Weitsichtigkeit gehört zu den Abweichungen der Normalsicht, die als Ammetropien oder Fehlsichtigkeit bezeichnet werden. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass bei entspanntem Auge Gegenstände in der Nähe nur unscharf erkannt werden.
Weitsichtigkeit (Hyperopie oder Hypermetropie) gehört zu den Abweichungen der Normalsicht, die als Ammetropien oder Fehlsichtigkeit bezeichnet werden. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass bei entspanntem Auge Gegenstände in der Nähe nur unscharf erkannt werden. Bei der auch als Übersichtigkeit bezeichneten Fehlsichtigkeit ist der Augapfel des Betroffenen im Verhältnis zu seiner Brechkraft zu kurz oder die Linse zu wenig gekrümmt. Weitsichtigkeit tritt bei etwa einem Viertel der Bevölkerung auf, bleibt aber häufig lange unbehandelt, weil das Auge einen Ausgleich (Akkomodation) vornimmt. Eine Behebung der Weitsichtigkeit ist mittels Brille oder Kontaktlinsen möglich.
Bei Menschen mit Normalsicht treffen die Lichtstrahlen, die durch die Pupille in das Auge einfallen, auf der Netzhaut auf dem Punkt des schärfsten Sehens zusammen. Bei Weitsichtigkeit verschiebt sich der Brennpunkt durch die Kürze des Augapfels bei entspanntem (nicht akkomodiertem) Auge hinter die Netzhautebene und ein unscharfer Seheindruck entsteht. Gegenstände in der Ferne werden dabei schärfer gesehen als nahe Objekte, mit zunehmendem Alter lässt allerdings die Verformungsfähigkeit der Linse nach und auch weiter entfernte Gegenstände werden oft nicht mehr scharf gesehen.
Weitsichtigkeit ist in der Regel erblich bedingt. Ursache ist entweder eine sogenannte Brechungshyperopie, bei der die Brechkraft des Auges abweicht oder eine sogenannte Achsenhyperopie, die durch einen zu kurzen Augapfel bedingt ist. Zahleiche angeborene Erkrankungen des Augapfels gehen mit einer Weitsichtigkeit einher, die allein allerdings keine Erkrankung, sondern eine Variante der normalen Augenentwicklung darstellt. In seltenen Fällen bedingt ein gänzliches Fehlen der Linse oder deren Fehlstellung die Weitsichtigkeit.
Gerade bei Kindern oder Jugendlichen, die an Weitsichtigkeit leiden, ist ein Ausgleich des unscharfen Sehens bei entspanntem Auge möglich, indem die Betroffenen zur Herstellung einer verstärkten Naheinstellung den sogenannten Ziliarmuskel anspannen und damit die Brechkraft des Auges anpassen. Der Ziliarmuskel dient normalerweise zur Scharfstellung der Linse bei der Umstellung des Auges zwischen Nah- und Fernsicht. Diese Akkomodation genannte Anpassung stellt eine Anstrengung dar, die häufig mit Augenschmerzen oder Kopfschmerzen verbunden ist. Diese Symptome treten insbesondere beim Lesen oder vor dem Computer auf. Die Fähigkeit zur Akkomodation lässt im Alter nach, was zu einem Arztbesuch und zu einer häufig erst späten Diagnose von Weitsichtigkeit führt.
Die Dauerbeanspruchung der Augen bei Menschen mit unbehandelter Weitsichtigkeit führt neben Kopf- und Augenschmerzen auch zu Augenbrennen, chronischen Augenentzündungen oder vermehrtem Tränenfluss. Rasche Ermüdung, verschwommenes Sehen und Erschöpfung können die Folgen sein.
Weitsichtigkeit liegt bei etwa 20–25 % der Bevölkerung in westlichen Ländern vor. Ursache ist häufiger die Achsenhyperopie mit verkürztem Augapfel als die durch zu geringe Brechkraft des Auges bedingte Hyperopie. Ein Verlauf ist bei Weitsichtigkeit selten, auch in steigendem Alter verschlechtert sich die Fehlsicht in der Regel nicht. Eine Vorbeugung ist außer in der Behandlung von Krankheiten, die Weitsichtigkeit bedingen, nicht möglich. Eine aufmerksame Beobachtung des Sehverhaltens bei Kindern seitens der Eltern ist sinnvoll, um eine eventuelle Weitergabe der Weitsichtigkeit frühzeitig zu erkennen.
Die Diagnosestellung erfolgt bei Weitsichtigkeit durch den Optiker oder Augenarzt. Dazu wird die Brechkraft des Auges im Rahmen einer sogenannten Refraktionsbestimmung bestimmt. Eine leichte Weitsichtigkeit muss in der Regel nicht behandelt werden, wenn eine scharfe Nah- und Fernsicht gewährleistet ist. Besteht der Verdacht auf Erkrankungen, die die Weitsichtigkeit bedingen, sollte ein Besuch beim Augenarzt erfolgen.
Behandelt wird Weitsichtigkeit i. d. R. durch eine Brille oder Kontaktlinsen, die durch sogenannte Sammelgläser das Licht bündeln und dafür sorgen, dass sich die einfallenden Lichtstrahlen auf der Netzhaut bündeln und so eine Scharfsicht möglich machen. Aus ästhetischen Gründen entscheiden sich einige Patienten zu einer Laserbehandlung der Augen. Eine Korrektur der Weitsichtigkeit ist besonders bei kleinen Kindern wichtig, um eine mögliche Wiederherstellung der Normalsicht nicht zu verhindern. Außerdem kann die Anpassung der Sehschärfe an die Entfernung zu einem sogenannten Einwärtsschielen führen, das unbehandelt eine bleibende Störung bedeutet.
Weitsichtige Menschen tragen ein erhöhtes Risiko, einen Grünen Star (Glaukom) zu entwickeln. Regelmäßige Kontrollen des Augeninnendrucks beim Augenarzt sind daher bei einer diagnostizierten Weitsichtigkeit wichtig. Bei einer Behandlung der Weitisichtigkeit per Laseroperation können, wie bei jedem operativen Eingriff, weitere Komplikationen auftreten. Dazu gehören die Narbenbildung auf der Hornhaut oder deren Entzündung sowie die Möglichkeit, im schlimmsten Fall einen Teil seiner Sehschärfe oder das gesamte Auge zu verlieren. In der Regel besteht das größte Risiko in der Unter- oder Überkorrektur der Weitsichtigkeit.
Barbara Kliem