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Vulvakrebs

Vulvakrebs ist eher selten, er macht nur etwa 4 bis 5 Prozent aller Genitalkarzinome aus. Frauen, die von Vulvakrebs betroffen sind, leiden meist unter Tumoren an den großen Schamlippen, aber auch die kleineren Schamlippen und die Klitorisregion können betroffen sein.

Vulvakrebs
© iStock - STEEX

Vulvakrebs: Behandlung durch Spezialisten

Obwohl die Zahl der Betroffenen in den letzten Jahren stetig ansteigt, ist Krebs des äußeren Genitale bei Frauen (sog. Vulvakarzinom) insgesamt selten. In Deutschland erkranken daran ca. 3.000 bis 4.000 Frauen pro Jahr. Zumeist betrifft die Erkrankung Frauen zwischen 65 und 70 Jahren, der Anteil von jungen Frauen hat aber in den letzten Jahren ständig zugenommen und beträgt heute bereits 20 %.

Ursache und Untersuchungsmethoden

Eine der Ursachen dafür ist eine Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV). Diese Virusinfektion wird beim Geschlechtsverkehr übertragen und ist u. a. auch die bedeutendste Ursache für Krebs des Gebärmutterhalses. Bei jüngeren Frauen ist das Vulvakarzinom häufiger mit einer solchen Infektion assoziiert, bei älteren Frauen eher mit chronisch entzündlichen Hauterkrankungen. Besonders gefährdet für eine Erkrankung sind Patientinnen mit Störungen des Immunsystems, Raucherinnen und Frauen, die bereits eine Krebsvorstufe oder Krebs des Gebärmutterhalses erlebt haben.

Eine gezielte Früherkennungsuntersuchung für das Vulvakarzinom gibt es bislang nicht. Frühe Anzeichen von Krebs oder seinen Vorstufen können z. B. andauernder Juckreiz, Brennen oder Schmerzen trotz Behandlung mit Cremes oder Zäpfchen, aber auch Knötchenbildung oder blutende Schleimhautveränderungen sein. Die wichtigste Untersuchungsmethode ist die Mikroskopie der Vulva (sog. Vulvoskopie). Insbesondere Krebsvorstufen können oft nur so erkannt werden. Besteht der Verdacht, dass es sich um Krebs oder eine Krebsvorstufe handeln könnte, ist es wichtig eine Probe aus dem Befund zu entnehmen, um Sicherheit zu erlangen. Auf Basis dieser Befunde kann dann am besten eine sinnvolle Therapie geplant werden.

Neue Behandlungsverfahren

Bei Krebsvorstufen der Vulva ist das Ziel der Behandlung zum einen die Behandlung von Beschwerden wie Juckreiz etc., zum anderen die Verhinderung einer Krebsentwicklung aus der Vorstufenveränderung. Als Verfahren stehen hier neben einer Operation (z. B. mit Laser) auch medikamentöse Möglichkeiten zur Verfügung. Hat sich bereits ein Krebs entwickelt, ist dieser oft lokal begrenzt, in den meisten Fällen ist deshalb eine alleinige operative Entfernung ausreichend. U. U. ist jedoch eine zusätzliche Strahlentherapie und/oder Chemotherapie notwendig. Während der Operation wird der Tumor im Bereich der Schamlippen entfernt und ggf. die Leistenlymphknoten.

Das Vorgehen hat sich in den letzten Jahren von einer generellen kompletten Entfernung der Vulva zu einer individuellen an Tumorstadium und Ausdehnung angepassten Therapie verändert. Trotzdem muss, um einen ausreichenden Sicherheitsabstand mit gesundem Gewebe um den Tumor zu erreichen, in manchen Fällen die Klitoris mit entfernt werden, was gerade für die zunehmend betroffenen jüngeren, sexuell aktiven Frauen einen erheblichen Einschnitt bedeutet. Bei der Operation muss deshalb immer eines der wichtigsten Ziele sein, die sexuelle Funktion (Möglichkeit des Geschlechtsverkehrs und Orgasmuserleben) zu erhalten. Die Operationsfolgen müssen präoperativ mit Patientinnen jeden Alters offen besprochen werden. Auch für Patientinnen in fortgeschrittenem Alter hat die Sexualität eine wichtige Bedeutung und sollte von Arzt- und Patientinnenseite angesprochen werden.

Wächterlympknotenverfahren ist Teil der operativen Therapie

Die Entfernung der Leistenlymphknoten stellt i. d. R. das größte Problem für die Erholung nach einer Operation dar. Wiederkehrende Lymphzysten und Wassereinlagerung der Beine sind häufige Probleme nach einem solchen Eingriff. Um Patientinnen diese Schwierigkeiten möglichst zu ersparen, wurde das Wächterlympknotenverfahren in die operative Therapie des Vulvakarzinoms eingeführt. Hierbei wird bei geeigneten Patientinnen gezielt derjenige Leistenlymphknoten markiert und entfernt, den die Lymphe aus dem Krebsgebiet als Erstes erreicht. Nur bei Nachweis von Krebsbefall im Wächterlymphknoten (ca. 20-25 % der Fälle) werden die restlichen Lymphknoten der Leiste entfernt. Einem Großteil der Patientinnen kann dadurch eine komplette Entfernung der Leistenlymphknoten und die damit verbundenen Folgen erspart werden.

Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren

Für betroffene Frauen ist ihre Erkrankung in den meisten Fällen schamhaft besetzt, Probleme, die mit der Erkrankung einhergehen (z. B. Verlust des sexuellen Erlebens), sind gesellschaftlich tabuisiert und selbst mit engen Freundinnen und Familie schwer ansprechbar. Erleichternd kann deshalb ein Gespräch mit anderen Betroffenen sein. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung ist das natürlich nicht immer einfach. Eine Möglichkeit bieten hierbei Selbsthilfegruppen (z. B. VulvaKarzinom-SHG e.V., die maßgeblich im Internet organisiert ist).

Wichtig ist es in jedem Fall, die Behandlung in einem spezialisierten Zentrum durchführen zu lassen. Wegen der Seltenheit der Erkrankung können nur erfahrene Gynäkologen und ggf. auch Strahlentherapeuten mit den Betroffenen gemeinsam das bestmögliche Ergebnis hinsichtlich Heilung aber auch Lebensqualität und sexueller Funktion erzielen. Das Thema Vulvakarzinom zu enttabuisieren und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren wird zukünftig für behandelnde Ärzte und betroffene Patientinnen eine wichtige Aufgabe sein.

Priv.-Doz. Dr. med. Linn Wölber
Hamburg

Prof. Dr. med. Sven Mahner
München

Quelle: Leben? Leben! 4/2012

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