mit den Maßnahmen warten, bis die zuständige Stelle den Antrag bewilligt.

Kleinigkeiten, die das Leben erleichtern

Barrierefreiheit bedeutet auch, in der eigenen Wohnung keine Stolperfallen zu haben. Solche Stolperfallen sind z. B. Läufer, die wegrutschen können, hochstehende Teppichkanten oder Kabel, die auf dem Boden liegen. Zwischen den Möbeln muss ausreichend Platz sein, um sich mit dem Rollstuhl oder dem Rollator frei bewegen zu können. Spitze Ecken bei Tischen oder anderen Möbeln sind ungünstig, da man sich an ihnen leicht verletzen kann. Tische sollten ausreichend hoch sein, um auch mit dem Rollstuhl darunter zu fahren, Arbeitsflächen und Herd in einer Höhe angebracht sein, die aus dem Sitzen zu erreichen ist. Schränke sollten sich absenken lassen. Eine Greifzange mit langem Stiel kann helfen, Gegenstände vom Boden aufzuheben oder von einem höheren Ort herunterzuholen. Fernbedienungen für z. B. elektrisch betriebene Rollläden und eine größere Anzahl Elektrogeräte erleichtern das Leben ebenfalls. Menschen mit Bewegungseinschränkungen sollten zudem darauf achten, immer ein Telefon (z. B. ein Handy) griffbereit zu haben, um z. B. bei einem Sturz Hilfe holen zu können. Ein Dusch-WC, eine Kombination aus Toilette und Bidet, ermöglicht die Intimhygiene mit Wasser, sodass auf Toilettenpapier meist verzichtet werden kann. Manche Dusch-WCs können neben dem Intimbereich auch den Anus reinigen.

Unzufriedenheit mit der Wohnsituation

Was nützt die schönste barrierefreie Wohnung, wenn man sich eigentlich eine ganz andere Wohnsituation wünscht, z. B. lieber in einer Wohngemeinschaft (WG) leben möchte oder sich in einer Anlage für betreutes Wohnen sicherer fühlen würde? In diesen Fällen sollten Betroffene statt über Umbauten besser über einen Umzug nachdenken. Die neue Wohnung oder das (WG-)Zimmer sollte spätestens beim Einzug barrierefrei erreichbar und weitgehend barrierefrei ausgestattet sein.

Quelle: Befund MS 3/2015

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