Krebs ist eine vielschichtige Krankheit. Man versteht darunter jede Veränderung eines Gewebes, bei der die Zellen sozusagen ihre Differenzierung verlieren und daher autonom, also selbstständig wachsen können.
Um dieser Nebenwirkung, auch Neuropathie genannt, vorzubeugen, hat sich die Kühlung von Händen und Füßen während der Infusion bewährt. Anfangs wurden dazu herkömmliche Kälteakkus verwendet, die in Socken oder Waschlappen gesteckt wurden. Dies ermöglicht jedoch keine Steuerung der Temperatur und ist außerdem nicht sehr komfortabel.
Daher wurden Kältehandschuhe und -socken entwickelt, die während der Chemotherapie-Gabe sowie davor und danach getragen werden. Die Wirkung der Kältetherapie beruht darauf, dass Kälte die kleinen Blutgefäße verengt, wodurch weniger nervenschädigende Substanz in Hände und Füße gelangt.
Werden neuropathische Beschwerden während der Chemotherapie sehr stark und hindern durch Schmerzen oder Empfindungsstörungen Patientinnen daran, ihren Alltag zu bewältigen, kann auch die Dosis des Chemotherapeutikums verringert werden. Da dies möglicherweise die Wirksamkeit der Therapie schmälert, sollte eine solche Maßnahme sorgfältig abgewogen werden.
Eine Neuropathie kann auch nach Abschluss der Chemotherapie andauern. Hilfreich können Physiotherapie und Ergotherapie sein. Bei der Ergotherapie werden Alltagsfähigkeiten wie Greifen und Tasten trainiert, denn durch viele unterschiedliche Tastreize erholt sich das Nervensystem. Physiotherapeutische Übungen fürs Gleichgewicht und zur Koordination trainieren nicht nur die Nerven der Fußsohlen, sondern mindern auch das Sturzrisiko.
Quelle: Leben? Leben! 1/2022