Eine Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung, die aufgrund einer Schädigung des Hirns auftritt. Die Folge einer Aphasie muss dabei nicht zwingend ein totaler Sprachverlust sein, sondern es können unterschiedliche Schweregrade einer Sprachstörung auftreten.
Der Begriff Aphasie entstammt dem Griechischen und bedeutet „ohne Sprache“. Auf ein Krankheitsbild bezogen wird er mit dem Wort „Sprachverlust“ übersetzt. Eine Aphasie ist also eine erworbene Sprachstörung, die aufgrund einer Schädigung des Hirns auftritt.
Die Folge einer Aphasie muss dabei nicht zwingend ein totaler Sprachverlust sein, sondern es können unterschiedliche Schweregrade einer Sprachstörung auftreten. Die von einer Aphasie Betroffenen können nicht mehr richtig verstehen und sprechen sowie lesen und schreiben. Wichtig ist es, sich darüber im Klaren zu sein, dass Menschen, die unter einer Aphasie leiden, nicht geistig behindert sind. Ihr logisches Denken und die Erfassung und Beurteilung von Situationen sind nicht eingeschränkt.
Das menschliche Gehirn ist ein äußerst komplexes Gebilde aus Nervenverbindungen. An Vorgängen wie dem Verstehen und Verwenden von Sprache sind verschiedene Bereiche beteiligt, es lassen sich jedoch Schwerpunkte erkennen.
Das Gehirn besteht aus zwei Anteilen, der rechten und der linken Gehirnhälfte. Beide Hälften stehen eng miteinander in Verbindung, unterscheiden sich aber in ihrer Arbeitsweise und den Aufgabengebieten, die sie verarbeiten. Es wird angenommen, dass Sprachverständnis und Sprachbildung von der linken Gehirnhälfte ausgehen. Daher sind vor allem Menschen mit einer Schädigung der linken Hirnhälfte von einer Aphasie betroffen.
Um aus einem Gedanken einen gesprochenen Satz zu bilden, sind verschiedene Schritte notwendig. Zuerst werden im innerlichen Lexikon Worte mit der korrekten Bedeutung gewählt, dann müssen grammatikalische Merkmale wie Wortform und Wortstellung bestimmt werden, bis schließlich das Lautmuster programmiert und der Satz ausgesprochen werden kann. Auch beim Verstehen von Sprache werden diese Schritte durchlaufen, wenn auch in einer anderen Reihenfolge. Gehörte Lautmuster werden in ihrer Kombination analysiert und schließlich mit einer Bedeutung verbunden. Bei der Sprachbildung und beim Sprachverständnis machen schon Kleinigkeiten einen großen Unterschied:
Bei einer Schädigung eines oder mehrerer Systeme, die an der Sprachbildung und dem Sprachverständnis beteiligt sind, kann es somit zu unterschiedlichen Störungsformen der Sprache kommen. Die Aphasie ist dadurch sehr vielfältig in ihrer Symptomatik.
Der Schweregrad einer Aphasie hängt im Allgemeinen vom Ort und Ausmaß der Hirnschädigung ab. Die Aphasie kann sich symptomatisch in den vier verschiedenen Bereichen des Sprachgebrauches äußern:
Viele Menschen mit Aphasie haben Mühe, sich vor allem spontan zu äußern. Manche von einer Aphasie Betroffene können nur Silben bilden. Andere sprechen sehr langsam, schaffen es aber, Wörter zu formen. Wieder andere Aphasie-Patienten haben weniger Probleme mit der Bildung und dem Aussprechen von Wörtern, sie finden aber die passenden Begriffe nicht. Manche Personen mit Aphasie sprechen flüssig, verwechseln aber Laute und Worte.
Oft bestehen bei einer Aphasie Probleme beim Schreiben. Es werden Buchstaben vertauscht, hinzugefügt oder ausgelassen. In vielen Fällen von Aphasie werden die Wörter zwar richtig geschrieben, oft aber mit einem bedeutungs- oder klangähnlichen Wort verwechselt. Es gibt jedoch auch Betroffene, die Wörter verwechseln, ohne dass eine Ähnlichkeit zum eigentlich verwendenden Wort vorliegt. Für alle Aphasiker mit Schreibproblemen lässt sich festhalten, dass das Schreiben komplexer Mitteilungen sehr schwierig ist.
Menschen mit Aphasie haben häufig große Probleme mit dem Sprachverständnis. Infolge der Aphasie verstehen sie zum Teil nur einzelne Worte, nicht aber den komplexen Zusammenhang eines Satzes. Anhand der Mimik und Gestik des Gesprächspartners sowie der vorliegenden Situation können jedoch oft Bedeutungen erschlossen werden. Dies hat zur Folge, dass das Sprachverständnis von Menschen mit Aphasie häufig überschätzt wird.
Das Lesen bereitet den von Aphasie Betroffenen oftmals große Schwierigkeiten, da hier die Bedeutung allein anhand der Wörter erschlossen werden muss. Das Lesen einer Zeitung ist für Personen mit entsprechenden Schwierigkeiten teilweise dennoch möglich, da hier durch Bebilderung und das Hintergrundwissen des Aphasikers über ein Thema der Inhalt zum Teil erahnt werden kann. Das Lesen eines Buches hingegen gestaltet sich für Aphasiker deutlich problematischer.
Eine Aphasie schränkt die Betroffenen in ihrem täglichen Leben stark ein. Oft ist es ihnen durch die Aphasie nicht mehr möglich, Diskussionen in der Familie oder im Freundeskreis zu verfolgen und sich mit eigenen Argumenten einzubringen. Viele Informationen und Zusammenhänge entgehen den Betroffenen, sodass eine Mitbestimmung des Familienlebens oder der Aktivitäten im Freundeskreis den Aphasikern nur schwer gelingt. Auch die Möglichkeit, den zuvor ausgeübten Beruf wieder aufnehmen zu können, hängt stark von eventuellen zusätzlichen Beeinträchtigungen, dem Therapieerfolg und den sprachlichen Anforderungen des jeweiligen Berufes ab.
Lydia Köper